KRITIK: MIDWAY – FÜR DIE FREIHEIT

© Universum Film
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Autor: Michael Scharsig

Während Verschwörungstheoretiker vom Weltuntergang philosophierten, lies Roland Emmerich ihn geschehen. Mehrfach. Mit Charme, Krach und flotten Sprüchen. Mit der Zeit – und spätestens seit INDEPENDENCE DAY: WIEDERKEHR – haben sich seine Methoden wie auch sein Name daran abgenutzt. Soll nun ausgerechnet ein nach Michael Bay’s PEARL HARBOR riechender „Low-Budget“ Blockbuster die Wende bringen?

Zum Inhalt: Zwischen Naturkatastrophen und Außerirdischen nahm Emmerich in der Vergangenheit immer auch gerne den amerikanischen Pathos mit ins Boot. Mal ironischer, mal weniger. Dass er nun mit der Schlacht um Midway als Folge des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor die US-Helden auf Leinwand bringt, passt da gut ins Bild. Der Film verfolgt gleich mehrere Figuren der amerikanischen Geschichte und zeichnet beinahe dokumentarisch die Abläufe ab.

 

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U.S.A.! U.S.A.! …und Japan

Pathos ja, aber in einer sehr authentischen und auf dem Boden gebliebenen Art und Weise. Der japanischen Seite wird zwar keine Hauptrolle zugewiesen, aber eine ehrliche und ausreichende. Und das passt zum Gesamteindruck. Natürlich sehen wir Schlachtszenen – trotzdem sind diese eher begrenzt. Es gibt hier zu keiner Zeit 2012-ähnliche CGI-Orgien. Das ist einem Budget von „nur“ 100 Millionen Dollar (im Vergleich zu anderen Emmerich Filmen ein Witz) geschuldet. Und das tut dem Film gut.

Von besagtem Bay-Vorgänger grenzt sich MIDWAY vor allem mit 2 großen Faktoren ab. 1. Es gibt keine wirkliche Love Story, sondern allerhöchstens beziehungstechnische Einwürfe im Rahmen der Kriegssituation. 2. Der Angriff auf Pearl Harbor ist hier sozusagen der Einstieg ins Geschehen. Der Überfall kommt dieses Mal urplötzlich und schnell statt mit einstündiger Wartephase. Stark! Der Rest des Filmes wird dem Titel also gerecht, denn wir sehen viel mehr von den amerikanischen Reaktionen samt der Schlacht um die Midway Inseln.

 

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Zur Bodenständigkeit gezwungen

Was mir außerdem gefällt ist, dass MIDWAY durch und durch besetzt ist mit guten Darstellern aus der zweiten Reihe. Es gibt nicht einen Namen, der die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Selbst die vermeintliche Hauptfigur von Ed Skrein (übrigens stramme, sympathische Leistung!) reiht sich eher ein und so steht die Geschichte im Vordergrund. Wir sehen Patrick Wilson, Woody Harrelson, Aaron Eckhart und viele mehr in eher funktionellen, aber angenehmen Rollen.

Emmerich verzichtet hier auf epische Präsidentenansagen, selbst tollkühne Hitzköpfe werden während der Einsätze erwachsener und nachdenklicher. Die Grausamkeit und Unberechenbarkeit des Krieges wird hier zumindest durch ein Nasenloch geatmet. Das zweite ist leider etwas mit durchschnittlichem CGI verstopft, hier hätten dreckigere Bilder und eine düstere Atmosphäre meiner Meinung nach ganz gut durchgepasst.

 

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Gebt ihm eine Chance!

Überraschenderweise leistet sich MIDWAY insgesamt dann doch so ein, zwei Längen. Das wäre bei der ganzen vom Budget erzwungenen Zurückhaltung echt nicht nötig gewesen. Man kann Emmerich hier schwächeres CGI und Durchschnittlichkeit vorwerfen, aber ganz bestimmt nicht, dass sein Film nur wieder eine weitere Desaster-Orgie ist. Wer übrigens beides mag, der kann sich getrost zuerst Pearl Harbor anschauen und dann Midway, im Prinzip sehen wir hier ein Sequel. Historisch, nicht stilistisch. Schade, dass der Film außerhalb Amerikas eher absäuft wie die USS Arizona.

 

Midway - Bewertung

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