KRITIK: KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE

© LEONINE
© LEONINE

Autor: Kevin Zindler

Zum Inhalt: Harlan Thrombey (Christopher Plummer) ist tot! Und nicht nur das – der renommierte Krimiautor und Familienpatriarch wurde auf der Feier zu seinem 85. Geburtstag umgebracht. Doch natürlich wollen weder die versammelte exzentrische Verwandtschaft noch das treu ergebene Hauspersonal etwas gesehen haben. Ein Fall für Benoit Blanc (Daniel Craig)! Der lässig-elegante Kommissar beginnt seine Ermittlungen und während sich sämtliche anwesenden Gäste alles andere als kooperativ zeigen, spitzt sich die Lage zu und das Misstrauen untereinander wächst. Ein komplexes Netz aus Lügen, falschen Fährten und Ablenkungsmanövern muss durchkämmt werden, um die Wahrheit hinter Thrombeys vorzeitigem Tod zu enthüllen.

 

© LEONINE
© LEONINE

Wer hätte gedacht, das sich Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson nach dem bei der Kritik verrissenen STAR WARS – EPISODE VIII – THE LAST JEDI (2017) wieder so eindrucksvoll zurück meldet und ein dermaßen fantastisches Comeback abliefert.  Denn nicht nur, das KNIVES OUT sich zu einem echten Überraschungshit an den Kinokassen entwickelte (US-Einspielergebnis = 165 Millionen US-Dollar / Weltweites Einspielergebnis 309 Millionen US-Dollar / über 1 Million Kinobesucher in Deutschland), Johnson wurde zudem für sein Drehbuch mit dem Oscar nominiert. Mit seiner Hommage an Agatha Christie Verfilmungen wie MORD IM ORIENT EXPRESS (1974) – der mit einer Star-Riege 2017 recht erfolgreich neu aufgelegt wurde – hat er Kritiker und Publikum gleichermaßen begeistert und von seinen Qualitäten als Filmemacher überzeugt.

Leonine veröffentlicht den schwarzhumorigen Krimi jetzt Digital und in physischer Form. Das Bonusmaterial der uns zur Verfügung gestellten DVD enthält Deleted Scenes, Trailer und Featurettes sowie einen unterhaltsamen Audiokommentar von Rian Johnson, Kameramann Steve Yedlin und Schauspieler Noah Segan.

 

© LEONINE
© LEONINE

KNIVES OUT lässt den guten, alten Krimi wieder auf der Kino-Leinwand auferstehen. Das ist nicht selbstverständlich. Einerseits, scheint sich dieses Gerne insbesondere beim jungen Publikum nicht allergrößter Beliebtheit zu erfreuen, weil die Geschichten etwas mehr Aufmerksamkeit erfordern, andererseits mangelt es an guten Stoffen, die es mit einem guten Twist oder flotten Erzählstil (der sich den Sehgewohnheiten der heutigen Kino-Generation anpasst) auf die Liste der gegreenlighteten Produktionen der Studios schaffen. Der Autor dieser Zeilen vermutet jedoch, dass die Studios einfach das Risiko scheuen und lieber „sichere“ Stoffe bzw. Fortsetzungen favorisieren, so dass die kreativen Schreiber/Stoffe – die faktisch existieren – mittlerweile bei HBO etc. und deren Serien zu finden sind. KNIVES OUT kann diesbezüglich schon als Ausnahme von der Regel eingeordnet werden. Das Vertrauen in dem Film – der rund 40 Millionen US-Dollar kostete –  hat sich für das produzierende Studio definitiv bezahlt gemacht.

 

© LEONINE
© LEONINE

40 Millionen US-Dollar klingt viel, ist aber gerade in der heutigen Zeit und in Anbetracht des uns hier gebotenen Star-Ensembles ein echtes Schnäppchen (für eine Hollywood-A-Produktion). Um nur einige Namen zu nennen: Daniel Craig, Chris Evans, Jamie Lee Curtis, Don Johnson, Toni Collette, Michael Shannon, Christopher Plummer und die Entdeckung des Films Ana de Armas, die zuletzt u.a. in YESTERDAY (2019) zu sehen war. Interessant (und irgendwie sympathisch unsympathisch) sind alle Charaktere und es ist irgendwie schade, dass nicht alle Protagonisten ausreichend Platz bekommen (zumindest vom Gefühl her), weil sich die Geschichte zur zweiten Hälfte hin auf einzelne Charaktere verlagert. Das ist nicht als Kritik zu verstehen, sondern soll vielmehr konkretisieren, wie gut jede(r) Einzelne der namhaften Besetzung spielt. Allen voran Christopher Plummer, der immer noch eine unglaubliche Präsenz ausstrahlt und als alternder Schriftsteller kurz vor seinem Dahinscheiden reinen Tisch macht. Daniel Craig, der für seine Leistung für einen Golden Globe nominiert wurde, spielt wunderbar selbstverliebt und Ana de Armas nimmt man die Rolle des schüchternen, unschuldigen Mädchens und junge Freundin des Verstorbenen ab (und völlig anders agierend als noch in Eli Roths KNOCK KNOCK, 2015), die sich jedes Mal übergeben muss, wenn sie lügt. Der Knaller!  Das ehrenwerte Haus beherbergt Schmarotzer, Rassisten, Egoisten und Geldgeier, aber so richtig böse kann man niemandem sein.

 

© LEONINE
© LEONINE

Ja, der Täter ist schnell gefunden, aber das ist bei derlei viel Unterhaltsamkeit nebensächlich, zumal die Auflösung trotz allem sehr schön geschrieben ist und die eine oder andere Überraschung parat hat.

Filme gehen heutzutage viel zu lange, bei KNIVES OUT hätte man sich aber schon ein paar Minuten mehr Laufzeit gewünscht und wenn es sich nur um eine weitere anregende Diskussion der Familie gehandelt hätte, in dem es um geflüchtete, illegale Mexikaner geht. Der Film ist charmant, witzig, punktet jedoch auch mit ein, zwei recht dramatischen Stellen. Alles in Allem ein toller Film, dessen Fortsetzung bereits „Safe“ ist.

 

Knives Out - Bewertung

DVD-Cover und Bilder © Leonine. All Rights Reserved.