KRITIK: MILE 22

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© Universum Film

Autor: Tom Burgas

Hach Peter Berg, einfach machst du es mir ja nicht. Als Schauspieler fand ich dich immer komisch, spätestens in Copland und auf einmal schwingst du dich auf den Regiestuhl und machst Filme, die meine Augen leuchten lassen.  Besonders sein Erstwerk VERY BAD THINGS hat ein Platz in meinem Herzen. Ständig warst du hin und her gerissen zwischen reinen Kommerzblockbustern (WELCOME TO THE JUNGLE, HANCOCK, BATTLESHIP) und besonders in letzter Zeit politisch, actionorientierten Thriller-Dramen, denen immer ein erträgliches Maß an Patriotismus umweht (DEEPWATER HORIZON, BOSTON, OPERATION: KINGDOM).

Gerade die letztgenannten waren dabei von hoher Qualität sodass ich mich langsam immer richtig freute, wenn ein neuer Berg angekündigt wurde. Und ähnlich wie Burton mit seinem Depp hat Berg mit Mark Wahlberg sowas wie seine Muse gefunden. Auch diesmal ist dieser wieder an vorderer Front dabei. Diesmal jedoch nicht basierend auf einem wahren Vorfall. Eher will man hier eine neue Eingreiftruppe etablieren samt Einzelkämpfer Alphatier James Silva (Wahlberg).

Dieser ist selber sozial gestört und muss mit seinem Trupp immer da eingreifen wo es brenzlig wird und man eine Dampfhammereinheit braucht. So weit so standardisiert. Solch einen Eingriff sieht man dann auch am Anfang und das ist eigentlich noch völlig ok. Es fehlt ein wenig der letzte Schliff, aber man merkt wieder die bergische Formel. Da wird recht ruchlos niedergeballert was muss und ohne CGI-Quatsch die Knallkörper gezündet.

 

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© Universum Film

Leider merkt man schon in den ersten Minuten danach, dass diesmal irgendwas nicht stimmt. Silva ist solch ein asozialer Charakter/Anführer, dass man ihm schon in den ersten Szenen eine Kugel verpassen will. Dass diesem Typen die Verantwortung über ein Team von Söldnern im Dienst der Regierung gegeben wird sprengt jede Glaubwürdigkeit. In jeder Szene muss er jeden und jede aus seinem Team dumm anmachen und anschreien. Kein Gehaltscheck dieser Welt wäre dieses Arbeitsumfeld wert. Da er ziemlich im Mittelpunkt steht gibt es auch kaum Charaktere, die da was gegen ausrichten können. Lauren Cohan (THE WALKING DEAD) und Ronda Rousey (MIXED MARTIAL ARTS FIGHTERIN, EXPENDABLES 3) runden sein Team ab, können aber außer Standardphrasen nichts zeigen.

Durch Trailer und Plakate wissen wir ja das Iko Uwais noch den anderen großen Part einnimmt. Jeder Fan von guter knallharter Action liebt ihn spätestens seit den RAID-Filmen und mit seinem Auftreten merkt man auch wie die Hoffnung keimt und relativ früh kommt es dann auch zu einer Zurschaustellung seiner Fähigkeiten. Jetzt braucht ihr aber nicht denken, dass man davon was sieht, denn das Ganze ist so amateurhaft zusammengeschnitten, dass es wehtut. Die Kamera ist immer viel zu nah dran und man weiß nie was da gerade passiert. Ein weiterer Schlag ins Gesicht jeden Filmfans. Ab dem Zeitpunkt und mit dem Wissen, dass auch John Malkovich eine austauschbare Rolle innehat, habe ich schon fast aufgegeben und die Rohrkrepiererquittung unterschrieben.

 

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Kurz danach fängt er sich zum Glück etwas und bekommt seinen Arsch in eine straighte Richtung, wenn es darum geht die Zielperson von A nach B zu bringen und sich allerlei böses Gesocks in den Weg stellt. Ähnlich wie in HEAT gibt es dann eine feine Straßenschießerei die Bumms hat und sich dann über mehrere Gebäude zieht und das ist dann recht hart und konsequent. Außer Action gibt es dann auch kaum noch was anderes und genau dieser Punkt rettet den Film da die Charaktere ab diesem Zeitpunkt eben auch keine Zeit haben weiter ihren Bullshit zu labern.

Zum Ende wird dann nochmal ein Twist aus dem Ärmel geschüttelt, den man in seiner Gänze nicht kommen sieht und die Tür offen lässt für die schon gegreenlighteten Sequels. Ich kann nicht sagen, dass ich komplett auf diese verzichten will nur müsste eben Wahlbergs Charakter komplett umgeschrieben werden. Diesen asozialen Penner brauch ich nicht. Schickt ihn ein paar Jahre auf die Benimmschule und dann könnte das was werden.

Somit hat Peter Berg seit langem mal eine qualitative Bruchlandung hingelegt. Vielleicht sollte er mal eine kleine Pause einlegen, immerhin ist sein Output an Filmen schon ziemlich hoch.

 

Mile 22 - Bewertung

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