KRITIK – THE DEMON HUNTER

The Demon Hunter - Bild 1
© Koch Media GmbH

Autor: Dominik Starck

Genre-Regisseur Mike Mendez ist ein Fan- und Festival-Liebling, jedoch auch nicht völlig unumstritten. Seinem letzten ernsteren Horrorfilm THE GRAVEDANCERS folgte zunächst eine längere Pause und dann ein Comeback mit gleich zwei Monsterspinnen-Filmen hintereinander; der gefeierte BIG ASS SPIDER und der auf Haitornados Spuren wandelnde LAVALANTULA. Mit seinem neusten Streich präsentiert uns einer der kreativen Köpfe hinter der gelungenen Anthologie TALES OF HALLOWEEN nun Actionstar Dolph Lundgren (ROCKY IV, THE EXPENDABLES) als THE DEMON HUNTER. Wie sich der alternde schwedische Haudegen Lundgren in einem humoristisch versetzten Horrorfilm von Mendez schlägt erfahrt Ihr in unserer Review.

Zum Inhalt: In einem verschlafenen, Gottesfürchtigen Kaff läuft ein Mann Amok, tötet erst seine Familie, greift dann die Nachbarn an. Der Vater der Nachbarsfamilie erschießt den außer Kontrolle geratenen Mann- und läuft dann selbst Amok. Nach dem dritten Mehrfachmord taucht nicht nur das FBI in Gestalt der aus dem Kaff stammenden Agentin Evelyn Pierce (Kristina Klebe) auf sondern kurz darauf auch der Sonderling Jebediah Woodley (Dolph Lundgren). Der einzelgängerische Dämonenjäger hat eine unglaubliche Erklärung für die Morde parat; ein zorniger Dämon sucht die Stadt heim und nistet sich stets im Körper desjenigen ein, der den letzten Wirt tötet. Aber wie stoppt man einen Dämon, den man nicht töten kann ohne selbst zum Amokläufer zu werden?

 

© Koch Media GmbH
© Koch Media GmbH

Amokläufe sind nicht witzig, was sich besonders an der bitteren Realität zeigt, dass sie leider überall auf der Welt keine Seltenheit sind. Mit Sicherheit kann man in der Amokfahrt in den Berliner Weihnachtsmarkt 2016 auch einen Grund finden, dass die deutsche Veröffentlichung von DON’T KILL IT aus Pietätsgründen etwas verschoben wurde. Aber DON’T KILL IT ist kein Drama sondern ein Horrorfilm, der das übernatürliche Geschehen noch mit einer guten Prise Humor genießbarer macht. Ursprünglich bereits im Sommer 2016 in einer noch nicht ganz finalen Fassung auf deutschen Festivals aufgeführt hat DON’T KILL IT nun einen neuen Namen und eine schicke Veröffentlichung im Heimkino bekommen. THE DEMON HUNTER hat nicht nur ein neues Covermotiv bekommen sondern im Gegensatz zur US-Veröffentlichung auch Bonusmaterial in der Gestalt einer aufgezeichneten Q&A-Runde nach dem Festival-Screening, wo Regisseur Mendez und Hauptdarstellerin Klebe den Film präsentierten und gut gelaunt Anekdoten zum Besten gaben.

Doch das Hauptaugenmerk des geneigten Käufers von THE DEMON HUNTER liegt mit Sicherheit auf Dolph Lundgren. Der schwedische Hüne gehört auf die Liste der größten Actionstars aller Zeiten, der damit auch verdient in Sylvester Stallones THE EXPENDABLES-Kader geriet, wo man ihm stets mehr Screentime wünschte. Sieht man sich Lundgrens Werke der letzten Jahre aber an, kommt man nicht umhin festzustellen, dass da nicht alles Gold ist, was glänzt. Viele Filme enttäuschten formal und inhaltlich und auch das Alter, oder in diesem Fall eher die Gesundheit Lundgrens, machen oft einen Strich durch die Rechnung, wenn man noch große Actionszenen von ihm erwartet. DONT KILL IT (oder eben THE DEMON HUNTER) ist dabei ein smarter Zug Lundgrens und ein Schritt in die richtige Richtung für die nächste Phase seiner Karriere, nämlich mehr Charakter-orientierte Rollen.

 

© Koch Media GmbH
© Koch Media GmbH

Lundgren war nie bekannt dafür, ein Star des Genre-Films zu sein, obwohl er ein paar abgeliefert hat. Sowohl sein damals verpönter und heute von Fans geliebter Auftritt als He-Man in MASTERS OF THE UNIVERSE als auch die mit Sci-Fi-Elementen versetzten UNIVERSAL SOLDIERS-Filme oder DARK ANGEL zeigten, dass er die Action auch in andere Genres tragen kann. Weniger beliebt aber auch kein gradliniger Actionfilm: seine Arbeit mit dem berühmt-berüchtigten deutschen Filmemacher Uwe Boll an der Fantasy-Fortsetzung SCHWERTER DES KÖNIGS 2: ZWISCHEN DEN WELTEN.

Mit DEMON HUNTER (in der Titeleinblendung des Films wurde das THE eingespart, welches noch auf dem Cover prangt) macht er nun einen Ausflug in den Horrorsektor und verlässt sich dabei erstmals nicht auf Kampfkunst oder übermäßig viele Waffen (obwohl man ihm eine coole verpasste) sondern einzig auf seine Präsenz und Coolness, alles serviert mit einer guten Portion Humor und Selbstironie. Das funktioniert über weite Strecken, auch wenn man nicht umhin kommt sich an mancher Stelle zu wünschen, dass er noch etwas agiler wäre. Doch da die Besessenen vor allem mit allerhand Tötungswerkzeug zur Sache gehen und auf Unbeteiligte und nicht den Dämonenjäger losgehen, ergibt sich ohnehin wenig Bedarf an physischer Konfrontation.

 

© Koch Media GmbH
© Koch Media GmbH

Hat man diesen Umstand einmal akzeptiert, hat man mit dem Film auch deutlich mehr Spaß. Eigentlich handelt es sich ohnehin um einen klassischen Partyfilm, der in Gesellschaft deutlich besser zündet, als wenn man ihn alleine auf einem kleinen Monitor schaut. Dabei ist der harte Anfang des Filmes noch klassischer Horror, doch wenn dann im Gemeindehaus eine Horrorfilm-Reminiszenz an die bereits jetzt berühmte Kirchen-Szene in KINGSMEN losgetreten wird, ist die Gewalt so Cartoon-haft überzogen, dass die Härte greller, blutroter Unterhaltung der schwärzesten Art weicht.

Ist der Aufbau noch stellenweise gemächlich zieht der Film gegen Ende das Tempo an, ohne dabei allerdings zu tief auf die Hintergründe von Kristina Klebes Figur einzugehen. Hier hätte man sich noch etwas mehr Kontext gewünscht, muss aber als Zuschauer die Gegebenheiten auf ähnliche Weise akzeptieren wie bei dem Dämonen und seiner Herkunft selbst. Das Budget des Films war offenkundig übersichtlich, doch die meisten Beteiligten waren mit Spaß bei der Sache, welcher sich auf denjenigen Zuschauer überträgt, der bereit ist, Dolph Lundgren in einer Rolle zu erleben, in der man eher einen Bruce Campbell (TANZ DER TEUFEL, ASH VS EVIL DEAD) erwarten würde.

 

© Koch Media GmbH
© Koch Media GmbH

Im selben Jahr wie THE DEMON HUNTER erschien auch Mendez‘ THE LAST HEIST- zumindest in den USA und unter dem Protest des Filmemachers, der für die finale Fassung dieses Werks jede Verantwortung wegen der Querelen mit den Produzenten von sich weist. Vielleicht hat auch diese Erfahrung mit dafür gesorgt, dass Mendez derzeit sein Augenmerk wieder mehr in Richtung Schnitt lenkt als auf das Filmemachen- jederzeitige Rückkehr nicht ausgeschlossen. Für den geneigten Genre-Fan spricht sicher wenig dagegen.

Die gelungene DVD- und Blu-ray-Umsetzung aus dem Hause Koch Media mit dem unnötigen aber auch nicht schädlichen neuen (Deutschland-exklusiven) englischen Titel THE DEMON HUNTER wartet mit schönem Cover-Motiv und auffälliger roter Amaray-Hülle auf. Neben immer erfreulichen Standard-Extras wie Trailer und Trailershow ist aber vor allem das bereits erwähnte, knapp halbstündige Festival-Q&A mit Mendez und Klebe erwähnenswert. Dieses durchaus informative Extra entschädigt für fehlende Features und macht diese VÖ weltweit einzigartig.

 

The Demon Hunter - Bewertung

Ab dem 27. April 2017 auf Blu-ray und DVD erhältlich!

DVD-Cover & Bilder © Koch Media GmbH. Alle Rechte vorbehalten.