KRITIK – DIRTY COPS – WAR ON EVERYONE

© Constantin Film

Autor: Dominik Starck

Bei der irischen Familie McDonagh war mit Sicherheit etwas im Grundwasser. Oder wie sonst kann man das geballte Talent der beiden bekannten Brüder begründen? Martin McDonagh gewann mit seinem ersten Kurzfilm 2004 bereits den Oscar in dieser Kategorie, sein erster Langspielfilm BRÜGGE SEHEN…UND STERBEN? wurde –neben weiteren Preisen- für McDonaghs Drehbuch gleich wieder für den Oscar nominiert. Sein etwas älterer Bruder John Michael McDonagh ist seit 2000 als Drehbuchautor tätig und debütierte als Spielfilm-Regisseur 2011 mit THE GUARD. Mit DIRTY COPS legt er nun nach AM SONNTAG BIST DU TOT seinen dritten Spielfilm vor- der erste, den John Michael McDonagh nicht in Irland sondern den USA drehte. Nach seinem Debüt auf der 66. Berlinale erscheint DIRTY COPS nun als BD/DVD und wir sagen Euch, ob sich auch dieser Film lohnt.

 

Zum Inhalt: Terry (Alexander Skarsgard) und Bob (Michael Pena) sind zwei korrupte Cops, die in Alburquerque, New Mexico, ihr Unwesen treiben und die meisten Kriminellen, die sie verfolgen, weit in den Schatten stellen. Bis sie eines Tages an einen ähnlich ruchlosen Gegner geraten…
 
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John Michael McDonagh ist kein Mann für seichten Smalltalk. Nach der ursprünglichen Besetzung für die Rolle des Terry gefragt stellte er bei einer Talkrunde fest, dass dieser einfach ein Arsch gewesen sei und man fünf vor Zwölf glücklicherweise Ersatzmann Alexander Skarsgard (TRUE BLOOD) fand. Auch auf die Frage, wieso er diesmal nicht in Irland sondern New Mexico gedreht hat, antwortet er knapp und ehrlich, dass es dort bessere Steuer-Rückzahlungen gab, die das Budget schonten.

Die Kompromisslosigkeit McDonaghs wird auch in dem von ihm geschriebenen Drehbuch zu DIRTY COPS deutlich, denn diese beiden Dienstmarken-Träger führen wahrlich einen WAR ON EVERYONE, wie der Originaltitel besser etabliert. Keine Minderheit, keine ethnische Gruppierung, rein niemand ist vor dem kohlrabenschwarzen Humor der Dialoge sicher. Wenn Terry und Bob in der ersten Szene des Films einen flüchtigen Pantomimen mit dem Auto verfolgen und sich fragen, ob ein Pantomime wohl Laut geben würde, wenn man ihn überfährt -woraufhin sie den Flüchtigen tatsächlich überfahren um ihm seine Drogen zu klauen- dann weiß man, auf welche Art Film man sich einstellen kann, darf und muss.

 
© Constantin Film
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Was DIRTY COPS von anderen vermeintlich „bösen Comedys“ aus den USA unterscheidet ist, dass dieser Film seinen Zynismus nicht nur für ein paar Trailer-Momente zur Schau trägt sondern in jedem Moment bis zur letzten Konsequenz lebt. Dabei wird das Ganze nie als oberflächlicher Slapstick inszeniert sondern in schön komponierten Bildern präsentiert, mit einem treffsicheren, starken Soundtrack unterlegt und in der Ernsthaftigkeit eines Dramas von den beiden Stars gespielt. Apropos; Skarsgards Ausflug als Tarzan war 2016 nicht ganz der erhoffte Riesenerfolg, hier liefert der Ex-Serien-Vampir aber eine gute Leistung ab, der Michael Pena nicht nachsteht. Spaltete der als „witziger“ Sidekick in ANT-MAN noch das Publikum kann der meist als Nebendarsteller gebuchte Pena hier voll punkten. Aber auch die allesamt gut besetzten Nebendarsteller dieses Films freuen sich sichtlich über die ihnen zugeschrieben Dialoge und Momente, sodass Paul Reiser selbst aus der sonst oft eindimensionalen Rolle des Polizeichefs glanzvolle Momente holen kann.

Dabei kann der Film nicht ganz verhehlen, dass seine Geschichte etwas dünn und reichlich unübersichtlich aufgebaut ist. Wer DIRTY COPS für die Krimihandlung sehen möchte, der sollte daher vielleicht zu einer Alternative greifen. Auch liegt es in der Natur der Sache, dass ein Film, der sich so viel Mühe gibt, jedem auf die Füße zu treten, nicht jedem gefallen kann. Politisch manchmal unkorrekt aber Geschmack- und kunstvoll umgesetzt ist es ein cooler Film für ein Nischenpublikum und Filmfans, denen das politisch Korrekte auf die Nerven geht.

 

Dirty Cops - Bewertung

Ab dem 23. März 2017 überall auf Blu-ray™, DVD und VOD erhältlich!

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