KRITIK: COBRA KAI – STAFFEL 1 & 2

© Netflix
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Autor: Florian Wurfbaum

Als am 4. August 2017 die erste Staffel der Serie von YouTube Premium angekündigt wurde, waren nicht nur die meisten Fans des Franchise, sondern auch viele Brancheninsider überrascht und skeptisch. In der Vergangenheit gab es einfach bereits zu viele große Filmmarken, die letztlich lieblos und ohne dem nötigen Respekt zur Vorlage neu aufgelegt wurden, um mit dem bekannten Namen möglichst große Aufmerksamkeit und Umsätze zu generieren. Jedoch verflüchtigte sich die Skepsis mit jeder weiteren Produktionsinformation. So waren einerseits erfreulicherweise mit William Zabka und Ralph Macchio zwei tragende Schauspieler des Originalcasts als Hauptdarsteller an Bord und andererseits gefiel auf dem ersten Blick das liebevoll wirkende Konzept der Serienschöpfer Josh Heald, Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg.

Denn COBRA KAI konzentriert sich im Gegensatz zum 1984 erschienen Originalfilm KARATE KID mehr auf die Geschichte des damaligen Hauptantagonist Johnny Lawrence (William Zabka). Dabei wird die Geschichte aus der Sicht von Johnny und eben nicht aus der von Daniel LaRusso (Ralph Macchio) erzählt. Aber da die Macher nicht nur die alten Fans bedienen, sondern auch neue Anhänger gewinnen wollen, wurde zusätzlich ein Ensemble aus talentierten Jungdarsteller hinzugefügt, welche mit ihren verschiedenen Charakteren ebenfalls im Mittelpunkt stehen und zusammen zeitlose Themen wie Mobbing, Vorurteile, Anerkennung, gesellschaftliche Werte durch verschieden gestellte Elternhäuser und der eigenen Identität überaus gelungen in die Jetztzeit transportieren.

 

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Die Serie handelt neben Johnnys und Daniels weiteren Werdegang von jugendlichen Außenseitern die ihr Selbstwertgefühl und ihre soziale Beliebtheit durch das erlernen von COBRA KAI-Karate steigern wollen. Da aber der aggressive Unterricht von Sensei Johnny keine Gnade predigt verändern manche Charaktere der Jugendlichen ins Negative. Letztlich geht es also um Selbstfindung, Selbstreflexion und das innere Gleichgewicht seines Charakters zu ergründen.

Die größte Stärke der Serie ist aber erwartungsgemäß das Hauptdarsteller-Duo William Zabka und Ralph Macchio. Die Dynamik zwischen den beiden alten Rivalen ist hervorragend und treibt das Geschehen immer wieder zu neuen Höhen. Vor allem William Zabka als Johnny Lawrence wächst einen schnell ans Herz und zeigt mit seiner Charakterwandlung vom miesen Widersacher zum sympathischen Loser seine beste Karriereleistung. Aber auch Ralph Macchio schafft es seiner Larusso Figur neue Facetten hinzuzufügen und bleibt weiterhin sympathisch. Dazu überzeugen sowohl lieb gewonnene Charaktere aus der Original-Filmreihe – Daniels Mutter (Randee Heller) sowie Johnnys ehemaliger Lehrmeister John Kreese (Martin Kove) sind zum Beispiel nicht nur einmal zu sehen – als auch die neu eingeführten, überwiegend jugendlichen  Figuren (Xolo Maridueña  als Miguel Diaz, Mary Mouser als Samantha LaRusso oder Tanner Buchanan als Robbie Keene) restlos, so dass COBRA KAI darstellerisch keinerlei Wünsche offen lässt.

 

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Auch schaffen es die Serienschöpfer eine nahezu perfekte Balance zwischen Humor und Dramatik zu halten, so dass die Folgen durchweg abwechslungsreich und hoch unterhaltsam sind. Dabei gefallen neben den gut ausgearbeiteten und vielschichtigen Charakteren vor allem die liebenswerten Referenzen zum Originalfilm (natürlich gibt es auch mit Hilfe von Rückblenden ein Wiedersehen mit Mr. Miyagi) und die erfrischend frechen Dialoge. So werden dabei zeitgenössische Themen, wie Geschlechtergleichstellung, Kultursensibilität, und Politische Korrektheit durch den Kakao gezogen.

Zudem spürt man über die komplette Laufzeit der ersten beiden Staffeln den Respekt und die Liebe der Macher gegenüber dem Original. So schaffen es Josh Heald, Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg mit COBRA KAI sowohl eine eigene Geschichte zu erzählen als auch die Vorlage mit unzähligen liebenswerten Momenten zu ehren. Verstärkt wird dieser Eindruck von dem fantastischen Soundtrack, der aus dem genialen Bill Conti-Score der Kinofilme und perfekt gewählten 80er Rocksongs besteht und somit für eine große Portion 80er-Flair sorgt. Umso erfreulicher ist es das Netflix nun COBRA KAI übernommen hat und damit der Show nicht nur zu einer größeren Aufmerksamkeit verhilft, sondern auch eine Fortführung – über die bereits abgedrehte dritte Staffel hinaus – sehr wahrscheinlich macht.

 

Cobra Kai - Staffe1 und 2 - Bewertung

 

 

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