KRITIK: THE FOREIGNER

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© Universum Film GmbH

Autor: Tom Burgas

Jackie Chan ist eine Gottheit! Ich denke, darauf können wir uns schon einmal einigen. Stuntmeister, Schauspieler, Sänger, Produzent und der Erste, der die Nachfolge von Bruce Lee antrat. Als Martial-Arts-Fan kommt man einfach nicht drumherum, viele seiner Werke oder auch seinen Lebensweg zu studieren. Gerade in Amerika gab es allerdings immer wieder Ups and Downs. Nicht, dass es die in Asien nicht auch gab, aber man wollte gerade in Übersee immer nur den Komiker Jackie, besonders nach der RUSH HOUR Trilogie (kürzlich wurde ein vierter Teil bestätigt). Nach vielen Heimproduktionen, die bei mir selten wirklich Begeisterungsstürme entfachten, kam auf einmal THE FOREIGNER um die Ecke oder erst einmal nur der Trailer.

Ich war begeistert, Jackie in einer Rolle, die einem alternden Rambo gleicht, ohne irgendwelche Grimassen. Pierce Brosnan ist auch noch dabei und dann noch die Regie von Martin Campbell? Oh das verkauft sich doch von selbst, auch wenn Campbell lange nichts mehr machte und GREEN LANTERN vor 6 Jahren mächtig zerpflückt wurde (den Extended Cut ruhig mal angucken). Trotzdem hat er mit GOLDENEYE und CASINO ROYALE zwei der besten Bonds inszeniert und mit FLUCHT AUS ABSOLOM oder VERTICAL LIMIT Genrefans bedient. Nicht zu vergessen, die unterhaltsamen ZORRO Filme, der Mann kann also was und seine Agentenfilme erklären auch das Mitwirken von Brosnan. Den Trailer mochte ich dann so sehr, dass ich mir die Buchvorlage zulegte und fast in einem Rutsch durchlas und feststellte, dass die Besetzung mit Chan ein Geniestreich war. Vielleicht lag es am Trailer, aber ich konnte mir kaum wen anderes vorstellen. Gleichzeitig hatte ich natürlich Angst, denn so straight das Buch ist, es sind immer noch 400 Seiten in kleinen Buchstaben.

 

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Dabei ist die Story im Mindestmaß verstrickter als man annimmt. Chan spielt einen Vater, der in London seine Tochter durch einen Bombenanschlag verliert und darauf nach den Schuldigen sucht.  Da sich eine Splittergruppe der IRA dazu bekennt, heftet er sich an den IRA-Chef und macht ihm das Leben zur Hölle.

Gleich mal zum Wichtigsten: Jackie Chan bleibt Gott! Er liefert hier eine Facette ab, die man selten bis nie von ihm zu sehen bekommen hat. Er ist alt, verbraucht, etwas in sich gekehrt, aber noch ein paar Jahre zu allem fähig. Zudem passen die vielen emotionalen Momente perfekt und man fordert Jackie den SCHAUSPIELER. Dass die Kampfszenen von ihm geerdeter und weniger verspielt wirken, versteht sich im Kontext von selbst. Sie passen ins Kostrukt, auch wenn dies im Buch anders war, denn da gab es kein Martial-Arts. Anders sieht es da schon beim Rest aus. Durch die vielen Partein, Figuren und Standorte wird leider zu viel durch die Szenerie gehetzt. Hier hätte man einige Figuren streichen müssen um den anderen Luft zu geben. Zu oft springen wir hin und her, wenn wir von London nach Belfast wechseln sehen wir nur eine Sekundenaufnahme der Stadt und das wars. Wie die Figuren dahin reisen und wie sie auf bestimmte Ideen kommen wäre gerade bei Chans Charakter sehr interessant. Woher weiß er von den geheimen Standorten? Warum hat er plötzlich die Ausrüstung für einen Rachefeldzug? Das fühlt sich leider oft so an als würden auf den ganzen Film gemünzt ca 30 Minuten fehlen, die Kleinigkeiten erklären.

 

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Auch Randfiguren werden nur halbherzig eingeführt, so dass man diese hätte weglassen können. Brosnan probiert noch das Beste aus seiner Rolle herauszuholen, das funktioniert jedoch weniger, da die Figur recht mehrdimensional angelegt wird, sich aber in 115 Minuten nicht entfalten kann. Trotzdem haben wir hier natürlich einen begnadeten Schauspieler, der das Ruder immer wieder rumreißt. Bevor man sich aber zu durchgepeitscht fühlt und anfangen will zu meckern, kommt wieder eine tolle Permormance von Jackie und der sichere Regiestil von Campbell, so dass es nie langweilig wird. Nur sollte man eben nicht zu viel erwarten. Wer also Angst hatte, dass von Jackie (und er ist hier nun einmal ganz klar das Aushängeschild) nur noch mittelmäßige Comedyaction rauskommt, dem sei gesagt dass er hier Versöhnung findet. Gerade was die Action angeht, punktet THE FOREIGNER mit  hartem Austausch. Leider hat man eben nur probiert, zu viel aus dem Buch in den Film zu packen. Dass bestimmte Szenen im Buch viel härter und unbarmherziger waren, gerade was das Ende angeht, stößt bei mir sauer auf.

 

The Foreigner - Bewertung

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