Autor: Florian Wurfbaum
Nachdem 1980 Michael Cimino‘s episch langer Spätwestern HEAVEN‘S GATE nicht nur das Traditionsstudio United Artists in den Ruin trieb, sondern auch das gesamte Western-Genre endgültig zu Grabe trug, verwunderte es die Branche, dass 1985 mit Clint Eastwood‘s PALE RIDER und Lawrence Kasdan‘s SILVERADO gleich zwei hoch budgetierte Pferdeopern in Auftrag gegeben wurden.
Bei Eastwood überraschte die Produktionsfreigabe weniger, da dieser bis heute mit seinem Hausstudio Warner Bros. ein partnerschaftliches Verhältnis pflegt und aus diesem Grund auch immer wieder ungewöhnlichere Projekte verwirklichen kann. Aber bei SILVERADO sieht die Sache etwas anders aus. Kasdan konnte zwar mit dem Thriller BODY HEAT (1981) und der Dramödie DER GROSSE FRUST (1983) erste Ausrufzeichen als Regisseur setzen, allerdings war der Amerikaner zu der Zeit wesentlich bekannter für seine Autorenarbeit an den Lucasfilm Welthits DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK (1980), JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES (1981) und DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER (1983). Daher überraschte es auch das Lawrence Kasdan für seinen Western stolze 26 Millionen US-$ Budget vom produzierenden Studio Columbia Pictures zur Verfügung gestellt bekam. Zumal das Studio den US-Kinostart auf den 10. Juli 1985 in unmittelbarer Konkurrenz zu Eastwood‘s mythisch angehauchten Genre-Beitrag PALE RIDER (US-Kinostart: 28. Juni 1985) legte.
Am Ende fanden beide Filme mehr oder weniger ihr Publikum, was zum Erscheinungszeitpunkt schon eine beachtliche Leistung war. Denn in den 80er Jahren war es besonders schwierig für Wildwest-Produktionen erfolgreich über die große Leinwand zu galoppieren. Ein Hauptgrund für den Erfolg war sicherlich die Qualität, die sowohl PALE RIDER, als auch SILVERADO zweifelsohne auch heute noch besitzen
Die Autoren Lawrence und Mark Kasdan waren bereits in Kindertagen große Westernfans, so dass es sich bei SILVERADO auch um ein echtes Herzensprojekt der beiden Brüder handelte. Was man dem Film auch in jeder Einstellung ansieht. SILVERADO ist praktisch eine einzige liebevolle Hommage an die großen klassischen US-Western der 50er und 60er Jahren. So bedienen sich die Macher auch bei den typischen Versatzstücken des Genres. Jedoch garnieren sie das Ganze mit tollen Figuren, emotionalen Momenten und viel Humor, was den Streifen dann auch zu einem der unterhaltsamsten Western überhaupt werden lässt. Und das obwohl eben die Geschichte um einen fiesen Rinderbaron, der gemeinsam mit einem korrupten Sheriff eine ganze Stadt drangsaliert, weder wirklich neu, noch besonders einfallsreich ist.
Vielmehr konzentriert sich Kasdan auf seine Figuren, die herrlich miteinander agieren und sich gut pointierte Dialoge zuwerfen. Auch vermeidet er schwarz-weiß Malerei und lässt sowohl bei den Protagonisten, als auch bei den Antagonisten Schattierungen zu, so dass selbst der von Brian Dennehy toll gespielte korrupte Cobb einige Sympathiepunkte erhält. Zumal der hervorragende Cast die erstklassigen Dialoge perfekt nutzt, um das Geschehen immer interessant und unterhaltsam zu gestalten. Hierbei stechen insbesondere Kevin Kline, Kevin Costner und Linda Hunt heraus und bleiben nachhaltig im Gedächtnis. Aber auch Scott Glenn, Danny Glover, Jeff Goldblum und John Cleese wissen zu gefallen und bereichern das Western-Abenteuer zusätzlich. Oben drauf bekommt der Fan dann auch noch in kleineren Nebenrollen heutzutage weniger bekannte Gesichter wie Brion James, Richard Jenkins und Rosanna Arquette zu sehen, dass darstellerisch wirklich keine Wünsche offen bleiben.
Dazu weiß Lawrence Kasdan auch als Regisseur zu überzeugen und serviert dem Zuschauer gemeinsam mit seinem Filmteam tolle Landschaftsaufnahmen und Kulissen, die mit dem pathetisch anmutenden Score von Bruce Broughten (DAS GEHEIMNIS DES VERBORGENEN TEMPELS) unterstützt werden. Neben den großartigen Bildern und Darstellern bietet SILVERADO zudem eine wundervolle Balance zwischen Spannung und Spaß, so dass der Film trotz einer stattlichen Laufzeit von 128 Minuten zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen lässt. Der Streifen kommt einfach ungemein gefällig daher und ist Unterhaltung in Reinkultur.
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