KRITIK: TERMINATOR: DARK FATE

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© Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Autor: Tom Burgas

Für jeden Cineasten ist Terminator natürlich eine Herzensangelegenheit.

Arnie, Cameron, Gale Ann Hurd, Akzentsetzung was B-Movies und später Effektkino angeht. Sci-Fi und Kommerz-Ballerkino besaß auf einmal Herz und Epik. Zuerst dominierte man den Videomarkt und daraufhin war man der erste Film der über 100. Mio kostete. Oscars und ein riesen Einspiel waren die Folge. Alles passte perfekt und Filmgeschichte wart geschrieben.

Ich habe keine großen Probleme mit Teil 3, 4 und 5. Nur wurde nie verstanden was gebraucht wird um genauso zu funktionieren, eben mehr als ein großes Budget. Es fehlte das Herz. Story und Charaktere ordneten sich CGI, Geballer und schlechten Witzen unter. Dass sich die Geschichte eher nur wiederholte erschwerte alles. Außer Teil 4, aber der Regisseur nennt sich immer noch McG, was will man da noch argumentieren? Generell ist die Wahl der Regisseure scheinbar trivial getroffen worden. TERMINATOR braucht Handschrift, einen Christopher Nolan, David Fincher oder den Typen von BLADE RUNNER 2049, dessen Namen ich immer falsch schreibe.

Nun also TERMINATOR: DARK FATE. Der erste Fakt der das alles ins Rollen brachte war wohl der, dass James Cameron, Vater des Franchise, die Rechte wieder besaß. Leider produziert er nur und steuerte Teile des Drehbuches hinzu. Allerdings muss man auch eingestehen, dass er schon lange nicht mehr den Stand von früher hat. TITANIC liegt schon lange zurück und seine Forschung in der Tiefe und der Technik in allen Ehren, aber filmisch kam nur AVATAR und der war im besten Fall diskutabel. Leider strömte der Trailer dann genau das aus, wovor man Angst hatte: austauschbare CGI-Ware. Auch die Poster-Artworks waren einfach lustlos. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

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© Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Ich bin nun allerdings recht guter Dinge. Alles wovor ich Angst hatte traf ein, jedoch nicht in einem Maße welches mich ärgert. Es ist Popcorn, auf keinen Fall mehr, jedoch auch nicht weniger.

Die ersten 20 Minuten bilden eine Ausnahme. Die sind so zerfahren, handwerklich schlecht und was das Storytelling angeht ganz große peinliche Scheiße. Es wird probiert den Anfang von Teil 2 zu imitieren. Von der Idee nicht übel, samt T-800er die aus dem Wasser steigen. Jedoch macht es absolut keinen Sinn, wenn man nur einmal über die Story nachdenkt, die einem später aufgetischt wird. Viel schlimmer ist allerdings die weitere Szene, in der wir Figuren aus den alten Teilen sehen, diese jedoch per Computer verjüngt wurden und das sieht einfach nur lächerlich aus. Selbst TRON: LEGACY hatte das besser hinbekommen. Bevor man sich darüber ärgern kann, geht die Action jedoch los, ohne auch nur den Hauch einer Charaktereinführung zu bekommen. Hier merkt man schnell, dass Tim Miller seiner Geschichte und seinen Figuren wohl selber kaum über den Weg traut und lieber alles mit Knalleffekten übertüncht.

Auch gefällt mir der reingezwungene Zeitgeist überhaupt nicht. Der ganze Genderquark nervt gerade zum Ende hin, da einfach nur plakativ und dank schlechtem Drehbuch unglaubwürdig. Zudem muss es natürlich Mexiko sein, welches wie in 90% aller Fälle einfach kalt und einseitig wirkt, plus klischeehaften Dauer-Gelbfilter.

 

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© Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Umso mehr der neue TERMINATOR allerdings voranschreitet, umso mehr fängt er sich. Zu keiner Minute besitzt er eine Epik, trotzdem macht er immer mehr Spaß. Das liegt vor allem an Linda Hamilton, die sich voll reinhängt und wieder mal zeigt, dass sie im Grunde die mit den dicksten Eiern ist. Diese Frau hat Spaß, die kann schauspielern und man nimmt ihr beides ab, das mitfühlende sowie das kämpferische. Allerdings muss man auch McKenzie Davis loben. Als modifizierter Mensch sowas wie ein Terminator light, merkt man ihr die harte Vorbereitung an. Allein rein körperlich ist sie in ihrer Wucht einfach ein Hingucker. Einzig Natalia Reyes als neue Schutzbefohlene ist komplett scheißegal. Alles um sie herum hat später TERMINATOR 4-Vibes, wenn ähnliche Szenen wieder beweisen dass eben nur die wenigstens eine hoffnungslose Zukunft inszenieren können.

Und jetzt zu den wichtigsten Figuren auf dem Brett, den mordenden Blechbüchsen. Hier kann man aufatmen. Gabriel Luna macht das Beste aus seiner Rolle und hat eine komische unterschwellige Bösartigkeit. Er ist kein Robert Patrick, aber DARK FATE ist ja auch kein JUDGMENT DAY. Trotzdem würde er den T-X, als Beispiel, im Vorbeigehen platt machen. Es wird leider nie geklärt was der nun eigentlich warum kann und warum er genauso aussieht und wirkt wie von Skynet gebaut. Ich mag nicht spoilern, aber das dürfte weniger der Fall sein. Aber egal, gerade wenn am Ende sich alle Parteien gegen ihn in Stellung bringen, wirkt es zwar wie Marvel, aber trotzdem hat man ein wunderbares „jetzt bekommst du deinen Metallarsch verprügelt“-Grinsen in der Fresse.

 

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© Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Natürlich mischt auch Arnie mit und da muss man leider sagen. dass hier eine der größten Peinlichkeiten der Filmgeschichte auf die Leinwand gekotzt wird: seine Backstory. Die ist so Panne dass ich es nicht glauben konnte. Da wünscht man sich die Elton John Brille oder die aufblasbaren Titten aus Teil 3 wieder zurück. Warum zum Teufel muss der T-800 eine Witzfigur sein? Die Action und seine Taten im Film sind allerdings ok und leiden nur in Einzelszenen unter dem genannten Punkt. Action kann er immer noch und das kann der Film generell. Man lässt einen selten durchpusten und die Settings sind recht abwechslungsreich. Die Szene im Flugzeug sticht recht nett raus. Das erinnert an DIE MUMIE, nur eben mit so RICHTIG Krawumm. Wirklich erinnerungswürdige Szenen kann man jedoch nicht schaffen. Daher probiert man es hier und da mit Fanservice, welcher aber völlig ok ist. Nur  am Ende hat man ein exemplarisches Beispiel dafür was damals funktionierte und hier so gar nicht. Warum man damals mit feuchten Augen einen metallenen Vaterersatz wollte und man sich bei DARK FATE höchstens darüber aufregt, dass sogar der Score am Ende in eine Mexiko-Sombrero-Version verunstaltet wird.

TERMINATOR: DARK FATE, tut, wie schon die vorigen Teile nur manchmal so weh, weil man bessere Zeiten kennt und man zugeben muss dass er für sich allein wenig bestehen kann, er sich generell nichts eigenes traut. In meinen Augen braucht es keinen Arnie mehr, kein krankhaftes Festkrallen an die Bruchstücke des Originals.

 

Terminator - Dark Fate

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