KRITIK – SING STREET

© Studiocanal
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Autor: Tom Burgas

Zum Inhalt: Irland in den Achtzigern. Vor dem Hintergrund von Rezession und Arbeitslosigkeit wächst der jugendliche Conor in Dublin auf. Als Außenseiter in der Schule gebrandmarkt, flieht er in die Welt der Popmusik und träumt nebenbei von der unerreichbaren, schönen Raphina. Seine Idee: Er lädt Raphina ein, im Musikvideo seiner Band aufzutreten. Sein Problem: Er hat gar keine Band, kann noch nicht mal ein Instrument spielen. Aber sein Plan darf auf keinen Fall scheitern. Also gründet er mit ein paar Jungs aus der Nachbarschaft kurzerhand eine Band und voller Leidenschaft schreiben sie ihre ersten Songs…

John Carney – irgendwann muss ich dem mal einen freundlichen High Five verpassen, schließlich gibt es viel zu wenige Musikfilme oder Filme über Musik, die nicht in endlosem Kitsch enden. Was nicht immer schlimm ist, aber eben keinen realistischen Touch mehr besitzt. Und genau dem Ganzen schafft er mit seinen beiden fantastischen Genre-Beiträgen „Once“ und „Can A Song Save Your Life?“ Abhilfe und schließt somit diese kleine Lücke. Beides sind Kritikerlieblinge, die sich nach und nach eine kleine Fanbase geschaffen haben und das völlig zu recht.

 

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Zumal auch sein derzeitiger Output einen Teufel tun wird und sich in ein anderes Genre verirrt. Und als wäre das nicht schon genug Vorfreude, verlagert er das Ganze diesmal auch noch in die 80er. In Irland an einer jesuitischen Privatschule, in der der Hauptcharakter eine Band gründen will. Ganz nach Vorbild der Musikvideos, die er aus dem Fernsehen kennt……Probleme sind also eindeutig vorprogramiert, denn vom Musik machen hat er natürlich erstmal nicht die geringste Ahnung. Dass er das Ganze im Grunde nur für ein Mädchen macht, gehört ja wohl zusätzlich zum guten Ton.

Ich werde nie verstehen, warum solche Filme so gut wie nie großen Erfolg haben und ständig staubig aus irgendeiner Nischenschublade gezückt werden müssen. Wenn man sie aber Leuten zeigt, ist fast jeder begeistert. „Sing Street“ kann sich nahtlos einreihen. Ich könnte mir z.B. über eine Stunde Van Damme´s Tanz aus „Kickboxer“ angucken und ich hätte nicht solch ein dickes Grinsen im Gesicht wie nach diesem Film. Wieder einmal gelingt Regisseur John Carney ein Feelgood-Movie, die es viel zu selten im Kino gibt. Im Gegensatz zu „Can A Song Save Your Life?“ hier allerdings nicht Erwachsene im Fokus, sondern das klischeehafte chaotische Gefühlsleben eines Teenagers. Das ist in keinster Weise negativ gemeint. Solange die Klischees sympatisch funktionieren, erwarte ich kein kompliziertes Figurenkonstrukt, welches wohl nur stören würde. Nein, hier wird  für den pubertären, reinen Drang nach Freiheit , für Frauen und für den Zusammenhalt untereinander eine Band gegründet und das so poppig wie es nur in den 80er-Jahren sein konnte. Ich wünschte die Band gäbe es wirklich, denn die Songs der sympatischen Truppe haben ordentliche Ohrwurmqualität. Hier wurde eindeutig von den Besten geklaut. Wer jetzt denkt, dass es durch die Jugendlichen dann doch schneller zum Kitsch kommen kann irrt, denn Carny wusste schon immer wann er genau im richtigen Moment die Bremse zieht.

 

sing-street-bewertung

Ab dem 06. Oktober 2016 auf Blu-ray™, DVD und VOD erhältlich!

 

COUCH-KRITIK #2 – REVIEW TALK – SING STREET

 

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