KRITIK: THE PRISONER: ISLAND OF FIRE

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© Koch Media GmbH

Autor: Tom Burgas

Es ist eine Schande dass erst heutzutage asiatisches Kino so langsam aber sicher auch zu uns immer mehr rüberschwappt. Natürlich immernoch nur ein Bruchteil, aber wenn man sich zurück in die 90er versetzt und schaut was DA los war meckert man nicht mehr. Man musste schon gute Kontakte haben und ein Filmfreak sein, um zu wissen dass da eine ganze Filmwelt an uns vorbeizieht, voller Action und weißer Tauben. Namen wie Donnie Yen, Sammo Hung oder Jet Li waren nur den Nerds vorbehalten. Wer es aber neben Bruce Lee zu uns geschafft hat ist Jackie Chan, den man wohl kaum groß vorstellen muss. Spätestens mit „Die Schlange im Schatten des Adlers“ hat er in seiner Heimat den Markt umgekrempelt und hat es, nach 3 Versuchen, in der Vergangenheit mit „Rumble in the Bronx“ auch in Amerika geschafft. Jüngeren Generationen dürfte er spätestens mit der „Rush Hour“-Trilogie bekannt geworden sein, die einen Mordsgewinn anhäufte und erst kürzlich endlich um einen weiteren Teil bestätigt wurde. Somit kennen ihn viele wohl eher als Spaßvogel der Stunts mit Komik verbindet. Im Großen und Ganzen beruht sein Schaffen größtenteils auch darauf, jedoch hat er verschiedene Phasen gehabt wo er immer mal wieder längere Zeit Sachen probierte und vor allem auch ernstere Rollen annahm wie im in kürze erscheinenden „The Foreigner“ oder sein älterer „Stadt der Gewalt“.

In diese Richtung geht auch „The Prisoner“ aka „Island of Fire“ aka „Huo shao dao“, wobei hier nur werbewirksam mit Jackie auf dem Cover geworben wird. Er ist nur in einer tragenden Nebenrolle zu sehen. Das sollte man unbedingt vorher wissen. Auch haben wir es hier nicht mit einem reinen Actionfilm zu tun, sondern eher mit einem actionorientierten Knastfilm der die Figuren in den Mittelpunkt rückt plus Freundschaft, Ehre und natürlich Kritik am Rechtssystem oder eher deren Gesetzeshütern und Einrichtungen, also 90er Jahre Hongkongkino at its best.

 
 

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Wem das jetzt sehr nach John Woo klingt, liegt gar nicht sooo verkehrt. Regisseur Yen-Ping Chu hat schon immer den Ruf eben jenen nachzuahmen ohne an ihn heranzureichen. Bis heute kommt der aber auch auf 65 Filme als Regisseure und kann somit auf eine gute Karriere zurückblicken. Mit Jackie drehte er vorher schon Fantasy Mission Force, konnte ihn diesmal jedoch nur zum Dreh überreden weil er ihm mit den Triaden half. Die haben Jackie nämlich gedroht er solle bestimmte Filme drehen und Chu konnte seine Kontakte spielen lassen und ihn da rausholen. Aber man ist glücklich über diese Umstände denn so kann man Jackie mal in einer anderen Rolle sehen. Aber wie erwähnt ist er nur einer von mehreren Hauptpersonen und wird unterstützt von 2 weiteren Giganten des asiatischen Kinos: Andy Lau und Sammo Hung (mit dem Jackie eine lange innige Freundschaft pflegt, lernten sie doch schon als Kinder zusammen in der selben Schule).

Wenn man sich jetzt fragt worum es im Grunde geht, ist das so einfach gar nicht zu beantworten. Wir haben 5-6 Figuren und alle haben ihre Geschichte: einer will sich in den Knast einschleusen lassen um eine Verbrechen aufzuklären, ein anderer will dauernd ausbrechen um seinen Sohn zu sehen (Hung) und wieder ein anderer ist durch einen blöden Unfall dort gelandet und muss sich mit dauernden Mordanschlägen auseinandersetzen (Chan).

 
 

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Im Grunde also Klischee-Gefängnissalltag der Spitzenklasse, welche schnell in Kitsch hätte abdriften können. Jedoch schafft es Chu von Anfang an alles Richtig zu machen; die Charaktere sind einem alle nicht egal und gehen einem ans Herz (besonders Hung) und die Action ist gut verteilt und blutig. Natürlich hat Chan sich es nicht nehmen lassen hier seine Kämpfe zu choreografieren, die um einiges derber daherkommen als gewohnt. Generell ist die Grundstimmung wunderbar melancholisch gehalten und erinnerte mich etwas an „Infernal Affairs“ (oder dessen Remake „Departed“). Auch wenn probiert wird das Ganze hier und da minimalen komödiantischem Anstrich den Ton zu lockern, werden hier Hunde blutig getreten, Leute verbrannt und die Blutbeutel platzen am Ende im Sekundentakt, wenn es einen Showdown auf einem Flugfeld gibt bei dem man nicht mehr weiß wer jetzt eigentlich auf welcher Seite steht. Da merkt man dass Chu zwar billig arbeiten musste, aber sich an keine Richtlinien gehalten hat da er nicht auf staatliche Förderung angewiesen war. 

Ich kann also sagen dass mich „The Prisoner“ völlig überrascht hat und die negativen Aspekte vielleicht die sind dass er kaum ein Klischee weglässt. Da ich mich heute immernoch nur langsam dem asiatischen Kino nähere kann ich natürlich nicht sagen wie breitgetreten das vielleicht damals schon war, aber so oder so ist das ein knallharter Knastfilm der dreckig genug ist, nichts verharmlost aber jetzt auch keine Dramamilieustudie daraus macht. Dafür sorgt dann schon die erwähnten Shootouts und Handkanten die schön immer dahinzwirbeln wo es wehtut.

 

The Prisoner - Bewertung

 


 

Zur Blu-Ray: Koch Media gibt euch jetzt die Chance sich das Teil so wie es sich gehört nach Hause zu holen und beweisen damit wieder ein gutes Gespür. Bisher gab es nämlich das Problem dass man nur die internationale Fassung bekam die mit 96 Minuten rund 30 Minuten kürzer ist als die Taiwan-Fassung. In dem Doppelpack haben wir jetzt beide Versionen bei. Es gibt noch eine amerikanische die ein paar Minuten mehr drauf hat als die Internationale, aber die braucht wohl kein Mensch. Disc 1 hat die Kurzfassung und schicker Qualität, die nochmal aus dem Bild schön was rausholt. Erwartet jetzt keine Referenzqualität eines heutigen Blockbusters, aber zu meckern gibt es nichts. Generell bin ich bei alten Filmen eigentlich immer recht froh wenn es nicht kristallklar ist. Alte Filme brauchen Filmkorn sonst ist dat doch nüscht!! Die Originaltonspur ist auch drauf…passt. Ein paar Interviews vom Cast ergänzen die erste Disc.

Das Bonbon ist Disc 2, auf der die taiwanische Fassung enthalten ist, bei der man allerdings gleich ein paar Einschränkungen in Kauf nehmen muss. 4:3 Bild in fast schon VHS-Qualität mit Zwanguntertitel in Englisch zu denen man auch noch deutsche zuschalten kann und der halbe untere Bildschirm dann voll mit Text ist. So schlimm es sich anhört, also vielleicht liegt es daran dass ich die internationale Fassung besser finde, aber mich störte das nicht. Es hatte irgendwie was von alten Kassettentagen. Wer jetzt natürlich doch lieber jede Version in High-End haben will, könnte sich an den Umstand natürlich sehr stören. Man hätte natürlich Pionierarbeit leisten können, aber deswegen dann wie so oft ein überteuertes Mediabook kaufen müssen welches preislich einfach keinen Spaß macht?

Koch Media geht meines Erachtens den besten Mittelweg und daran könnten sich soeinige ein Beispiel nehmen. So kommt das Doppelpack jetzt zum moderaten Preis im normalen Keepcase auf den Markt, sehr schön.

 

Ab 28. September 2017 auf DVD, Blu-ray und VOD erhältlich!

Blu-Ray-Cover & Bilder © Koch Media GmbH.