KRITIK – FRIGHT NIGHT – DIE RABENSCHWARZE NACHT (SPECIAL ZUM 30 JÄHRIGEN JUBILÄUM)

© Columbia/Tristar / Sony Pictures Home Entertainment
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Autor: Florian Wurfbaum

Inhaltsangabe: Charley Brewster (William Ragsdale) ist ein normaler Teenager, der neben seiner Freundin Amy (Amanda Bearse) auch Horrorfilme liebt und ein unaufgeregtes Leben führt. Bis eines Abends zwei fremde Männer ins Nachbarhaus einziehen und Charley in der darauffolgenden Zeit einige merkwürdige Beobachtungen macht. Mit zunehmender Zeit ist er sich sicher, dass sein Nachbar Jerry Dandridge (Chris Sarandon) ein Vampir ist. Doch niemand will ihm Glauben schenken. Selbst Peter Vincent (Roddy McDowall), der erfolglose Moderator der abendlichen Horror-Sendung „Fright Night“, hält Charley für durchgedreht und weigert sich, ihm zu helfen. Als sich Charley schließlich angsterfüllt mit Knoblauch, Kreuzen und anderen Hilfsmitteln bewaffnet verbarrikadiert, bitten seine Freundin Amy und sein Schulfreund, der ausgeflippte Evil Ed, Peter Vincent erneut um seine Hilfe. Dieser erklärt sich schließlich bereit, sich der Sache anzunehmen. Dort angekommen, schenkt Vincent aufgrund einiger unerklärlichen Ereignissen endlich Charley glauben und nimmt gemeinsam mit ihm den Kampf gegen den scheinbar übermächtigen Vampir auf…

 

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In den 80er Jahren wurde der Vampirmythos von aufstrebenden Filmemachern gleich mit mehreren Beiträgen entmumifiziert. So kombinierte Tom Holland 1985 mit seiner kleinen Horror-Komödie DIE RABENSCHWARZE NACHT den angestaubten Vampirfilm mit dem Lebensgefühl der 80er und einer gehörigen Prise Humor. Dies führte dazu, dass FRIGHT NIGHT, so der Originaltitel, in einer Zeit, in der das Genre von Slasher-Filmen dominiert wurde, deutlich aus dem Einheitsbrei hervorstach. Tony Scott hatte bereits mit BEGIERDE (THE HUNGER, 1983) dem Mythos neue Facetten abgerungen, erreichte damit jedoch kein größeres Publikum. Lediglich die Blutsauger-Beiträge THE LOST BOYS (1987) und NEAR DARK (1987) konnten ähnlich stark wie Hollands nahezu perfekt – zwischen klassischem Horror-Thriller und schwarzhumoriger Komödie – ausbalanciertem Vampir-Cocktail überzeugen, was diesen letztendlich auch bei Genre-Anhänger zu einem Kultfilm avancieren ließ.

Regisseur und Drehbuchautor Tom Holland ist ein tief im Horror-Genre verwurzelter Filmemacher, der im Laufe seiner Karriere als Autor und Regisseur an einer Vielzahl von Genre-Klassikern wie zum Beispiel PSYCHO 2 (1983), CHUCKY – DIE MÖRDERPUPPE (CHILD´S PLAY, 1988) oder THINNER (1996) beteiligt war.

 

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Anfänglich war der im US-Bundesstaat New York geborene Holland verstärkt als Darsteller tätig und entwickelte zudem gelegentlich einige Drehbücher zu kleineren Genre-Streifen. Dies änderte sich schlagartig als er mit den beiden Scripts zu DIE KLASSE VON 1984 (CLASS OF 1984, 1982) und PSYCHO 2, in dem der Amerikaner zusätzlich als Darsteller agierte, für Aufsehen sorgte und von da an überwiegend hinter der Kamera fungierte.

Während der Schreibarbeiten an dem Drehbuch des Agenten-Thrillers EIN TÖDLICHES SPIEL (SCREAM FOR HELP, 1984) kam Tom Holland die Idee für einen Gruselstreifen, in dem ein Horror-Fan erschreckt feststellen muss, dass sein neu eingezogener Nachbar scheinbar ein Vampir ist. Jedoch erschien ihm die Prämisse nicht ausreichend, um hiermit eine Geschichte für einen kompletten Spielfilm zu füllen. Auch kämpfte der damals heiß gehandelte Newcomer-Autor mit der Glaubwürdigkeit, denn wer sollte der Hauptfigur in seinem Umfeld Glauben schenken?

So schob der spätere Freund von Schriftsteller-Legende Stephen King den Gedanken wieder beiseite, bis ihm ein Jahr später, während eines Gespräches mit dem damaligen Chef der Drehbuchabteilung von „Columbia Pictures“ John Bayers, plötzlich der weitere Storyverlauf einfiel. Der verängstigte Hauptcharakter geht einfach zu Vincent Price! Der Einfall rührte daher, dass es in der Entstehungszeit nicht unüblich war, das lokale amerikanische TV-Anstalten vermehrt Horror-Hosts einsetzen, wie beispielsweise die auch hierzu Lande populäre „Elvira“ oder eben Vincent Price, die bei Genre-Abenden durch die Sendungen führten. Also ging auch seine Hauptfigur Charley Brewster zu genauso einem Horror-Host, um hier Hilfe zu erbitten. Daraufhin schrieb Tom Holland seinen ersten Drehbuchentwurf zu FRIGHT NIGHT in lediglich 3 Wochen.

 

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„In der Minute als ich Peter Vincent erdachte, hatte ich auch die komplette Geschichte im Kopf.“
(Tom Holland)

Nachdem der Autor von Michael Winners Umsetzung seines vorherigen Scripts arg enttäuscht war, schrieb er seine Vampir-Story auch, um diesmal selbst Regie zu führen. Er wusste selbst, dass es auf Grund seiner mangelnden Erfahrung recht unwahrscheinlich war, dass man ihm dieses Vertrauen schenkte. Doch wegen der Qualität seiner hervorragenden Drehbücher genoss der Genre-Spezialist den Ruf, eines der aufstrebenden Talente in der Branche zu sein. Daher ermöglichte ihm der damalige „Columbia“-Chef, FRIGHT NIGHT selbst zu inszenieren.

Bei der Besetzung lag das Hauptaugenmerk auf den beiden Hauptfiguren Peter Vincent und Charley Brewster. Der Charakter Peter Vincent wurde nach den beiden Horror-Genre Ikonen Peter Cushing und Vincent Price benannt und so schrieb Holland diese Figur letztendlich für Vincent Price, den der Regisseur auch als Idealbesetzung ansah.

Doch der amerikanische Altstar akzeptierte aufgrund einiger zuvor gespielter und angebotener klischeebeladenen Genre-Rollen damals keine weiteren Angebote für Auftritte in Horrorfilmen. Nach dem Price endgültig absagte, schlug „Columbia Pictures“ Chef Guy McElwaine Roddy McDowall für die Rolle des Horror Hosts vor. Tom Holland kannte und schätzte den britischen Mimen bereits aus dem von ihm geschriebenen Thriller DIE KLASSE VON 1984, so dass er sofort für den Vorschlag empfänglich war und letzten Endes auch die Rolle mit McDowall besetzte. Der ehemalige Kinderdarsteller und Star der fünfteiligen Filmreihe PLANET DER AFFEN (1968-1973) sagte im Gegenzug ohne große weitere Überlegung zu, da ihm der Charakter des Peter Vincent und dessen Ursprünge besonders interessierten.

 

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Zeitgleich suchten die Macher den richtigen Darsteller für den im Mittelpunkt der Handlung stehenden Charley Brewster. Casting-Director Jackie Burch erinnerte sich an William Ragsdale, der für das Drama DIE MASKE (MASK, 1985) vorgesprochen hatte, wobei die Rolle an Eric Stoltz ging. Der junge Schauspieler hoffte auf seine Chance, musste allerdings sieben Vorsprechen absolvieren, um endgültig die begehrte Rolle des Charley Brewster zu ergattern. Dabei ließ er unter anderem den späteren Weltstar Charlie Sheen hinter sich, der ebenfalls Interesse an der Rolle zeigte.

Als nächstes begab man sich auf die Suche nach einem geeigneten Darsteller für den schurkischen Vampir. Von Beginn an hatte Holland dabei ein Auge auf Chris Sarandon geworfen und ließ dessen Agenten das Script zu kommen. Doch als dieser das Drehbuch an seinen Klienten weitergeben wollte, zeigte sich Sarandon erst mal abweisend, da er schlichtweg keinen Horrorfilm machen wollte. Glücklicherweise entschloss sich der Amerikaner aber dann doch, das Skript anzuschauen und wurde zu seiner Verwunderung von diesem auf Anhieb gefangengenommen. Sarandon war begeistert von der Story, die deutlich tiefer angelegt war, als bei den typischen Genre-Beiträgen dieser Zeit. Trotz des ansprechenden Drehbuchs machte sich der ehemalige Ehemann von Hollywood-Star Susan Sarandon Sorgen, letzten Endes lediglich in einer klassischen Schurkenrolle zu verharren. Daher traf sich der gutaussehende Mime mit griechischen Wurzeln in Los Angeles mit Mastermind Tom Holland und Produzent Herb Jaffe, um seine Bedenken zu diskutieren. Das Gespräch lief reibungslos, so dass der frühere Soap-Star an Bord geholt werden konnte.

 

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„Ich dachte mir, dass ist eines der besten Drehbücher die ich jemals gelesen habe.“

(Chris Sarandon)

Nachdem die drei wichtigsten Rollen scheinbar nahezu perfekt besetzt waren, musste nun noch eine geeignete Freundin für Hauptfigur Charley gefunden werden. Hierbei erwies sich die Suche nach Amy Peterson als äußerst schwierig. Man ließ zahlreiche Darstellerinnen vorsprechen, doch keine entsprach dem gesuchten Mädchen von nebenan – bis Amanda Bearse – den meisten sicherlich als Marcy aus der Sitcom EINE SCHRECKLICH NETTE FAMILIE (MARRIED … WITH CHILDREN, 1987-1997) bekannt – vorsprach und umgehend die Zusage erhielt. Zudem wurden noch die weiteren tragenden Rollen um den Vampir-Gehilfen Billy Cole mit Jonathan Stark und Charleys Freund Ed mit Stephen Geoffreys, der bei Fans Kultstatus genießt, besetzt, so dass am 3. Dezember 1984 die Dreharbeiten starten konnten.

Zum Entstehungszeitpunkt war DIE RABENSCHWARZE NACHT der günstigste Film des produzierenden Studios „Columbia“, so dass das Studio keine großen Erwartungen an die eher kleine Horror-Komödie hatte. Das Hauptaugenmerk galt damals dem Romantik-Drama PERFECT (1985), in dem die beiden Top-Stars John Travolta und Jamie Lee Curtis Hauptrollen spielten. Die Studio-Verantwortlichen waren überzeugt, dass dies der Blockbuster der kommenden Saison sei. Das hatte für Holland den Vorteil, dass während des kompletten Drehs kein Manager am Set auftauchte, um nach dem Rechten zu sehen.

 

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„Ich wurde in Ruhe gelassen und so war „Fright Night“ komplett mein Film, ohne jegliche Einmischung des Studios.“ (Tom Holland)

Generell gab es zwar bei den Dreharbeiten keine großen Pannen, aber vor den typischen kleinen Unfällen während einer Film-Produktion, war auch das Team der Horror-Komödie nicht gefeilt. So brach sich Hauptdarsteller William Ragsdale bei Aufnahmen, in denen er Treppen herunterlaufen sollte, sein Fußgelenk. Daraufhin musste Regisseur Holland den Drehplan hinsichtlich weiterer Actionszenen umstellen, damit die Dreharbeiten ohne Verzögerungen fortgesetzt werden konnten. Die Stimmung am Set war trotzdem fantastisch, und alle Beteiligten hatten sichtlich Spaß beim Dreh. Hierzu trugen besonders Roddy McDowall und Chris Sarandon bei, in dem sie ihre Erfahrung einbrachten und das Team tatkräftig unterstützten. Dies führte dazu, dass der komplette Cast mit zunehmender Drehzeit immer mehr zusammenwuchs und letzten Endes eben an einem Strang zog.

„Ich hatte seither nie mehr so viel Spaß bei Dreharbeiten wie mit diesem Cast. War wohl Anfängerglück.“ (Tom Holland)

Für die Spezial Effekte, die elementar für die Glaubwürdigkeit eines Genre-Streifens sind, wurde kein geringerer als Effekt-Koryphäe Richard Edlund, der sein Können unter anderem bei KRIEG DER STERNE (STAR WARS, 1977) oder GHOSTBUSTERS (1984) unter Beweis gestellt hatte, verpflichtet. Gemeinsam mit seinem Team leistete dieser ganze Arbeit und trug somit ungemein zum atmosphärisch famosen Gesamtbild des heutigen Genre-Klassikers bei.

 

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Erst am Ende der Dreharbeiten meldete sich das Studio doch noch bei Holland, da dieser den Drehplan um zwei Tage überzog. Doch der Regisseur konnte die kleine Missstimmung mit „Columbia“ schlichten und machte sich darauffolgend umgehend an die Nachbearbeitung seines Films.

Im Sommer 1985 feierte DIE RABENSCHWARZE NACHT in den USA sein Leinwanddebüt und wurde mit einem Gesamteinspielergebnis von knapp 25 Millionen Dollar zum Überraschungserfolg. Auch in Deutschland konnte der Vampir-Streifen für einen Genre-Film beachtliche Zahlen einfahren und lockte schlussendlich über 300.000 Zuschauer in die deutschen Lichtspielhäuser. Über die Jahre wuchs zudem die Fan-Schar um Hollands Genre-Perle stetig, so dass FRIGHT NIGHT mittlerweile vor allem in den USA als Horror-Kultfilm verehrt wird. Folglich wurde die Anhängerschaft über die Jahre sowohl mit einer Fortsetzung, als auch mit einem Remake beglückt. Zudem wird 2016 eine Filmdokumentation mit dem Titel YOU ´RE SO COOL, BREWSTER erscheinen, die den Kultstatus des Originals sicherlich weiter ausbauen wird.

Tom Hollands Genre-Mix offenbart sich als schaurig-komische Hommage an den klassischen Vampirfilm, die selbst aus heutiger Sicht noch aus der breiten Masse an Vampir-Horror-Streifen herauszustechen vermag. Der versierte Filmemacher serviert dem Genre-Fan mit seinem Regiedebüt eine einzigartige Mixtur aus klassischen Vampir-Grusler, Teenagerfilm und erfrischend schwarzer Komödie. Zwar präsentiert die Horror-Komödie eine Klischeebeladene und wenig originell wirkende Story, doch dafür bleibt diese großteils unvorhersehbar und wird durch die, liebevoll ausgearbeiteten Charaktere aufgewertet. Zudem punktet FRIGHT NIGHT mit seinen grandiosen Spezialeffekten, der brillanten Besetzung und einer überaus dichten 80er Jahre Atmosphäre, die nahezu perfekt mit Brad Fidels Score untermalt wird. Die Horror-Komödie zeichnet ein zeitloser Charme aus und genießt den mittlerweile erlangten Kultstatus völlig gerechtfertigt. Es handelt sich um einen stimmungsvoller und unterhaltsamen Genre-Klassiker, der den Zuschauer sowohl kalt erschauern, als auch lauthals auflachen lässt und sich somit als famose Achterbahnfahrt darstellt, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

 

Fright Night - Bewertung

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