Autor: Michael Scharsig
Das Trauerspiel um die neue STAR WARS-Trilogie hat nun endlich ein Ende. Nicht „endlich“, weil sie so schlecht ist, sondern weil der völlig übertriebene Hate sogenannter „Fans“ mir fast die Lust auf die Filme genommen hätte. THE RISE OF SKYWALKER hat die Mammut-Aufgabe gestemmt. 1. Eine ganze Filmreihe zum Abschluss zu bringen, 2. dabei sowohl eigene Wege zu gehen als auch die Verknüpfung beider Vorgänger sinnvoll zu gestalten und 3. gleichzeitig Reparaturarbeiten zu leisten und Erklärungsbedarf seiner Kritiker gerecht zu werden. Meine Meinung: Mission erfüllt!
Zum Inhalt: Rey absolviert unter Leias Aufsicht weiterhin ihr Jedi-Training, kann sich jedoch nicht vor ihrer Vergangenheit verstecken – ebenso wenig wie vor Kylo Ren, mit dem sie verbunden zu sein scheint. Dieser gibt vor, einer neuen viel bösartigeren Seite zu dienen, verfolgt dabei jedoch ganz eigene Ziele. Unterdessen geben Poe, Finn, Chewie und ihre Androiden-Freunde alles, um die Rebellion im Kampf gegen die Erste Ordnung zu unterstützen. Ein dunkles Geheimnis verbindet alles Freunde miteinander und führt letzten Endes zur alles entscheidenden Schlacht.
Anders als ein offensichtlich großer Teil der STAR WARS-Fans, hat mir THE LAST JEDI sehr gut gefallen. Steine auf mich schmeißen könnt ihr gerne machen, es interessiert mich nicht. Ich unterstütze Regisseure, die gewohnte Strukturen aufbrechen, Risiken eingehen und ihren Filmen eigene Merkmale verpassen. Visuell bleibt auch nach dem vermeintlichen Abschluss der Saga The Last Jedi der einzige Film mit wirklichen Stand-Alone-Momenten. Zum Beispiel der Salzwüsten-Schlacht oder dem optisch wunderschön inszenierten Kampf Rey und Kylos gegen die Wächter Snokes. Hier kann THE RISE OF SKYWALKER nur in einzelnen Augenblicken mithalten – meistens auf der dunklen Seite.
Change a bit a winning team
Was J.J. Abrams jedoch eindrucksvoll gelingt, ist den Spaß zurückzuholen, seinen gewohnt übertriebenen Fanservice zu liefern und dabei zu keiner Zeit ins Lächerliche abzudriften. Dass THE FORCE AWAKENS auch auf sein Konto ging, sieht man nun beiden Filmen zu jeder Minute an. Das ist nicht schlimm. Viel mehr gefällt mir sogar, wie er neue Figuren in das bereits sehr aufgeplusterte Team presst, ohne, dass sie stören oder nichts zur Geschichte beizutragen haben. Ich denke, er hat auch einen weiteren Fan-Liebling geschaffen. Oder sagen wir mal so: Wenn heutzutage schon Baby Yodas abgefeiert werden, dann muss dieser kleine Techniker mindestens ebenso geliebt werden.
Daisy Ridley spielt ihre innerlich zwiegespaltene Rey mit jeder Episode intensiver. Von allen Charakteren hat sie meiner Meinung nach im dritten Teil die größte Schippe draufgelegt. Adam Driver – im Kino wieder mal kontrovers vom Publikum aufgenommen – gefällt mir als Kylo seit jeher, weil er diese Balance zwischen kindlicher Unsicherheit und narzisstischer Selbstinszenierung perfekt darstellt. Kylo ist eben kein Vader, findet euch damit ab. Oscar Isaac’s Poe Dameron ist ein Gewinn für das Franchise und – sind wir mal ehrlich auch schlichtweg in der Rolle des Han Solo 2.0. Von ihm könnte ich mir auch 4 Stunden lang Sprüche anhören. Seine Chemie mit John Boyega ist Unterhaltung pur.
Die dunkle Seite der Macht ist endlich wieder dunkel
Ich will THE RISE OF SKYWALKER nicht schöner reden, als er ist. Er hat seine Makel. Vor allem finde ich es schade, wie gehetzt Abrams von Szene zu Szene springt, nur um auch wirklich alles liefern zu können, was man irgendwie erwartet. In fünf oder sechs Momenten hatte ich seit langem mal wieder das Gefühl lieber 15 bis 20 Minuten mehr sehen zu wollen. Und ja, es gibt Augenblicke in diesem Film, in denen es sich das Drehbuch von Derek Connolly und Colin Trevorrow sehr sehr einfach… „Macht“?
Kleines Wortspiel. Sorry. Außerdem weist der Film leider kaum die von mir erwähnten Stand-Alone-Momente auf, die mir vor allem audiovisuell im Gedächtnis bleiben werden. Mit einer Ausnahme: Die versteckte Heimat der Last Order. Hier funken Blitze und Schreie durch die Schwärze, während im Hintergrund ein Chor aus Sith-Gebeten erklingt. Das Böse ist hier wahrhaft düster – und das ist gut so und beeindruckend. Vor allem tontechnisch hat mir eine ganz bestimmte Szene in der finalen Schlacht Gänsehaut bereitet. Wahnsinn!
Ignoriert die Hardcore-Kritiker – genießt den Film einfach
Ihr merkt, ich versuche mich mit Spoilern so gut es eben geht zurückzuhalten. Daher möchte ich auch nicht näher darauf eingehen, worauf der Filmtitel denn nun anspielt, wer am Ende nun gegen wen kämpft und wie Abrams es geschafft hat, alte Figuren, bekannte Umstände und neue Charaktere glaubhaft miteinander zu verweben. Meiner Meinung nach hat er das alles gekonnt gemeistert und musste sich sicherlich dramaturgisch dafür hier und da aus dem Fenster lehnen. Es sei ihm verziehen. Außerdem möchte ich euch ans Herz legen, die aktuellen Schlagzeilen und Tweets vielleicht vorerst zu ignorieren und euch euer eigenes Bild davon zu machen. Vieles davon ist – ganz ehrlich – Bockmist.
Die Laserschwert-Kämpfe sind herrlich choreografiert. Es hagelt tolle Settings mit Stars-Wars-typisch kauzigen Außerirdischen – mal in CGI getränkt, mal oldschool. Der Millenium Falke hat ebenso seine Auftritte wie Cameos, die ich aufgegeben habe zu zählen. Am Ende bleibt eine Filmreihe, die nicht so politisch wie die Prequels ist und nicht so ikonische Figuren liefern konnte, wie die Originale. Aber sie hat das Abenteuer des Franchises mit Würde zurück in die Kinos gebracht und auch abgeschlossen. Die Macht ist stark mit dieser Truppe. Was auch immer in Zukunft noch kommen mag – jetzt muss es wirklich anders kommen. Aber alles was bis dahin geschah, ist eine sympathische und schöne Filmgeschichte.
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