CONVENTION-BERICHT: COMIC CON GERMANY 22-23 APRIL 2017 FRANKFURT

GCC FFM_GOTHAM-Panel...mit Batman

Autor: Dominik Starck

Comic-Cosplay: In Gotham kann es nur einen geben!

Buntes Treiben auf der ersten hessischen German Comic Con in Frankfurt

Ein Con-Bericht von Dominik Starck

ERBARMEN…ZU SPÄT!

Binnen gerade einmal knapp drei Jahren sind sogenannte „Comic Cons“ längst in der Veranstaltungswelt Deutschlands angekommen. Überall in der Welt finden die großen Messen der Popkultur bereits seit langer Zeit großen Zulauf, nur im Land der Dichter und Denker dauerte es etwas länger. Dafür sprießen die zahlreichen Events verschiedener Veranstalter derzeit in gefühlt jeder größeren Stadt aus dem Boden. Am Wochenende 22. und 23. April 2017 kam nun erstmals auch das zentrale Bundesland Hessen in den Genuss, eine German Comic Con zu beherbergen und wenn man sich auf dem Event umsah konnte man bereits Plakate entdecken, die klarstellen; 2018 geht vom 28. bis 29. April in die 2. Runde.

 

GCC FFM_Highlander Christopher Lambert #2

STARAUFLAUF

Vor der Messehalle von Frankfurt am Main zog sich bereits am frühen Samstagmorgen eine lange Schlange über die Straßen, in der man immer wieder auch zahlreiche Cosplayer in ihren Kostümen entdecken konnte. Im Vorfeld gab es die üblichen Zu- und Absagen von bekannten Namen aus Film und Fernsehen und noch vor Ort lohnte es sich, Programmhefte gegen aktuelle Handzettel abzugleichen, da sich die Liste der anwesenden Stars noch geändert hatte. Unter anderem war die DC-Hitserie GOTHAM mit dem enorm coolen Sean Pertwee (Butler Alfred), Fan-Liebling Robin Lord Taylor (der Pinguin), Erin Richards (Barbara Gordon) und Stimmungskanone Drew Powell (Butch) prominent vertreten, der noch immer recht beliebte UK-Serienhit PRIMEVAL (2007-2011) bot Andrew Lee Potts (THE HATCHING) und Hannah Spearritt (CHUCKY’S BABY) auf, die früheren SONS OF ANARCHY Kim Coates („Tig“) und Ryan Hurst („Opie“) waren ebenso Publikumsmagneten wie der originale HIGHLANDER Christopher Lambert (FORTRESS – DIE FESTUNG, GREYSTOKE). Lange Schlangen gab es auch immer wieder an den Autogrammtischen von Nestor Carbonell (LOST, BATES MOTEL) und dem siebten DOCTOR WHO Sylvester McCoy (DER HOBBIT). Und das ist nur die Speerspitze der über zwei Dutzend geladenen Stargäste. Darüber hinaus tummelten sich noch „Influencer“ aus den sozialen Medien (u.a. Mr. Trashpack und Breeding Unicorns) auf dem Event und gar einer eigenen kleinen Bühne.

 

GCC FFM_SOAs Ryan Hurst

COMIC CORNER: IN DER ARTIST ALLEY

Verglichen mit anderen Comic Cons ist der Bereich der Comic-Künstler etwas klein ausgefallen, wiewohl die Messehalle insgesamt nicht bis zum Bersten vollgestellt war. Aus anderen Bundesländern ist man da teilweise schon andere Kaliber gewöhnt. Doch da Quantität selten etwas über Qualität aussagt, lohnte es sich, die Stände etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, wo es eigentlich für jeden Geschmack etwas zu entdecken gab. Unter den anwesenden Künstlern fanden sich etablierte Größen wie Joscha Sauer (NICHT LUSTIG) und Michael Holtschulte (TOT ABER LUSTIG) oder auch einmal mehr der stets gut gelaunte John Thienel mit seinen amüsanten DELETED SCENES Cartoons und Webcomics. Vielleicht etwas weniger bekannt aber nicht weniger sympathisch zeigte sich Mauro Antonini (the artist formerly known as Manthomex), dessen prominentester Charakter –Manthomex– nicht verhehlen kann, dass der Künstler ein genauso großer Fan von Pulp-Held THE SHADOW und TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES-Schurke Shredder ist wie der Autor dieses Berichts. Im Tumult des Tages verschwindet zwar, wie sich unser Gespräch auf die Frage nach dem besten Film-Dracula verlagerte und wie man gut zehn Minuten über die Physionomie von Bela Lugosis Gesicht diskutieren kann, dennoch (oder deswegen) war es eine sehr amüsante Begegnung.

 

GCC FFM_Artist Mauro Antonini

Ein äußerst gelungenes Rollup zog sodann die Aufmerksamkeit auf Matt Fynch und seinen Indie-Comic LILLY SWAN („Und der Chinesische Circus“), ein Western mit Horror-Anleihen, basierend auf der Idee eines Freundes und inspiriert vom Werk Mike Mignolas (HELLBOY). Selbst bezeichnet sich Fynch nicht einmal als großer Fan des Genres, doch reizt den jungen Künstler das Potential dieser Welt, in der so viele unterschiedliche Kulturen aufeinander prallen und man nahezu jede Geschichte erzählen kann. Außerdem, stimmt er meinem Einwand zu, sei Western einfach immer cool. Überflüssig zu erwähnen, dass Ausgabe 1 nun auf jemandes Zu-Lesen-Stapel liegt.

 

GCC FFM_LILLY SWAN-Artist Matt Fynch

LILLY SWAN ist eine Neuentdeckung des Chemnitzer Independent-Verlages TheNextArt, sodass mein Weg danach zwangsläufig zu Michael Feldmann führte, auf dessen Arbeit ich letztes Jahr auf der Comic Con in Stuttgart aufmerksam wurde. Sein sechsteiliger sexy Postapokalypse-Zyklus HADES-SYNDROM ist längst ausgelesen und so wanderte nun die ebenfalls sechsteilige Reihe HADES-SYNDROM: HUNTING SEASON in die Sammlung. In Kürze wird es eine spannende Kickstarter-Aktion für die Realisierung seines neuen Comics THE USTICA-CONSPIRACY geben. Auch bei dem Künstler mit den starken Pin-Ups bleibt es also spannend. Direkt daneben war TheNextArt-Kollege Tomppa (THE COUNSELOR, DER ENGEL) fleißig am Zeichnen und ein Stück weiter warb HOK (ebenfalls TheNextArt) für seinen Crowdfunding-unterstützten Comic TOUCH. Bei dem mit übernatürlichem Touch versehenen Krimi steht die Präsentation in neuen Medien im Vordergrund, sodass abseits des klassischen Print-Heftes der digitale Comic-Konsum gepusht werden soll. Im Falle von TOUCH wird dabei lästiges hin und her scrollen der Vergangenheit angehören, da alle Panels größenidentisch dargestellt werden.

 

GCC FFM_Artists Michael Feldmann und Tomppa

Während das serielle Element im Seriensektor immer mehr überhandnimmt und durch das Bingen auf Online-Plattformen wie Amazon Prime oder Netflix weiter bestärkt wird, geht es bei den hier genannten Comic-Formen wieder mehr in Richtung nicht zu weit ausgewalzter Geschichten, um Gelegenheits-Leser nicht abzuschrecken. Nichts desto weniger sind kleine Story-Arcs über mehr als ein Heft entweder bereits Realität oder geplant und sicher hätte keiner der Anwesenden etwas dagegen einzuwenden, irgendwann dutzende Ausgaben seiner Reihe publiziert zu sehen.

 

GCC FFM_TOUCH-Artist HOK

Einmal mehr bleibt festzustellen, dass die deutsche Comic-Szene (Independent oder nicht) viel zu bieten hat und immer noch ein bedauerliches Schattendasein fristet. Die Hoffnung ist, dass Veranstaltungen wie die verschiedenen Comic Cons diesen Kreativen als konstante Plattform dienen können, um neue Leser auf ihr Schaffen aufmerksam zu machen. Auch abseits der allgegenwärtigen Riesen Marvel und DC gibt es viel zu entdecken und mit Sicherheit würde auch der Output höher sein, wenn durch größeres Interesse mehr als nur eine Handvoll Comic-Zeichner und  – Autoren in Deutschland auch tatsächlich von diesem Beruf leben könnten.

 

GCC FFM_KITT

ZWISCHEN ASSASSINEN, BOLIDEN UND ARTHURS EXCALIBUR

Die Stars hielten ihre üblichen Frage- und Antwortstunden auf der Main Stage ab und zeigten sich meist von ihrer besten Seite, schrieben zwischendurch stets Autogramm und standen für Einzel- und thematische Gruppen-Foto-Shootings zur Verfügung. In Kombination mit den Verkaufsständen für Merchandising (erstaunlich wenig Comic- und Filmverkäufer) konnte man so erneut viel Geld auf der Veranstaltung zurück lassen- oder sich zwischendurch an Fahrzeugen aus JURASSIC PARK oder KNIGHT RIDERs K.I.T.T. sowie der TARDIS des zeitreisenden Doktors erfreuen. Die Anzahl großer Promotion-Aktionen war, der Messegröße angemessen, überschaubar, bot aber für jeden Geschmack nette kleine Aktionen wie z. Bsp. Fotos vor der Green-Screen mit dem kommenden SPIDER-MAN – HOMECOMING oder Bilder auf einem Trickhintergrund, der, passend zum DVD/BD-Start, in die Welt von ASSASSIN’S CREED entführt. Ein Highlight war sicherlich die Promo für KING ARTHUR: LEGEND OF THE SWORD, wo von den Besuchern ein kleines Slow-Motion-Video dabei gedreht wurde, wie sie das magische Schwert Excalibur dem Stein entreißen.

 

GCC FFM_Gothams Robin Lord Taylor

FAZIT:

Die erste hessische Comic Con in Frankfurt war in allen Punkten etwas kleiner als vergleichbare Events, ohne, dass es einem allerdings dadurch langweilig werden konnte. All die üblichen Zutaten waren vorhanden, die Stars gutgelaunt und die oft gern gerügte Orga ließ ebenfalls keinen Grund zur Klage aufkommen. Die Helfer waren hilfsbereit, die Comic-Künstler freuten sich über jedes Gespräch mit interessierten Fans und am Ende des Tages gingen mit Sicherheit nicht wenige Besucher mit vollen Taschen und leeren Geldbörsen wieder nach Hause.

Ein wichtiger Aspekt der großen amerikanischen Vorbilder ist immer die Exklusivität, die Vorausschau auf kommende Höhepunkte der Szene. Abseits löblicher Ausnahmen wie der KING ARTHUR-Promotion ist auch hier noch Aufstockungsbedarf gegeben. Auf der Hauptbühne liefen zwar zwischen den Panels Trailer in Endlosschleife, doch deren Abwechslung war übersichtlich und echte Premieren, etwa für heimische Produktionen, die zum Publikum passen, waren komplette Fehlanzeige.

Dessen ungeachtet macht sich Hessen damit wohl daran, in Sachen Popkultur-Events aufzuholen und es bleibt spannend zu beobachten, wie die German Comic Con Frankfurt sich in 2018 entwickeln wird. Wir werden mit Sicherheit wieder vor Ort sein. Bis dahin bietet derselbe Veranstalter GCCs in München (27./28. Mai), Berlin (30.09./01.10.) und Dortmund (09./10.12) an. Mehr Informationen unter facebook.com/GermanComicCon/

 

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