KRITIK – JEAN CLAUDE VAN DAMME SPECIAL#1: KARATE TIGER

© Splendid Film/WV
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Autor: Tom Burgas

Endlich kann ich mir mit der Besprechung von allen Van Damme-Streifen einen Herzenswunsch erfüllen. Hierzu muss ich vorrausschicken, dass ich mich über keinen Schauspieler lieber informiere als eben über Jean Claude Camille Francoise van Varenberg, kurz natürlich weltweit bekannt als Jean Claude van Damme. Die kickende Kampfbeule ist in Kindertagen neben „Godzilla“ wohl mein größter Held gewesen.  In späteren Jahren machte er immer wieder Wandlungen durch, die nicht gerade ruhmreich waren, aber dafür auf jeden Fall sehr interessant. Hierbei sollte man den Belgier auch nicht mit einem ironischen Blick sehen, denn seine Drogenzeit hat ihm doch merklich zugesetzt, wie man leider oftmals in Interviews und Drehsituationen mitbekommen muss. Trotzdem ist er vielschichtiger als der „normale“ Zuschauer vielleicht vermuten würde.

Ich werde mir jetzt in chronologischer Reihenfolge alle Filme seiner Vita vornehmen – in denen der Spagiat die Hauptrolle inne hatte oder eine tragende Nebenrolle. Aus diesem Grund beginne ich auch nicht mit „Rue Barbare“  oder dergleichen, da diese Werke – wo Van Damme lediglich für 2 Sekunden im Hintergrund auftaucht  könnt ihr schön selber mal aus der Mottenkiste holen – nicht wirklich erwähnenswerte Filme waren. Somit starte ich meine Van Damme-Review-Reihe mit einem der verdammt besten Filme der Weltgeschichte. Ich denke der Film wird hauptsächlich lobenden Worte von Genre-Freunden, die ihn zeitnah mit seinem Erscheinungsdatum gesehen haben. Ich meine natürlich die erste größere Rolle des Belgiers. Hier ist er Ivan Kraschinsky und der Name ist Programm. Van Damme ist die böse rechte Hand des „Teufels“, der murrende Mümmelmann der Mafia und es braucht schon einiges um ihn aufzuhalten, zum Beispiel den titelgebenden…„Karate Tiger“!!

Corey Yuen hat hier ein Drehbuch zusammengezimmert und einen Film inszeniert, bei dem man nicht wirklich weiß ob dieser jedes einzelne Klischee der 80er atmen will, oder ob er diese erst saloonfähig gemacht hat. Der Hongkong Chinese ist übrigens auch heute noch wahnsinnig gut im Geschäft, westliche Naturen dürften ihn als Mann hinterm „Transporter“ kennen. Jedoch hat er auch so Powergurken wie „Dead or Alive“ auf die Leinwand gebracht. Zu seinen Filmen kann man ja stehen wie man will, aber seine Arbeit als Kampfchoreograph sucht in ihrer Masse und Erfahrung seines Gleichen.

Weitere Namen braucht man nicht weiter erwähnen, aus Jean-Claude Van Damme wurde eine Genre-Ikone, aber vom eigentlichen Hauptdarsteller Kurt McKinney hatte man nichts mehr weiter gehört. Auch wenn er wie Van Damme vorher schon Kampferfahrung hatte, ist das auch das Einzige. Der Amerikaner hätte wohl doch lieber Polizist werden sollen, wie geplant. Denn seine Ausstrahlung kann man mit der eines offenen Klodeckels vergleichen…..seine Schauspielkunst übrigens auch.

 

© Splendid Film/WVG
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Geil, Geil, Geil!! Heute noch liebe ich diesen Film, wenn auch aus anderen Gründen. In kleinem Maßstab ist Van Damme hier schon Teil eines Kultfilms. Dazu muss man sagen, dass er seinen Charme eher dadurch versprüht, dass er im Grunde ganz schön mies ist und das mein ich so positiv wie man es nur meinen kann. Würde der Film heutzutage so und nicht anders rauskommen, würde er wohl als eine Art Whiteploitation-Grindhouse-Coming of Age-Comedy-Mischmasch durchgehen.  Die Story ist so plump und liebevoll stumpfsinnig, dass man sie einfach lieben muss. Da ist einerseits der Gute (das Teeny-Weißbrot mit dem rumheulendem Herz am rechten Fleck) und andererseits der Böse (die hier russische Killerbeule mit Hang zur Steinmimik). Dazu packen wir den Quotenschwarzen der natürlich hip, funky und immer cool drauf ist und generell ein paar Nebenfiguren, die da sind weil….ja weil halt.

Das Schönste daran ist, dass man sie alle wirklich Schauspieler nennt. Chargieren wäre noch nett ausgedrückt, den Vogel schießt wirklich Timothy D. Baker als Vater vom Karate-Kätzchen ab. Der bekommt sein Bein von Van Damme gleich am Anfang zu Brei gedrömmelt und darf von da an seinem Sohn vorheulen wie schlimm es doch ist Selbstverteidigung zu erlernen. Leute das müsst ihr gesehen haben, das ist ein Fest der Sinne.

Was die Kämpfe ansich angeht kann man sagen, dass im Grunde alle in denen Van Damme dabei ist, heute noch ansehnlich sind. Hier kann man mal sehen wie fit und agil der Belgier damals war, also da sind so 1-2 Kicks bei, mit denen konnte er mal ein paar Scheitel ziehen. Dies mussten bei den Dreharbeiten die anderen Darsteller auch zu spüren bekommen, so dass sich einige beschwerten, dass der junge Van Damme seine Technik scheinbar nicht im Griff hätte und öfter gerne mal wirklich traf, was zu schlimmen Verletzungen führte. Naja vielleicht war es aber auch seine Rache für die schlechten Darstellungskünste der Anderen, denn eines muss man zugeben, schon damals hat Van Damme allein durch seine Aura eine Präsenz an den Tag gelegt, die sofort auffällt und das obwohl er nur ein paar wenige Szenen hatte. Dass er auf allen Covern der Filme thront ist also seinem späteren Bekanntheitsgrad geschuldet, plus dem Fakt das Kurt McKinney als Held schon eher wie eine Milchschnitte wirkt, also schlägt man so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.

Bitte vergesst nicht, dass der Film eben gerade DESWEGEN solch eine Laune macht. Allein der Soundtrack mit seiner Synthiemucke und der schlechten Aufnahmetechnik bei den Dialogen (in der englischen Fassung) sind einfach Gold wert. Wenn man einen Gang höher schalten will, nimmt man gleich die deutsche Synchro mit, die ist nicht ganz so stilbildend wie bei Bud Spencer, aber hat trotzdem einiges, was Wortklobereien angeht, auf der Pfanne. Und wenn ihr denkt dass es nicht noch besser kommen kann, weint man schnell am Grab von Bruce Lee und dieser inkarniert als Geist, um unserem Jason mal schnell aus der Klemme zu helfen. Dass der Darsteller von Lee auch optisch komplett nichts mit Lee gemeinsam hat ist ja wohl Ehrensache. Er ist Asiate, dass muss reichen. Der drückt Jason dann noch ein bissel Tinte in den Füller und dann kann es abgehen zu Ivan dem Schrecklichen in den Ring, um ihm zu zeigen, dass er ihm noch weitere Beulen verpassen kann. Schade ist hier, dass der Endfight keine Spannung aufbauen kann, aber sei es drumm, Van Damme ist kurz böse und scheint übermächtig und bekommt dafür von unserem schmächtigen Helden ein Kessel Buntes, und alle sind glücklich….mehr 80er Jahre Zauber geht einfach nicht.

 

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VAN DAMME SPECIAL #1 – KARATE TIGER

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