KRITIK – ASSASSIN´S CREED

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© Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Autor: Tom Burgas

Videospielverfilmung, was fällt einem da als erstes ein? Tja, lasst uns mal überlegen… Vielleicht die grauenhafte Frisur von Dennis Hopper bei „Super Mario Bros.“ oder das fehlende Hirn der Damen in „Dead or Alive“? Nicht dass das in der Spielvorlage jemals wichtig war, schließlich können Hirne im Bikini nicht hoch und runterwippen, es sei denn wir sind nun doch bei einer Videospielverfilmung gelandet.

Fakt ist jedoch, dass Filme die auf Videospielen beruhen, einen schon dekadent peinlichen Ruf genießen, ähnlich wie es bis in die 70er hinein vielleicht Comicverfilmungen inne hatten. Und wie bei diesen muss man den richtigen Weg wohl erstmal finden, oder der erste heilige Gral der Verfilmungen geschaffen werden. Wenn es nach meiner bescheidenen Meinung geht, kam als einziger „Silent Hill“ an diesen Kelch ansatzweise ran. Aber schon Teil 2 bewies mal wieder, dass man doch bitte nicht zu oft mit gutem Beispiel voran geht und eher weniger gute Filme aus den Vorlagen zaubert. Negativ-Beispiele gibt es also zuhauf, wobei man auch gerecht sein sollte, insgesamt gibt es auch viel Mittelmäßiges und fast Gutes. Filme wie „Hitman“ oder „Warcraft“ beweisen, dass wenigstens ein guter Wille da war. Der größte Unterschied zu Comics dürfte sein, dass man sich mit einem Spiel Tage und Wochen auseinandersetzt und heutzutage die Teile eh schon mehr einem Film ähneln. Wer heute noch Sprüche fallen lässt wie – „das wirkt ja wie in einem Videospiel“ scheint seit mindestens 10 Jahren keines mehr angerührt zu haben und keine Ahnung von der Marterie zu besitzen. Wenn diese Leute eben dann viele Millionen Dollar in die Hand bekommen plus eine Lizenz, tja dann hat man den Salat. Ich schiele mal erneut rüber zu Uwe Boll, der aber wenigstens zugibt, keine Ahnung davon gehabt zu haben. Zum Glück befindet sich das Ganze jedoch im Umbruch. Videospiele werden immer ernster genommen, größere Budgets werden gestellt und die Nerds von gestern sind zum Glück die Regisseure von heute.

 

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© Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Also mal her mit dem Thema des Tages: „Assassins Creed“. Als kleine Seiteninfo möchte ich die Tatsache erwähnen, dass ich rund 6 Titel der Vorlage ausgiebig gespielt habe, mich also recht gut mit der Lizenz auskenne, auch wenn ich kein Hardcore-Fan bin. Mittlerweile gibt es um die 15 Teile, so dass bis 2016 mindestens 1 Spiel pro Jahr veröffentlicht wurde. Als zuletzt bei den Spielern etwas die Luft raus war, soll das Ganze nun auf einen 2 Jahres Rythmus gelegt werden. Ubi Soft, der Entwickler der Games, hängt selber mit einer ganzen Stange Geld in dem Filmprojekt, welches sich schon seit 2011 in der Entwicklung befand. Wenn man sich die Produktion so anguckt, erhält man den Eindruck, als wolle man hier einen auf „Prince of Persia“ machen. Ein recht hohes Budget,  welches bei 130Millionen liegt. Ein Regisseur, den man ernst nehmen kann und Darsteller die bei Publikum und Kritiker beliebt sind. Für das Marketing wird auch ganz vortrefflich gesorgt. Leider in dem Fall als erstes mit einem Trailer der zwar optisch zufriedenstellend war, jedoch mit einem Hip Hop Soundtrack daherkam, womit man schön alle Spieler vergrault hat. Meine Fresse, kann man nichtmal wenigstens dem Trailerfritzen oder dem Studio eine Liste geben, mit Dingen die in der Vorlage nie vorkamen? Also Hip Hop-Vorgartenmucke gehörte auf jeden Fall nicht zum Spiel. Großes Eigentor. Ganz niedrige Erwartungen hatte ich jedoch trotzdem nicht, da die Dreierkombi aus Regisseur, Hauptdarsteller und Rolle des Antagonisten einfach zu schmackhaft war.

Ich durfte mir ihn also angucken und komme mal gleich zur wichtigsten Frage: Können Fans der Serie aufatmen? Die kann ich mit einem ganz klaren „keine Ahnung“ beantworten, denn das hängt ganz stark davon ab was man erwartet. Storytechnisch kann man hier sowas wie ein filmgewordenes Remake des ersten Spiels erwarten. Der ganze geheime Krieg zwischen Templern und Assassinen wird erklärt. Es geht um den Edenapfel und in der Jetztzeit gibt es eine Figur, die über den sogenannten Anymus in den Geist seines Vorfahren geschleudert wird, um mehr über dessen Geheimnisse aufzudecken. Dabei wird wie im Game zwischen der Vergangenheit und der jetzigen Zeit herumgesprungen. Zum Glück ist Fassbenders Figur in der Gegenwart interessanter gestaltet als in der Vorlage, da er hier ein Verbrecher und kein Allerweltstyp ist.

 

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© Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Aber bleiben wir erstmal in der Vergangenheit. Das ist schon alles schick gemacht und hat seine optischen Schauwerte, wobei die 130 Millionen Budget mir nie ganz klar waren, zu sehr stören mich hier und da kleine Schnitzer, wie unperfekte CGI-Effekte oder Stuntschnitte. So sieht man in einer Szene, dass unser Held im ersten Moment den Sprung nicht schaffen wird, nur um dann nach dem Schnitt doch perfekt aufzukommen. Natürlich ist das meckern auf kleinlichem Level, jedoch bin ich bei solch einem Budget gerne bereit schneller vom Leder zu ziehen.

Wer das Spiel kennt und den Film damit vergleicht, wird den Umstand lieben und verfluchen zu gleich. Zum einen wurde viel Fanservice betrieben, das reicht von Outfits und dem Aussehen der Locations, bis hin zu Actionszenen, die direkt aus Missionen der Vorlage stammen und absolut die gleichen Bewegungsabläufe während der Spiel-Actionsequenzen aufweisen. Auf der anderen Seite muss jedoch der Film auf Storyebene das schaffen, wofür im Spiel mindestens 12-15 Stunden benötigt werden. Das wirkt leider viel zu gehetzt, da sie alles probieren reinzupressen was geht. Schnell bekam ich das Gefühl, dass dies ein Projekt ist, welches viel besser als HBO-Serie funktioniert hätte. Man hat einfach zuviel Infos und zu viele Figuren, die leider durch die filmische Umsetzung zu wenig Fleisch bekommen.

Allerdings wird man im Gegenzug stellenweise mit schönen Szenen versorgt, die einen die eher negativen Sachen vergessen lassen, nette Choreographien, skurrile Charaktermomente oder nette ausladene Actionszenen – besonders eine Verfolgungsjagd zu Fuß lässt die Parkourfeunde grinsen. Auch der Sprung von mindestens 30m Höhe wurde, im Gegensatz zum Spiel – wo dieser immer eher belächelnd in einem Heuballen endet – angenehm gelöst.

 

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© Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Die Schauspieler machen ihre Sachen ebenfalls recht ordentlich, auch wenn sie nur sehr selten aus ihren Klischeekorsett ausbrechen dürfen. Michael Fassbender, der das Ganze auch mitproduzierte, ist gut in Form und hat einige Lacher auf seiner Seite, womit er noch am ehesten dafür sorgt, dass seine Figur Ecken und Kanten haben darf. Marion Cottilard und Jeremy Irons dürfen nichts zeigen, was der Zuschauer nicht schon tausend mal gesehen hat, aber sie haben eine zu große generelle Wirkung, als dass man es ihnen ankreidet.

Ab der Mitte nimmt das Fantasy-Action-Abenteuer dann auch in der Gegenwart ein wenig Fahrt auf und man fühlt sich ein bisschen wie in all diesen Young Adult-Filmen ala „Panem“ oder „Maze Runner“… nur eben mit Erwachsenen. Sieht gut aus, macht irgendwie Spaß, aber man merkt dass sich die Macher nichts trauen. Gerade was den Gewaltgrad angeht ist man von den Attentaten doch etwas weggerückt und hat ganz klar auf eine niedrigere Freigabe geschiehlt, was dem Ganzen ein wenig schadet. Dies könnte man wohl als Fazit auch zu dem gesamten Film sagen, was aber letztlich zu negativ klingt.

Lieber verdeutliche ich, dass es viel schlimmer hätte kommen können. „Assassin´s Creed“ macht Spaß für seine zwei Stunden, nur hat man ihn eben auch schnell wieder vergessen. Fortsetzungen können gerne kommen, nur dann bitte ohne pseudocoolen Soundtrack im Trailer und mehr eigener Identität und Handschrift des Regisseurs.

 

Assassins Creed - Bewertung

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