KRITIK – INTO THE FOREST

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© Capelight Pictures

Autor: Tom Burgas

Du wachst auf und es geht kein Strom mehr. In erster Linie erstmal nervig, doch wenn er an den darauf folgenden Tagen auch nicht da ist und das ganze Monate anhält, weiß man, dass es wieder Zeit ist für eine waschechte Dystopie. Wer jetzt allerdings erwartet oder erhofft es mit Kannibalen oder gar zombieartigen Auswüchsen zu tun zu bekommen irrt gewaltig. Die Ausgangslage ist eher dafür vorgesehen, um als Rahmenstück für ein waschechtes Drama herzuhalten, welches auch Coming of Age-Züge annimmt, doch alles auf Anfang. Erwähnte Grundsituation tritt ein als die beiden recht unterschiedlichen Schwestern Nell und Eva mit ihrem Vater in einem relativ  neumodischen Haus mitten im Wald wohnen. Wann und wo das Ganze genau spielen soll, wird nicht näher erläutert, allerdings dürfte es die nahe Zukunft sein, wie man an kleinen technischen Spielereien erkennen kann, die unserer recht nahe kommt. Die ersten Tage kann man sich zu dritt noch schön reden, aber als dann der Vater durch einen Unfall stirbt und die Tage ohne Strom immer mehr werden beginnt der langsame Kampf ums Überleben sowie die Frage ob man ohne ihn überhaupt noch überleben kann.

 

© Capelight Pictures

Das Geschehen erinnert sehr schnell an ein Kammerspiel, welches sich außer in wenigen Szenen komplett im Haus abspielt und fast ausnahmslos von den beiden Hauptdarstellerinnen getragen wird. Ellen Page hat das Ganze zusätzlich als ihren ersten Film mitproduziert. Die Grundsituation als solche ist durchaus interessant und optisch gibt man sich hier keine Blöße, dass sieht alles hochwertig aus und ist direkt auch das größte Plus im Film. Denn wo sich die Geschichte einige Patzer erlaubt und man das Drehbuch generell öfter hinterfragt, sind es das Schauspiel und die Schauwerte, die das Ganze letzlich ausgleichen können. Ellen Page und Evan Rachel Wood spielen sich schon schön die Seele aus dem Leib und man merkt dass sie als Vorbereitung sehr viel Zeit miteinander verbracht haben. Auch Callum Keith Rennie als Seele und Vater der Beiden vermisst man eindeutig und zeigt dass man Rennie einfach zu selten in großen Rollen sehen darf. Leider kommt mit dessem Ableben der Film das erste mal ins Stocken und er kann die gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Denn gerade dadurch, dass in den ersten Minuten gewisse Konfliktsituationen in Aussicht gestellt werden und diese dann nicht bedient werden, stört schon etwas, gerade da sich der Grundton hierbei ändert, weg von der bedrohlichen Grundsituation, hin zu einem leichten Teenie-emotions-drittel in der Mitte, welches stellenweise unglaubwürdig wirkt, da die beiden Hauptdarsteller Ende 20 sind, sich aber teilweise benehmen wie Teenies. Das zerstört erstmal die Glaubwürdigkeit und die Stimmung und vermag einfach nicht zu fesseln.

 

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© Capelight Pictures

Zum Ende hin probiert man nochmal die Kurve zu bekommen und es wird dabei recht dramatisch, was den Ablauf angeht, nur leider ist dies zwar wieder wirklich gut geschauspielert und schön bebildert, jedoch ist die Charakterentwicklung nicht glaubhauft genug. Zu sehr versucht man zwischen ernsthaftem Überlebenskampf und zwischenmenschlichen Schemata hin und her zu springen, wobei man wohl besser gefahren wäre, wenn man sich auf eins der beiden festgelegt hätte. Ich mag gar nicht zuviel über den Film herziehen, da dieser als Idee wirklich nett ist und nie zu stark an Qualität einbüßt, dass man ihn ausmachen möchte, jedoch sieht man leider viele vertane Chancen.

Die Veröffentlichung ist dafür aber wirklich als angenehm zu bezeichnen, gerade für solch eine eher kleine Produktion. Als Extras haben wir einen netten Audiokommentar der Regisseurin Patricia Rozema, sowie ein 15minütiges Making of. Wer also mehr über die Romanadaption erfahren will, hat hier die Gelegenheit. Zudem steckt das Amary-Case in einem wirklich schön anzusehendem Schuber.

 

Into the Forest - Bewertung

Ab dem 17. Februar 2017 auf Blu-ray™, DVD und VOD erhältlich!

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