KRITIK: JUGGERNAUT – 18 STUNDEN BIS ZUR EWIGKEIT (MEDIABOOK)

© MGM / Justbridge Movies (Rough Trade Distribution)
© MGM / Justbridge Movies (Rough Trade Distribution)

Autor: Kevin Zindler

Zum Inhalt: Die HMS Britannic kämpft gerade im Sturm auf hoher See. Aber der wahre Terror ist an Bord: sieben Bomben platziert von einem Terroristen, der sich selbst „Juggernaut“ nennt und ein hohes Lösegeld im Tausch für das Leben der Passagiere verlangt. 18 Stunden bleiben den Passagieren und der Besatzung bis zum Untergang falls die Lösegeld Forderung nicht gezahlt. Bombenexperte Harris wird auf das Schiff gebracht wird. Bald steht er vor der größten Herausforderung seines Lebens im Kampf gegen die unerbittlich verrinnende Zeit.

Katastrophenfilme waren schon immer sehr beliebt beim Kinopublikum. Einen echten Boom lösten diese Streifen in den siebziger Jahren aus, entstanden da doch echte Klassiker wie FLAMMENDES INFERNO, AIRPORT, ERDBEBEN und  – der vielleicht beliebteste Titel unter der schier endlosen Auswahl von „Disaster-Movies“ dieser Zeit – DIE HÖLLENFAHRT DER POSEIODON. Die Leute strömten in die Kinos, litten gemeinsam mit ihren Lieblingshelden wie Charlton Heston, Gene Hackman oder Steve McQueen und waren noch lange Zeit nach der Film-Sichtung beeindruckt von dem Spektakel, welches sich ihnen in Form von bildgewaltigen Zerstörungen offenbarte und die Leinwände buchstäblich zum Beben brachte.

 

© MGM / Justbridge Movies (Rough Trade Distribution)
© MGM / Justbridge Movies (Rough Trade Distribution)

Der Aufbau der Story-Elemente unterschied sich oftmals nur sporadisch voneinander. In den ersten 30-40 Minuten wurden die Charaktere vorgestellt, dann kam es zu einer Katastrophe und im letzten Drittel dominierte der Überlebenskampf – mit all seinen lauten, emotionalen und spannenden Höhen und Tiefen. Bei JUGGERNAUT ist das deutlich anders. Zwar bekommen die Charaktere auch hier ausreichend Zeit eingeräumt, doch passiert das auf eine überwiegend oberflächliche Schiene. Zudem kommt die Inszenierung fast schon bieder daher, was in dem Fall aber alles andere als negativ zu bewerten ist, da sie sich somit von ähnlichen Produktionen unterscheidet. Der gravierende Unterschied ist aber, dass JUGGERNAUT mit verhältnismäßig wenig Krawall auskommt. Es gibt zwar die eine oder andere kleine Explosion und auch die Aufnahmen von der HMS Britannic, wie sie sich ihren Weg durch den stürmischen Ozean bahnt, sind allesamt gelungen, doch insgesamt sind Actionszenen und das Tohuwabohu drumherum recht spärlich gesät. Im Gegenteil! JUGGERNAUT lebt vom Nervenkitzel. Insbesondere der kraftvollen und untertrieben heroischen Darstellung des Bombenentschärfungsexperten Harris, gespielt von Richard Harris – neben Omar Sharif, der einen recht emotionslosen Kapitän mimt  – der große Star des Films, ist es zu verdanken, dass von Minute zu Minute die Spannung steigt, bis der Siedepunkt erreicht ist. Welches Kabel wird er durchschneiden? Blau oder Rot? Wie oft hat man sich in ähnlich angelegten Filmen diese existenziellen Fragen gestellt, doch nur selten wurde diese so spannend und nervenaufreibend beantwortet, wie in JUGGERNAUT.

 

© MGM / Justbridge Movies (Rough Trade Distribution)
© MGM / Justbridge Movies (Rough Trade Distribution)

JUGGERNAUT kam prinzipiell zur richtigen Zeit ins Kino. Das Problem war jedoch, dass das Marketing – welches den Film als actionreichen „Disaster-Movie“ bewarb – völlig falsche Erwartungen beim Publikum auslöste. Sicher einer der Gründe, warum die 8 Millionen Dollar Produktion nur knapp die Hälfte seines Budgets wieder einspielen konnte. Zu Unrecht! JUGGERNAUT konnte der Konkurrenz auf Spektakel-Ebene nicht das Wasser reichen, doch das war auch nie das Ziel der Macher um Regisseur Richard Lester (DIE DREI MUSKETIERE). Spannungstechnisch setzte der Thriller neue Maßstäbe, was ihm im Laufe der Jahre und bis heute zu einem sehr guten Ruf im Katastrophenfilm-Genre verhalf.

INFOS ZUM MEDIABOOK:

Die Datenträger (Blu-ray/DVD) haben bis auf den Film und Trailer leider keine Extras zu bieten. Dafür erfreut uns Publisher Justbridge mit einem tollen Retro-Artwork. Ein großer Mehrwert ist zudem das 20-seitige eingearbeitete Booklet von Christoph N. Kellerbach, welches zu einem gelungenen Einblick ins „Disaster-Movie“ – Genre einlädt und viele Informationen rund um die Produktion sowie weitere lesenswerte Geschichten parat hat.

 

Juggernaut - Bewertung

Seit dem 15. Juni 2018 auf Blu-ray & DVD im Mediabook von Justbridge Movies erhältlich!

Mediabook-Cover & Bilder © MGM / Justbridge Movies (Rough Trade Distribution)