KRITIK – THE GIRL WITH ALL THE GIFTS

© SquareOne Entertainment / Universum Film GmbH
© SquareOne Entertainment / Universum Film GmbH

Autor: Kevin Zindler

Zum Inhalt: Eine Pilzinfektion hat fast die gesamte Menschheit in fleischfressende, Zombie-artige Wesen – sogenannte „Hungries“ – verwandelt. Nur eine kleine Gruppe infizierter Kinder verspricht Hoffnung auf ein Heilmittel: Sie können ihren „Fressimpuls“ kontrollieren, weil ihr Verstand noch nicht der Infektion zum Opfer gefallen ist. In einer Militärbasis werden sie von der Wissenschaftlerin Dr. Caldwell (Glenn Close) grausamen Experimenten unterzogen und besuchen unter dem wachsamen Auge von Sergeant Parks (Paddy Considine) täglich den Schulunterricht. Doch ein Mädchen unter ihnen ist anders: Die junge Melanie (Sennia Nanua) übertrifft ihre Mitschüler an Intelligenz, ist wissbegierig, einfallsreich und vergöttert ihre Lieblingslehrerin, Miss Helen Justineau (Gemma Arterton). Als die Basis von einer Horde „Hungries“ überrannt wird, kann Melanie zusammen mit Helen, Sergeant Parks und Dr. Caldwell gerade noch entkommen. In einer in Chaos und Zerstörung versunkenen Welt muss Melanie bald nicht nur über ihre eigene Zukunft, sondern das Schicksal der gesamten Menschheit entscheiden.

 

© SquareOne Entertainment / Universum Film GmbH
© SquareOne Entertainment / Universum Film GmbH

Gerade als man dachte, dass dem Zombie-Genre die Ideen ausgehen, kommt Colm McCarthys kluger und engagierter Genre-Beitrag daher, welcher auf den gleichnamigen Roman von Mike Carey basiert, der auch die Drehbuchadaption für den Film schrieb.

McCarthys Film kann einerseits als eine Art Liebeserklärung an George A. Romeros Werke – insbesondere DAY OF THE DEAD, 1985 – verstanden werden. Außerdem erinnert er an Danny Boyles 28 DAYS LATER, 2002 und beinhaltet viele Aspekte aus THE WALKING DEAD. Andererseits bietet THE GIRL WITH ALL THE GIFTS jede Menge eigene Stärken, die es in dieser Form bisher noch nicht zu sehen gab.

Eines dieser großen Stärken zeigt sich frühzeitig in der taktilen, glaubwürdigen Weltanschauung von McCarthy. Es gibt so viele Details beim Set-Design, den Kostümen, dem Make-Up und der naturbasierten Ästhetik. Die Kulissen fühlen  sich sehr authentisch und echt an. Das hier gezeigte London – durch das sich das kleine Team von Überlebenden winden muss –  macht einem Angst, ist voller Untoter und nur ein minimales Geräusch könnte die Meute blutrünstiger Zombies aufschrecken.

 

© SquareOne Entertainment / Universum Film
© SquareOne Entertainment / Universum Film

Eine weitere große Stärke zieht der Film natürlich aus seinen Figuren. Es gibt eine viszerale, emotionale Auswirkung auf das Grauen und Handeln von Melanie. Gerade sie macht den Unterschied im Vergleich zu anderen Genre-Produktionen aus. Intelligent, freundlich und nach Liebe verzehrend, ist sie eben auch gefährlich und ein „halber Hungrie“. Das produziert natürlich viel „Futter“ für die verschiedenen Charaktere des Teams und provoziert Auseinandersetzungen unter ihnen. Besonders Helen und Dr. Caldwell unterscheiden sich (zumindest auf den ersten Blick) rapide voneinander. Während Dr. Caldwell ein Herz aus Stein zu haben scheint und Melanie als unvermeidliches Versuchskaninchen für ihre Forschungszwecke und die damit verbundenen Aussichten auf ein Heilmittel betrachtet, vermittelt Helen Autorität und Wärme.

Neben der Story, dem tollen Setting, der gespenstischen THE LAST OF US (Videospiel) Atmosphäre und den gut aufgelegten Schauspielern – allen voran Ex-Bondgirl Gemma Arterton und Newcomerin Sennia Nanua – überzeugen zudem die Action-Szenen. Wenig spektakulär, sind diese jedoch hervorragend choreographiert – ohne nervige Wackelcam. Die Schießereien fallen recht blutig aus, die deutsche Freigabe ab 16 geht aber in Ordnung, da bei expliziten Gewaltausbrüchen (ein Zombie wird zum Beispiel längere Zeit mit einem Baseballschläger bearbeitet) nicht vollständig draufgehalten wird. Das konsequente Ende könnte den einen oder anderen Zuschauer etwas verdutzt zurück lassen, die Entscheidung der Macher diesbezüglich zu bewerten, obliegt jedoch jedem selbst.

 

The Girl with all the Gifts - Bewertung

Seit dem 23. Juni 2017 auf Blu-Ray, DVD und VOD erhältlich!

DVD-Cover & Bilder © SquareOne Entertainment / Universum Film GmbH.