KRITIK – THE GREEN INFERNO (DIRECTOR´S CUT)

© Constantin Film

Autor: Florian Wurfbaum

Eli Roth entstaubt mit seiner vierten Film-Regiearbeit das längst in Vergessenheit geratene Horror-Subgenre des Kannibalen-Films. Dieses überaus grenzwertige und bisweilen durch die eingebauten Tier-Snuff-Szenen auch widerwärtige Genre, entstammt aus dem italienischen Exploitation-Kino der 70er Jahre und verschwand bereits nach wenigen Jahren wieder in der Versenkung. Zu den bekanntesten Vertretern gehören „Mondo Cannibale“ (1972) von Umberto Lenzi und „Nackt und zerfleischt“ (1980) von Ruggero Deodato. Zwar ist die Figur des Kannibalen – vor allem dank Gourmet Hannibal Lector – mittlerweile fest in der Popkultur verankert, aber die hartgesottenen Menschenfresser-Freunde bekamen dann doch eher überwiegend filmische Rohkost serviert und mussten knapp 30 Jahre auf eine weitere deftige Schlachtplatte warten.

Zum Inhalt: Eine Gruppe von Studenten und Umwelt-Aktivisten muss sich nach einem Flugzeugabsturz allein durch den Amazonas-Dschungel schlagen. Die Lage spitzt sich erheblich zu als die naive Gruppe auf einen einheimischen Indio-Stamm trifft, der von der Anwesenheit der Eindringlinge gar nicht begeistert ist. Zu spät stellen die Aktivisten fest, dass es sich bei dem Stamm um äußerst hungrige Kannibalen handelt…

 

© Constantin Film
© Constantin Film

Handwerklich liefert der erfahrene Genre-Regisseur erwartungsgemäß gute Arbeit ab.  Besonders die exotischen Landschaftsaufnahmen sind recht gelungen, auch wenn hierbei die Bilder stellenweise zu hochglanzpoliert daherkommen. Dies trübt etwas die Atmosphäre und lässt den Streifen weniger düster und dreckiger erscheinen als seine Vorbilder aus den 70er Jahren. Jedoch hält Eli Roth mit einer kurzweiligen und effekttechnisch überzeugenden Inszenierung dagegen. Selbstverständlich verzichtet der Amerikaner auf die mit nichts zu legitimieren Tierquälereien und bietet zudem auch keine CGI-Tiertötungsszenen als Ersatz an. Dafür sind die Gore-Szenen bezüglich der Verspeisung der Aktivisten-Gruppe überaus deftig und schonungslos in Szene gesetzt, so dass es schon sehr verwunderlich ist, dass Roths blutige Schlachtplatte  ungeschnitten von der FSK durchgewunken wurde. Unfassbar was der Tarantino-Kumpel hier an Ekeleien veranstaltet. Natürlich gehören diese unappetitlichen Gewaltspitzen zu einem anständigen Kannibalen-Streifen, der sich als Hommage an die Genre-Vorbilder des italienischen Exploitation der 70er Jahre versteht. Aber für weniger hartgesottene Genre-Gourmets  dürfte die Zubereitung der naiven möchtegern Umweltaktivisten schon mehr als grenzwertig sein. Zudem kann „The Green Inferno“ den Zuschauer trotz der kredenzten Ekeleien nicht wirklich schockieren, daher erreicht der Film auch nicht die Intensität vergleichbarer Genre-Produktionen.

 

© Constantin Film
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Ein weiterer Schwachpunkt der fast 3 Jahre auf Eis gelegenen Produktion, ist der stümperhafte Einsatz von Humor. So offenbaren sich die gedachten Humoreinlagen einfach nur als lächerlich und erzeugen sogar das eine oder andere Mal ein Fremdschäm-Gefühl beim Betrachter.

Über die Darstellerleistungen der größtenteils verspeisten Aktivisten-Gruppe müssen nicht viele Worte verloren werden, da diese mehr schlecht als recht in ihren austauschbaren und klischeebeladenen Charakteren verharren. Einzig Hauptdarstellerin Lorenza Izzo als jungfräuliche Justine sticht aus der verschleppten Gruppe heraus und bleibt im Gedächtnis. Jedoch geht das weitestgehend in Ordnung, da die Charaktere als Hommage an die zum Vorbild genommenen Exploitation-Werke gut funktionieren und letztlich sind sie auch nur als Mahlzeit für die hungrigen Eingeborenen gedacht. Dagegen wirkt der Kannibalen-Stamm immens authentisch und wird zudem von Antonieta Pari als Dorfälteste „Chef-Köchin“ und Ramón Llao als Medizinmann „Metzgermeister“ beängstigend gut angeführt.

 

The Green Inferno - Bewertung

 


Infos zur DVD-Veröffentlichung:

Die DVD beinhaltet neben dem ungeschnittenen Director’s Cut erfreulicherweise auch einige wenige Extras. So bekommt der Käufer zum einen zwei kurze Clips vom Dreh serviert, zum anderen gibt es noch ein paar Mini-Interviews von Macher Eli Roth und Hauptprotagonisten Lorenza Izzo zu sehen. Abgerundet werden die überschaubaren Extras von einem Musikvideo von DJ Asha und den obligatorischen Trailern in        Deutsch und Englisch. Insgesamt kommen die Extras zwar nur auf eine Laufzeit von knapp 10 Minuten, aber es ist zumindest lobenswert, dass der deutsche Verleih diese – zusammen mit dem Director’s Cut – auf die Scheibe gepresst hat.

 

Überall auf Blu-ray™, DVD und VOD erhältlich!

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