KRITIK – SLEEPLESS – EINE TÖDLICHE NACHT

© Tobis Film GmbH
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Autor: Tom Burgas

Neue Action kommt auf die große Leinwand, wobei so Neu ist sie nun auch nicht. Wieder einmal haben wir es mit einem Remake zu tun. Erwischt hat es „Sleepless Night“, einem schönen schnörkellosen französischen Actionbrett, dass ab dem zweiten Drittel die interessante Prämisse hatte, dass die Action in Echtzeit ablief und das Ganze als Handlungsort in und um einem Tanzclub spielte. Gerade einmal 3 Jahre ist das nun her, da schickt sich Hollywood an, das Bleigewitter neu aufzulegen, denn Untertitel kommen in den Staaten natürlich nicht in Frage, wo kämen wir denn da hin?

Jedoch ist das nicht der einzige interessante Nebenfakt. So führt hier kein geringerer als Baran bo Odar Regie und der gute Mann darf mit „Sleepless“ seine ersten Sporen in Amiland verdienen. Der Schweizer hatte sich zuvor insbesondere mit dem deutschen Hacker-Thriller „Who am I“ oder dem – von mir viel mehr geschätzten – Thriller  „Das letzte Schweigen“ einen Namen in der Branche gemacht, so dass dieser also bereits nach zwei Filmen und mit 38 Jahren schon über den großen Teich hüpft, was keine schlechte Leistung ist. Vom Genre her scheint das vielleicht sogar eine neue Hollywood-Masche zu sein: So dürfen sich immer mehr Neulinge, wie z. B. auch Dennis Gansel mit „Mechanic 2“,  an Actionfilmen mit überschaubarem Budget ausprobieren. Für das Remake zu „Sleeplees Night“, der in der US-Version einfach nur noch schlicht „Sleepless“ heißt, wurde ein 30 Millionen US-$ Budget freigegeben, was ausreichen sollte, um es ordentlich knallen zu lassen.

 

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Von vornherein hat man sich vom einigermaßen realistischen Grundton des Originals wegbewegt und verpasst dem Ganzen eine leichte „Black Cop“– und „Hip Hop“-Attitüde. Das hätte ganz schnell nach hinten losgehen können, aber da Jamie Foxx hier das Zepter hochhält, ist das alles kein Problem und zum glitzernden Las Vegas-Look passt es zusätzlich. Ein normaler Club reicht hier nicht mehr, schließlich sind wir in Hollywood. Somit kommen wir auch schon zum ersten großen Pluspunkt: Optisch gibt es hier nämlich nichts zu meckern, egal ob die Sets ansich, die Ausleuchtung oder die Kamera. Das ist alles auf Hochglanz getrimmt und sieht daher zu keiner Zeit in irgendeiner Form billig oder amateurhaft aus. Gerade kamera-technisch erlaubt sich das US-Remake keinerlei Fehler, obwohl man ruhig öfter ein paar Spielereien einsetzen hätte können, bevor man dann doch etwas zu sehr auf Nummer sicher geht.

Aber was rede ich hier von irgendwelchen technischen Sachen? Hier geht es um Action und die muss erstmal was taugen, dann kann sich alles andere hinten anstellen. Ich würde gerne Höhenflüge machen, aber zu denen kommt es nicht, dafür ist der Film auch eher zu sehr Actionthriller, anstelle von „purer Einmann-Armee“ . Vincent Down ist jemand der gerne ein paar Nasen eindrückt, wenn es um seinen Sohn geht. Jedoch ist er kein ehemaliger FBI-CIA-Special Forces-Special-sonstwas-Agent, aber trotzdem sollte man es sich nicht mit ihm verscherzen. Leider wird Down bereits am Anfang verletzt, was dann auch als Ausrede herhalten muss, dass er nicht komplett aus dem Vollen schöpfen kann. Sehr schade und auch einfach unnötig.

 

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Was dagegen gar nicht unnötig ist, sind seine Gegenspieler: der wunderbar schmierige Dermot Mulroney und der derzeit stark beschäftigte Scoot McNairy, der über eine sehr ansprechende bedrohliche Präsenz verfügt. Schon einer der Beiden hätte gereicht, aber als Gegenspieler-Duo sind die zwei dann einfach nur köstlich und somit einer der großen Stärken im Film. Michelle Monaghan ist wie immer nett, aber eben auch recht austauschbar, genauso wie David Harbour, der durch „Stranger Things“ mittlerweile vielen ein Begriff sein dürfte. Gerne würde ich jetzt weitere Superlative rauskramen, doch leider verbaut sich „Sleepless“ eine Menge – was letzten Endes sehr stark am Script liegt.

Hier wurde komplett auf Nummer Sicher gegangen, keine Überraschung und keine Szene die man nicht schon vorher kommen sieht oder schon 1000 mal woanders gesehen hat. So errät der geübte Genre-Freund schnell wer ein Verräter ist oder wie welche Figur enden wird. Das muss ja nicht unbedingt schlecht sein, wenn der Action-Thriller  seine Sache straight durchzieht, doch leider gibt es hier und da Punkte, wo man sich einfach etwas mehr Rafinesse wünscht. Dass der Film dann in manchen Momenten, genau wenn es die Story braucht, den Helden aufgrund seiner Wunden halb sterben lässt, nur um diesen dann in der nächste Szene wieder wie ein Derwisch rumprügeln lässt,  nervt schon etwas. Das hätte man schon alles viel intelligenter lösen können.

Dadurch dass der Streifen eben auch keine Besonderheiten vorweisen kann, hätte man sich hier schon fragen können, warum sich der Vertrieb für einen Kinostart entschieden hat. Denn letzten Endes wirkt „Sleepless“ eigentlich mehr wie ein sehr gut gemachter Direct to DVD-Titel, ohne ihn dabei schlecht machen zu wollen. Zumal der Film  nicht die Härte und Direktheit eines „Taken“ besitzt oder auch die Selbstironie eines „Olympus/London has fallen“, so dass ihm schlichtweg ein Alleinstellungsmerkmal fehlt, welches für den Erfolg eines reinen Actionfilmes an den Kinokassen notwenig gewesen wäre. Wirklich schade, denn auch wenn Jamie Foxx herrlich cool daherkommt, hätten schon Actionszenen her müssen, die dem Zuschauer im Gedächtnis bleiben oder auch Charaktere, die man noch mehr von der Leine lässt.

 

Sleepless - Bewertung

Ab dem 18. Juli 2017 auf Blu-Ray, DVD und VOD erhältlich!

DVD-Cover & Bilder © Tobis Film GmbH / EuroVideo Medien GmbH. All Rights Reserved.

 

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