KRITIK – RAGE – TAGE DER VERGELTUNG

© Ascot Elite Home Entertainment (Vertrieb Universum Film)
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Autor: Kevin Zindler

Zum Inhalt: Ein Ehemann (John Travolta) übernimmt die Ermittlungen im Mordfall an seiner Frau (Rebecca De Mornay) selbst, nachdem ihn das Gefühl nicht loslässt, dass die Polizei nicht in der Lage ist, den Schuldigen zu fassen. Damit liegt er gar nicht so falsch, denn schon bald stößt er auf Korruption in den Reihen der Gesetzeshüter. Nun gibt es für ihn nur eine Lösung: Er muss das Gesetz selbst in die Hand nehmen und Gerechtigkeit über die bringen, die ihre Position und Macht schamlos ausnutzen.

Bruce Willis, Nicolas Cage oder Clive Owen. Hierbei handelt es sich nur um eine kleine illustre Auswahl ehemals großer Kino Namen, welche zuletzt fast ausschließlich in Filmen spielten, die direkt für den Heimkino-Sektor produziert wurden (oder nur limitiert ins Kino kamen). Diesem prominenten Club ist jetzt auch kein Geringerer als John Travolta beigetreten.

 

© Ascot Elite Home Entertainment (Vertrieb Universum Film)
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Ja, auch mit derartigen Produktionen lässt sich Geld verdienen – zumindest garantieren große Namen den Studios und Produzenten rentable DVD/TV-Verkäufe, was zumindest den wirtschaftlichen Aspekt erklärt und nachvollziehbar macht. Für die Schauspieler – je nach eigenen Ambitionen – ist dies aber ein Abstieg auf Raten, denn der Ruhm vergangener Tag wird dadurch nicht wieder hergestellt. Doch auch Schauspieler müssen Rechnungen zahlen, wollen einfach weiter arbeiten oder sind mit dem zufrieden, was sie in großen Zeiten erreicht haben.

Der „Direct to DVD“ Markt, ein Markt, in dem sich Action-Schwergewichte wie Steven Seagal seit Jahren räkeln und Pudel (siehe Frisur) wohl fühlen. Filme, die nicht selten ein 20 Millionen Dollar Budget haben und vor Jahren noch locker ins Kino gekommen wären, gehen heutzutage ohne Umschweife den Weg in die Verkaufsregale der Supermärkte. Jedoch möchte man meinen das Travolta und Cage immer noch andere Kaliber sind als – bei allem Respekt – der fleischgewordene „Blob“ Seagal! Ja sind Sie! Doch Fakt ist, dass auch die ehemaligen Superstars kleinere Brötchen backen müssen. Davon abgesehen, dass alle Drei den scheinbar gleichen (miesen) Perückenmacher zu haben scheinen, unterscheiden sich deren Produktionen nicht nur durch die unterschiedlichen Budgets voneinander, sondern auch von anderen elementaren Standards, ohne Seagal Filme (nur ein Beispiel) jetzt als schlecht deklarieren zu wollen, denn auch diese haben – mal mehr, mal weniger – ihre Qualitäten. Um es aber noch einmal zu veranschaulichen: Damals konkurrierte die Handkante eben mit Van Damme Filmen wie UNTIL DEATH (2007) und nicht mit Streifen wie NOVEMBER MAN (DVD-Premiere in Deutschland / 2014) mit Pierce Brosnan oder dem hier vorliegenden RAGE. Trotz dieser qualitativen Unterschiede buhlen all diese Filme nun um die Gunst der fast identischen Zielgruppe.

 

© Ascot Elite Home Entertainment (Vertrieb Universum Film)
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John Travolta hat schon alle UPS and DOWNS des Filmgeschäfts erlebt. Der heute 62 jährige Amerikaner erlangte 1977 mit SATURDAY NIGHT FEVER Weltruhm. Anfang der neunziger Jahre ging es mit seiner Laufbahn steil bergab, bevor ihn Regie-Mastermind Quentin Tarantino mit PULP FICTION zu einem Comeback verhalf. Seitdem war der Frauenschwarm mit den einprägsamen Grübchen wieder dick im Geschäft. Ein großes Karriere-Highlight stellt seine Zusammenarbeit mit John Woo dar, mit dem er BROKEN ARROW (1996) und den genialen FACE OFF (1997) drehte. Sein Partner in dem Film war Nic Cage, der übrigens zuerst für die Hauptrolle in I AM WRATH – so der Original-Titel von RAGE – vorgesehen war. Doch nach Verzögerungen und diversen anderen Problemen stiegen Cage und Regisseur William Friedkin aus. Travolta übernahm die Rolle und bekam mit Chuck Russel (THE SCORPION KING, 2002) einen renommierten Regisseur zur Seite gestellt. Das Ergebnis ist eine ideenlose und fade Genre-Kost, die durch die routinierte Regie Russels und den teils gut aufgelegten Cast gerade so die Kurve bekommt. In Anbetracht der vielen Möglichkeiten sehr enttäuschend, doch vom Haare raufen wird der Film nicht besser, womit man letzten Endes ohnehin in Gefahr laufen würde, den ominösen Perückenmacher aufsuchen zu müssen…und seine Arbeit kennen wir bereits.

RAGE ist ein Revenge-Film im Stile von TAKEN (2009) ohne jedoch nur (Haar) Ansatzweise dessen Qualität zu erreichen. Travoltas Charakter – der wie Liam Neeson in der Vergangenheit einen nicht alltäglichen Job ausführte, welcher ihm das Privileg einbrachte, gewisse todbringende Fähigkeiten zu erlernen – rächt den Tod seiner Frau. Das passiert relativ unaufgeregt und unspektakulär, dennoch hält einem der Film bei der Stange. Das liegt vor allem  an der Präsenz Travoltas, welche er zweifellos immer noch besitzt, doch heimlicher Star in RAGE ist Christopher Meloni, der einen alten Freund und Kollegen Travoltas mimt und ihn bei dessen Rachefeldzug unterstützt. Er hat eindeutig die besten Szenen auf seiner Habenseite. Die Action ist dürftig, bis auf kleinere Schießereien und Handgemenge ist davon nicht viel zu sehen. Regisseur Russel macht aus rein handwerklicher Sicht einen soliden Job, doch Schwachpunkt ist schlicht und einfach das Drehbuch von Paul Sloan, der übrigens auch eine Rolle als Bösewicht inne hat. Die Story wirkt zu schablonenhaft und linear, kommt ohne Überraschungen daher und wurde scheinbar am Reißbrett konzipiert. Aufmerksame Zuschauer sollten jeden Schritt voraussehen.

 

rage-bewertung

Ab dem 07. Oktober 2016 auf Blu-ray™, DVD und VOD erhältlich!

DVD-Cover & Bilder © Ascot Elite Home Entertainment (Vertrieb Universum Film).