KRITIK: JEAN-CLAUDE VAN DAMME SPECIAL #11: OHNE AUSWEG

© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH
© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH

Autor: Tom Burgas

Leute, Leute, Leute, was war das damals eine geile Zeit für Actionfans. Egal ob die Großen wie Stallone und Schwarzenegger oder die kleineren wie Gary Daniels oder Michael Dudikoff. Fast im Wochentakt bekamen wir auf der Leinwand oder dem Fernseher unsere neuesten Actionabenteuer. Besonders Jean-Claude Van Damme schien einen Lauf zu haben, positionierte er sich schon immer gefühlt genau zwischen beiden Lagern. Mit DOUBLE IMPACT und vor allem UNIVERSAL SOLDIER zeigte er allerdings, dass er ganz klar zu den Königen gehören will und da eine ständige Weiterentwicklung bei ihm zu sehen war freute man sich auf das nächste Bombast-Spektakel. Einen Vertrag mit Columbia über 3 Filme gab es auch frisch obendrauf. Nun ja und dann kam NOWHERE TO RUN aka OHNE AUSWEG und enttäuschte. Nicht weil der Film per se scheiße ist, sondern van Damme wirklich was anderes machte und man vor allem vom Cast hinter der Kamera mehr erhoffen durfte. Aber alles auf Anfang.

Die Geschichte ist wie so oft schnell erzählt: van Damme wird aus einem Gefängnisbus befreit, versteckt sich irgendwo im Wald, dort lernt er eine Familie kennen, die Hilfe vor Bössköppen braucht und fertig ist die Bierdeckelstory.

Was hier ein klischee-, aber auch spaßhaftes Actionbrett hätte werden können, wurde tonal mehr und mehr in die Dramaaspekte gedrückt. Mehr als man vorher hätte vermuten können. Hauptverantwortlich dürften die Drehbuchschreiber sein, die keine Nullnummern waren oder sind. Joe Eszterhas war der Herr, der ein Vermögen für sein BASIC INSTINCT-Script erhielt, welcher nur ein Jahr vorher erschien. Der zweite Writer ist Richard Marquand, der Regisseur von DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER. Als würde das noch nicht reichen nahm auf dem Regiestuhl Robert Harmon platz, der bis heute ein guter Genreregisseur ist und sich durch HITCHER-DER HIGHWAYKILLER einen Kultstatus sicherte. Interessierten sei seine 9-teilige JESSE STONE-Filmreihe ans Herz gelegt, die hier zu Lande leider sehr stiefmütterlich behandelt wird, aber einen wunderbaren Tom Selleck zu bieten hat.

 

© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH
© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH

Schaut man sich diese Voraussetzungen an, sieht man NOWHERE TO RUN mit ganz anderen Augen und versteht wohl auch, warum die Geldgeber das Vehikel als sichere Sache sahen. Leider wurde an dem Drehbuch bis zum Drehstart wohl viel rumgespielt, so dass die Schreiber vom Original-Script bis heute Abstand vom Endprodukt nehmen.

Aber ist der denn wirklich so scheiße? Ich sage klar nö. Nur suggerieren die großen Namen eben einen Film mit Tiefgang und den hat man hier nur im Ansatz, er ist merklich da und unterscheidet sich dadurch eben von einem puren Actionbrett, die Ausrichtung ist aber trotzdem klar in Richtung Schläge und Tritte gedreht.

Außerdem macht er generell viel zu viel richtig. Allein die Flucht am Anfang bietet eine wunderbar klare Kamera und hier und da einen feinen One-Liner, Gefühle werden auch schon gezeigt, schließlich stirbt van Dammes Freund bei der Aktion, den hätte man wohl eh nicht gebraucht. Dann Auftritt Rosanna Arquette, die schon immer wegen ihrem Stupsnäschen und ihrer 2 tollen Augen bekannt ist. Sie gibt in ihrer Opferrolle eine ganze nette Performance, hat aber nicht viel zu tun. Später sagte sie auch aus, dass sie die Arbeit mit Van Damme nicht mochte und sie nur wegen einiger guter Stellen im Script zusagte. Vielleicht auch eher wegen Mel Gibson, der in einer frühen Phase die Hauptrolle übernehmen sollte. Die Kinder (mit dabei Kieran Culkin, dem Bruder von KEVIN) nerven auch nicht, somit auch hier alles im Grünen.

 

600px-NTR_17
© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH

Bei der Böskoppseite haben wir zum einen Kult-Arschloch Joss Ackland der schon Riggs und Murtaugh das Leben schwer machte und fast 200 Einträge als Schauspieler vorzuweisen hat. Den Vogel abschießen tut aber Ted Levine, der bis heute immer noch in vielen und namhaften Produktionen beteiligt ist, zuletzt als ähnlicher dreckiger Bastard in JURASSIC WORLD 2. Auch wenn er eine beeindruckende Vita vorzuweisen hat, dürfte er für die meisten auf ewig mit SCHWEIGEN DER LÄMMER in Verbindung gebracht werden, in welchem er den Mörder BUFFALO BILL gab (Goodbye Horses anyone?).

Bilder passen, Schauspieler machen Spaß, kommen wir also zur Action. Und hier strauchelt NOWHERE TO RUN einfach merklich. Die Fans erwarteten von dem Belgier einfach mehr davon, als das was hier geboten wird. Tatsächlich tretet diese eher spartanisch auf und ist dann weniger energiegeladen als erhofft. Nicht, dass sie nicht mitreißen, aber emotionsgeladen ist was anderes. Dann bekommen hier mal kurz ein paar Lausbuben in die Fresse und da wird das Motorrad durch den Wald gejagt, aber in Erinnerung bleibt davon nichts. Vor allem dem Showdown fehlt es an Impact, besonders da Ted Levine vorher mächtig auf dicke Hose macht und dann nicht liefert. Hier hätte man wunderbar einen strategisch versierten Psychopathen gegen einen Nahkämpfer ins Feld schicken können, aber nüscht ist. Da kann man die Fans schon verstehen. Besonders da die romantischen Szenen mehr Platz als nötig bekommen. Selbstredend hält van Damme auch wieder seinen Arsch in die Kamera und darf on Cam an ein paar Brüsten rumspielen, nur sein Spagat fehlt für den Jean-Claude Hattrick.

 

nowhere-to-run
© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH

Bei Kritik, den Fans und dem Einspiel war der Unmut dann zu sehen. Während die Kritik sich schon immer querstellte, stimmten hier die Zahlen nicht so sehr wie sich die Produzenten es gewünscht hatten. Bisher spielten seine Filme immer mehr ein, prozentual zum Budget gesehen. In Amerika konnte er ein wenig mehr als sein Budget von 15 Mio. einspielen, bekam jedoch aus dem Rest der Welt noch rund 30 Mio. dazu. Am Ende des Tages spricht man von ca. 52. Mio.$ weltweit. Da der Videothekenmarkt noch florierte dürfte er immer noch einen feinen Gewinn eingefahren haben, von einem riesen Hit sind wir aber weit entfernt.

Bei der Auswertung gab es hierzulande keine Probleme. Schon immer besaß er einen FSK 18-Flatschen, egal ob auf VHS, DVD oder, besonders groß und fest auf der Front, auf Blu-Ray. Extras gab es leider nie. Auch weltweit ist mir keine Fassung bekannt bei der es anders ist. Da die wichtigsten Parteien den Film als eher unschön in Erinnerung haben dürfte sich da auch wenig ändern (Van Damme wurde eigentlich zugesagt, dass das Drehbuch noch geändert wird, was nicht eintraf).

 

Ohne Ausweg - Bewertung

Blu-Ray-Cover und Bilder © Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH. All Rights Reserved.

 


 

VAN DAMME SPECIAL #11 – OHNE AUSWEG

 

 

Nachdem sich Jean-Claude Van Damme mit Hits wie GEBALLTE LADUNG und UNIVERSAL SOLDIER endgültig in die A-Liga der Actionstars in Hollywood gekämpft hatte, schlug er in OHNE AUSWEG etwas sanftere Töne an. Zwar ließ er es auch hier knacken, doch rückten hier für Van Damme Fans bis dato etwas ungewohnte Elemente wie Lovestory und Charaktertiefe in den Vordergrund. Sehenswert ist der Film allemal, was Tom und Kevin in unserem aktuellen Van Damme Special sowohl unterhaltsam als auch argumentativ zu belegen versuchen.

Liebe Hörer, stöpselt Eure Kopfhörer an und hört ohne Umwege unseren OHNE AUSWEG Podcast. Es lohnt sich!

 

PS: Ihr könnt uns ab sofort auf Patreon unterstützen :-).
www.patreon.com/cineentertainmenttalk

 

Liebe Grüße, Euer Team von www.entertainment-blog.net