KRITIK: BLACK PANTHER

© The Walt Disney Company Germany GmbH
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Autor: Khalil Boeller

Langsam nähert sich das MCU von Marvel/Disney mit Riesenschritten dem Höhepunkt – doch zuvor lässt Marvel mit „Black Panther“ noch einen Helden der zweiten Reihe auf das geneigte Publikum los. Bleibt die Frage, ob man mit dem Film eine ähnliche Klasse erreicht wie mit „Dr. Strange“ oder „Antman“, die ja überraschend gut beim Publikum angekommen sind und auch einen Helden aufgegriffen haben, der den Nichtcomiclesern gänzlich unbekannt sein dürfte und selbst bei alten Comichasen eher als Sidekick-Charakter bei den FV oder den „Avengers“ auf dem Schirm sein wird.

Zur Handlung: Nach einer Einführung in den Hintergrund vom Wakanda, bzw. der Entstehung des Black Panthers und einem kurzen Prolog, der sozusagen die Haupthandlung einleitet, setzt der Film unmittelbar nach den Geschehnissen von „Captain America: Civil War“ ein. Nachdem T´Chaka, der Vater von T´Challa, von einer Bombe umgebracht wurde, lastet nun die Bürde der Krone auf T´Challa. Nach einem Ritual, in dem er u.a. für kurze Zeit seine Pantherkräfte verliert, wird er zum König von Wakanda gekrönt.

 

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In der Aussenwelt ist Wakanda für alle ein afrikanischer Dritteweltstaat und nur wenige wissen, dass Wakanda dank eines Meteoriten, der aus dem außerirdischen Metall Vibranium bestand, in Wirklichkeit ein Staat ist, der technologisch der restlichen Erde um Jahrzehnte voraus ist. Doch aus Angst, dass das Vibranium als Waffe missbraucht wird, verbirgt man den Fortschritt und versteckt alle Errungenschaften rund um das Vibranium.

Nur wenigen Menschen auf der Erde ist das bekannt, einer davon ist der Söldner Ulysses Claw, wunderbar gespielt von Andy Serkis – der es inzwischen irgendwie in alle wichtigen Blockbuster geschafft hat – der vor Jahren einen Überfall auf Wakanda begangen hat und dabei eine kleine Menge Vibranium erbeutet hat – so wie mehrere Tote hinterlassen hat. Dieser taucht kurz nach T´Challas Krönung wieder auf, nachdem er Jahre verschwunden war und ist, dank der Hilfe des zwielichtigen und charismatischen Eric Killmonger, in Besitz von Vibranium gekommen und möchte dieses möglichst gewinnbringend verkaufen

Um dies zu verhindern, macht sich T´Challa zusammen mit seiner Exfreundin Nakia sowie Okoye, der Anführerin seiner Leibwächterinnen auf die Suche nach Claw, auch um ihn der gerechten Strafe zuzuführen, der er vor Jahren entgangen ist. Doch schnell muss T´Challa und seine Gefährten feststellen, dass die treibende Kraft nicht der Söldner ist, sondern Killmonger, hinter dem sich viel mehr verbirgt und der sich bald als größere Gefahr für T´Challa sowie ganz Wakanda herausstellt….

 

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Man muss zugegeben, dass man sich so langsam ein Sättigungsgefühl einsetzt, wenn es um Superhelden-Verfilmungen geht. Es vergeht gefühlt kein Jahr, indem nicht irgendeine Superhelden-Versoftung in den Kinos einschlägt, ob jetzt aus dem Marvel– oder DC-Universum. Von daher durfte man gespannt sein, wie man mit dem Stoff rund um den „Black Panther“, der ja mit „Civil War“ ohne größere Erklärung eingeführt wurde, umgehen wird. Denn im Gegensatz zu „Antman“, den „Guardians“ oder auch „Dr. Strange“, genießt „Black Panther“, vor allem in der afroamerikanischen Gemeinde den Ruf, der erste schwarze Superheld gewesen zu sein und generell Wegbereiter für afroamerikanische Superhelden sein dürfte.

1967 von Jack Kirby und Stan Lee erdacht, sollte er vor allem afroamerikanische Jugendliche ansprechen und hatte seinen ersten Auftritt bei den FV. Danach folgten regelmäßige Auftritte bei den „Avengers“, bis „Black Panther“ in den 70ern seine erste eigene Heftserie bekam. Deshalb war es spannend zu sehen, wie die Filmemacher mit diesem doch großem Erbe umgehen würden und etwas von der Bedeutung, die „Black Panther“ für die afroamerikanische Gemeinde mit in den Film transportieren reinpacken. Hier kann man sagen, wurde schon einmal sehr viel richtig gemacht – nahezu alle wichtigen Haupt- und Nebenrollen werden von afroamerikanischen Schauspielern gespielt, sieht man von zwei Ausnahmen ab, auch der Großteil der Handlung spielt in dem fiktiven afrikanischen Staat Wakanda, welcher sozusagen ein afrikanisches Utopia darstellt.

Gerade die farbenfrohe und originelle Darstellung von Wakanda ist auch ein weiterer Pluspunkt, so erinnert der fiktionale Staat durch die moderne Technologie mit einem kleinen Einschlag an Mystik eher an einen fremden Planeten als an ein Land auf der Erde. Dennoch lässt der Film auch diverse afrikanische Kulturen einfließen, so auch in der Verknüpfung der Technik mit Mystik, oder auch durch die Darstellung der Bevölkerung Wakandas, die alle aus unterschiedlichen Stämmen mit eigener Kultur kommen und kommt dabei deutlich weniger klischeebehaftet rüber als andere Blockbuster, die uns kurz auf den afrikanischen Kontinent entführen.

 

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Leider bleibt der Film da ein wenig hinter den Möglichkeiten zurück, und erinnert im Mittelteil eher an einen Agenten-Thriller, denn neben seinen Pantherkräften, deren Ursprung auf eine Blume sowie ein Ritual zurückzuführen sind, benutzt T´Challa auch eine Menge Gadgets, die teils doch sehr an diverse Agentenfilme erinnern und neben denen selbst Toni Starks technische Ausrüstung altbacken wirkt. Ob jetzt EMP Granaten, die Technik lahmlegen, Tarnschilde oder Autosteuerung per VR, auf der Jagd nach Klaw sowie in Wakanda bekommt man davon Einiges zu sehen. Die erste richtig große Schwäche in „Black Panther“ ist allerdings die Story, zwar werden diverse kleinere Handlungsstränge parallel zueinander verfolgt, letzten Endes läuft es aber auf die klassische Heldenreise gepaart mit „Ich will Kalif anstelle des Kalifen werden“-Story-Stranges heraus. Und die hat man gerade bei Superheldenverfilmungen inzwischen wirklich oft genug gesehen. Schade eigentlich, denn von so mancher Nebenhandlung, bzw. Nebenkonflikt hätte man gern mehr gesehen.

Schauspielerisch gibt es dagegen wenig zu meckern, auch wenn man gern mehr von Andy Serkis als Claw gesehen hätte. Michael B. Jordan als „Killmonger“ dürfte ohne Frage zu den charismatischsten Bösewichten des MCU gehören, auch „Black Panther“ Darsteller Chadwick Bosman liefert sauber ab. Hinzu kommen noch eine Angela Basset als Königin Mutter sowie der großartige Forest Whitaker als Zeremonienmeister, die ihre Sache ebenfalls sehr gut machen. Lobenswert sollte man auch noch Lupitia Nyong´o erwähnen, die die Exgeliebte von T´Challa spielt und als Agentin auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs ist.

 

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Heimliche Stars des Films sind allerdings eher die Schwester von T´Challa, Shuri, gespielt von Letitia Wright, die ganz im Q Style ihren Bruder mit Gadgets versorgt und nicht auf den Mund gefallen ist sowie die Palastwache des Black Panthers, angeführt von der Schauspielerin Danai Jekesai Gurira, die rein aus Frauen besteht und die alle im Umgang mit diversen Waffen meisterlich geschult sind und die als Anführerin der Leibwache Black Panther auch hinsichtlich ihrer Coolness mehr als einmal die Schau stehlt. Dafür bleiben andere Nebencharaktere erschreckend blass und handeln im Lauf des Films für den Zuschauer nicht immer wirklich nachvollziehbar.

Generell haben es Regisseur Ryan Coogler sowie Drehbuchschreiber Joe Robert Cole versucht, dem Film eine soziale Note zu geben, so wird unter anderem die Frage angeschnitten, wie lange man aus Selbstschutz vor Not wegschauen darf, leider geht diese Botschaft, die eigentlich eines der Kernthemen des Films ist, in der eigentlichen Handlung ein wenig unter.

Es scheint, als ob Disney angesichts der Vorlage, die ja in den Heften inzwischen recht politisch ist, dann doch etwas der Mut verlassen hat und viele Ansätze, die der Film zweifelsohne hat, werden nicht wirklich weiterverfolgt und man den Fokus letzten Endes dann doch zu sehr auf eine klassische Rachestory sowie Heldenreise legt. Es ist zudem etwas enttäuschend, dass der Film zwar die meiste Zeit auf dem afrikanischen Kontinent spielt, allerdings nur sehr wenig auf die Ambivalenz und Problematiken dieses Kontinents eingegangen wird. Sehr schade, denn gerade in späteren Heften wurde „Black Panther“ sowie Wakanda und die Haltung zum restlichen Afrika doch deutlich vielschichtiger dargestellt.

 

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Eine ganz andere Problematik, an der der Film krankt, ist leider seine MCU Herkunft – wie eingangs schon erwähnt, hat sich eine Sättigung hinsichtlich Superheldenfilme eingeschlichen, was auch kein Wunder ist, wenn man sich vor Augen führt, dass es bereits 17 Filme rund um das MCU gibt und vielleicht hat man inzwischen einmal zu oft die, wenn auch in diesem Fall etwas anders dargestellte Origins-Story eines Superhelden gesehen. Wäre „Black Panther“ vielleicht ein paar Jahre früher erschienen, würde er vielleicht nochmal anders wahrgenommen werden, so muss er sich aber an der Masse der MCU Filme, die es inzwischen gibt, messen lassen, und da bleibt leider nicht mehr als guter Durchschnitt.

Und dennoch – an vielen Punkten ist „Black Panther“ ein eher untypischer Film im MCU, und erinnert eher an einen Fantasyfilm mit einer Prise Agententhriller als an einen Superheldenfilm, wer allerdings einen klassischen Superheldenfilm erwartet, der dürfte dann doch eher etwas enttäuscht sein. Hinzu kommt, dass der Film quasi afroamerikanisches Kino auf großer Leinwand ist, was sieht man von Dramen wie „12 years a slave“ eher selten bei Blockbustern und großen Hollywoodproduktionen ist. Sein Publikum scheint der Film jedenfalls gefunden zu haben, wenn man sich die Einspielergebnisse aus den Staaten vor Augen führt.

So bleibt ein Film, der zwar über die 2h Spielzeit zu unterhalten vermag, jedoch im Storytelling einige Schwächen hat, die das farbenfrohe Setting leider nicht ausbügeln können und bei dem man sich vielleicht das ein oder andere Mal über verschenkte Chancen ärgert. Hinzu kommt noch ein sehr schwaches und leider auch vorhersehbares Finale, welches zudem auch noch an einigen Stellen an den schwachen CGIs krankt, was nun wirklich nicht hätte sein müssen.

 

Black Panther - Bewertung

Ab dem 15. Februar 2018 nur im Kino!

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