KRITIK: TANZ DER TEUFEL 2

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Autoren: Florian Wurfbaum und Tom Burgas

Nachdem der 1981 entstandene Independent-Horrorfilm „Tanz der Teufel“ mit etwas Verspätung im Zeitraum zwischen  1983 und 1984 weltweit für Furore sorgte und sich so seinen auch heute noch legendären Ruf aufbaute, wurden Mitte der 80er Jahre die Stimmen lauter nach einem weiteren Teufelstanz. Zu Beginn war Regisseur Sam Raimi bezüglich einer Fortsetzung zu seinem Spielfilmdebüt „The Evil Dead“, wie der Originaltitel lautet, äußerst skeptisch, da man in der Regel mit einem Sequel nur verlieren kann.

Jedoch wurde die heutige Genre-Ikone (Spider-Man, Darkman) aufgrund des großen Misserfolges seines zweiten Werkes „Die Killer-Akademie“ (1985) praktisch dazu gezwungen, die Dämonen erneut in filmischer Form heraufzubeschwören. Ein Angebot über ein Sequel lag dem damaligen Jung-Regisseur bereits auf dem Tisch, denn der italienische Filmmogul Dino De Laurentiis bekam zuvor von Stephen King, während eines Meeting zu dessen gerade in der Produktion befindlichen Film „Rhea M. – Es begann ohne Warnung“  (1986), den Tipp sich unbedingt „Tanz der Teufel“ anzusehen. Als gewiefter Geschäftsmann erkannte Laurentiis sofort das Potenzial für eine Fortsetzung und kontaktiere folglich Raimi.

 

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© Prokino

Mit zunehmenden Gedanken über eine Weiterführung fand der amerikanische Filmemacher immer mehr Gefallen daran. Zumal das produzierende Studio DEG (De Laurentiis Entertainment Group) ihm 3,6 Millionen $ Budget zugesprochen hat, welches ein Vielfaches mehr war, als Raimi bei dem ersten Teil zu Verfügung hatte. Der Regisseur und Drehbuchautor sah mit dem ordentlichen Batzen mehr Geld die Möglichkeit sich vor allem effekttechnisch deutlich zu steigern und so schlussendlich mit „Tanz der Teufel II“ den Film machen zu können, denn er eigentlich schon beim Original im Kopf hatte.

Dies ist vermutlich auch der Grund, dass der Film von 1987 letzten Endes eine Mischung aus Fortsetzung und Remake wurde. Wenn der Zuschauer die ersten paar Minuten außer Acht lässt, ist Ashs zweites Abenteuer wohl sogar eher als Remake zu sehen. Zudem kommt „Evil Dead 2: Dead by Dawn“, wie der Originaltitel lautet, um einiges weniger grimmig und klaustrophobisch daher wie der beinharte Vorgänger – was sich auch bei den Splattereinlagen zeigte.

 

© Prokino
© Prokino

So sind die handgemachten Effekte eben nicht nur deutlich hochwertiger, sondern im Gegensatz zu Teil 1 auch wesentlich witziger und slapsticklastiger inszeniert, so dass dem geneigten Horrorfan hier eine herrlich wilde und durchgeknallte Achterbahnfahrt erwartet, die im Horror-Genre ihresgleichen sucht. Beispielhaft dafür ist der Moment wenn der Held Ash gegen die merkwürdigen Vorkommnisse in der Waldhütte ankämpft und hierbei noch nicht einmal vor seiner eigenen Hand sicher ist. Dies ist dermaßen komisch und absurd zu gleich, dass man im Angesicht des präsentierten, überzogenen Irrsinns, trotz seiner reichlichen, ekligen Horrormomente, einfach nur Tränen lachen muss. Ein weiteres Highlight stellt das völlig überraschende Finale dar, welches offen endet und dem Zuschauer den Kinnlade nach unten drückt. Einfach nur Wow…

Auch Bruce Campbell nutzt die ihm gebotene Bühne zur One-Man-Show und entwickelt in dem Sequel seine Glanzrolle Ash genau zudem cholerisch sarkastischen und zugleich ungemein coolen Sprücheklopfer, den die Fans so sehr lieben. 1992 perfektionierte der Kumpel von Regisseur Sam Raimi seine Rolle in dem dritten Teil „Armee der Finsternis“, so dass mittlerweile die, mit Kettensägenhand und Schrotflinte ausgerüstete, Genre-Ikone ein fester Bestandteil des Horrorfilmes ist.

 

 Tanz der Teufel 2 - Bewertung

 

Redaktionstipp: Den Film unbedingt in der Originalsprache sichten, da in der deutschen Synchro die Hauptfigur Ash wesentlich weniger sarkastisch rüber kommt und so stellenweise etwas verweichlichter als im Original wirkt. Auch gehen hierbei einige ikonische Kultsprüche wie z.B. Groovy verloren.

 


 

Zur 30th Anniversary Blu-Ray Edition: Studiocanal hat Ende des Jahres die Chance ergriffen diesen Teil jetzt auch nochmal neu aufzulegen. Keine blöde Idee, da das ganze Franchise gerade mit neuen wunderbaren Editionen bereichert wurde. Es gab zwar auch schon eine günstige Uncutversion von Kinowelt, allerdings kann man diese jetzt wohl austauschen. Studiocanal hat nämlich das Ganze nicht nur neu prüfen lassen (FSK 16!!!!!..ich werde alt), sondern auch das Bild nochmal überarbeitet und die Extras aus dem völlig überteuerten Mediabook übernommen.

Was haben wir denn somit im Sack? Erstmal einen sehr launigen Audiokommentar von Campbell, Raimi, Spiegel und Nicotero. Der macht fast nochmal genauso Spaß wie der Film, denn man merkt einfach dass die sich ewig kennen und Beleidigungen zur Freundschaft gehören, fein untertitelt…so muss das sein. Dann kommt das Herzstück der Extras, Swallowed Souls, eine 100 Minuten Doku über das ganze Projekt bei dem kaum Fragen offen bleiben, nur leider mit Raimis Abwesenheit glänzt, sehr schade. Ein langes Interview mit Bruce Campell zeigt danach auf was für ein überraschend reflektierter Mensch er ist, den Kasperclown lässt er wohl eindeutig lieber auf der Leinwand raus.

Die kurze Reise zum Drehort zurück ist ein Nice to have, aber reißt jetzt keine Bäume aus. Die anderen 2 Making ofs zeigen dann nochmal ähnliches Material welches wohl einfach nicht mit in die Doku kam, aber hier und da noch ein paar nette Happen bereitstellen, was die Make-upeffekte angeht. Alles in allem also für solch einen alten Klassiker ein fettes Paket bei dem keine Wünsche offen bleiben. Und wie sieht es mit der Technik aus? Selbe Suppe oder wurde da genauso geklotzt? Nun ja nicht so wie bei den Extras, aber beim Bild sieht man schon einen kleinen Unterschied und für Leute die auf Extras eher einen kleinen Haufen legen, könnte DAS dann schon weitere 10 Euro wert sein und sollte es auch. Einzig beim Ton muss man sich bei der deutschen Tonspur mit Mono 2.0 begnügen. Kein Beinbruch denn wie erwähnt sollte man die Originaltonspur so oder so vorziehen in dem Fall.

Fazit: Mustergültige Veröffentlichung. Preis, Ausstattung und der Film sowieso. Ash Williams und sein Boomstick schicken Dämonen schöner denn je dahin zurück wo sie herkamen.

 

Ab 20. Juli 2017 auf Blu-ray erhältlich!

Blu-Ray-Cover & Bilder © Studiocanal / Prokino.