KRITIK: SLENDER MAN

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© Sony Pictures Releasing GmbH

Autor: Tom Burgas

Es ist ja hinreichend bekannt, dass Hollywood nach immer neuen Vorlagen oder bekannte Namen sucht, die man ausschlachten kann. Denn alles was einen schon etablierten Namen hat minimiert das Risiko Verlust zu machen, man hat schließlich schon eine Fanbase auf die man aufbauen kann. Historische Begebenheiten, non-fiktionale Bücher, Videospiele, Comics, völlig egal. Jetzt schlägt man schon bei Internet Mems zu.

Gerademal 9 Jahre alt ist die erfundene Figur des SLENDER MAN. Damals wurde sie für einen Fotowettbewerb erfunden. Seitdem kam sie überall mal vor und wurde in Geschichten verwurstet und fand vor allem dank CREEPYPASTA Erfolg, einer Seite für Horrorgeschichten. Kult wurde er allerdings erst nachdem er seine eigenen Videospiele bekam. Seitdem scheint der Stand in der Internetkultur vollends gesichert. Einen traurigen Bekanntheitspush bekam die Marke durch 2 Gewaltverbrechen, die sich 2013 und 2014 zugetragen haben. In beiden Fällen wollten junge Mädchen im Teenie-Alter ihre Mitmenschen mit Messerstichen niederstrecken.

Dass es dort natürlich nicht lange dauert bis man auf die Idee kommt einen Film daraus zu machen ist natürlich selbsterklärend, da scheinen die Geldscheine schnell zu winken. Anstatt den steinigen Weg zu gehen und ein Drama/Thriller rund um den falschen Umgang mit Internetphänomenen zu zeigen nimmt man natürlich die Horrorfigur und peilt einen 08/15 Horrorflick an.

 

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© Sony Pictures Releasing GmbH

So klaut man sich hier das Grundgerüst von THE RING und stülpt die Figur des SLENDER MAN hinein. 4 Teenies schauen sich ein ach so böses Video an und werden seitdem vom gesichtslosen adrett gekleideten Mann mit den langen Armen heimgesucht. Gut geklaut hat ja hier und da öfter schon einmal funktioniert. Hier müssen wir allerdings sagen, dass fast alles an diesem Flickenteppich verhunzt wurde. Wie bekannt wurde gab es schon während der Nachproduktion extreme Probleme da Sony vorgeworfen wurde aus den genannten Tragödien Profit schlagen zu wollen. Daher wurden fast alle Gewaltszenen entfernt sowie Handlungsschritte geschnitten.

Dass diese Szenen den Film vielleicht minimal runder gemacht hätten will ich nicht anzweifeln, aber gerettet mit Sicherheit nicht, denn dafür funktionieren zu viele andere Sachen einfach nicht. Das fängt schon bei der Grundidee an die so dahingeschludert wirkt, dass es wehtut. Auffallend inspirationslos wird da irgendeine Idee hergezaubert damit man irgendeine Kreatur auf Teenys loslassen kann. Sinn, Logik oder klare Regeln innerhalb des Filmes werden kaum geklärt oder benannt. Schon sehr früh hat man zu viele Fragezeichen im Kopf. Was will die Kreatur von den ganzen Kids, warum eigentlich nur diese Altersgruppe? Warum eher ortgebunden in Wäldern. Über die Figur selbst bekommt man keinerlei Infos und da sie nicht charismatisch aufgebaut wird ist sie einfach nur ein Fremdkörper. Ein Boo-Mann welcher austauschbarer nicht sein könnte und dabei noch mittelmäßig animiert ist.

Dabei darf man am Anfang noch hoffen. Die Grundstimmung bleibt recht gekonnt depressiv und melancholisch und das von Anfang an. Leider sorgt dann das Schnittgewitter dafür, dass man diese kaum genießen kann und schnell in Hintertreffen gerät. Schnell fragt man sich nämlich wo man gerade ist und wieviel Zeit vergangen sein soll oder wo bestimmte Figuren abgeblieben sind. Besonders beim Verschwinden des ersten Mädchens fällt dies extrem auf. Man bekommt den Angriff nicht mit und auf einmal ist es dunkel und man fragt sich warum die restlichen nicht nach Hause gehen dürfen bis man mitbekommt, dass die ein Wandertag der Schule war und die Polizei da im Hintergrund arbeitet. Sowas kommt häufiger vor und habe ich so extrem selten bis gar nicht erlebt. Die Einmischung des Studios trägt hier große negative Früchte. Auch Charakterentwicklungen passieren dadurch viel zu schnell. Von einen auf den anderen Moment entwickeln sich einzelne Figuren in besessene Menschen ohne, dass man vorher Anzeichen dafür wahrnahm. Es fühlt sich oftmals so an als hätte man die ersten 2 Folgen einer Serie von 120 Minuten auf 90 gekürzt.

 

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© Sony Pictures Releasing GmbH

Um auch mal ein bissel was Gutes loszuwerden kann man sagen, dass immerhin die Jungdarsteller in ihren Rollen nicht nerven. Joey King ist dabei die einzige die einen minimalen Bekanntheitsgrad besitzt und diese macht ihre Sache auch ganz nett, auch wenn keine der Damen eine besonders große Bühne bekommt. Unverständlich handeln und schreien, mehr ist hier nicht zu holen, aber das hat man schon oft schlimmer erlebt. Auch merkt man der Kamera an, dass hier experimentell gearbeitet wurde, Timelapseschienen und 360 Gradkameras gemixt werden um optisch ein wenig Abwechslung reinzubekommen. Interessiert leider nur keinen, wenn der Inhalt emotional nicht packt und langweilt.

Wenn dann noch der Gore-Gehalt bei null liegt (explizite Szenen wurden gedreht aber rausgenommen) und der CGI-Einsatz misslingt muss man leider feststellen, dass man es hier selbst mit Wohlwollen mit einem schlechten Film zu tun hat. Er ist kein absoluter Tiefpunkt, muss sich allerdings schon ein Treppchen mit Titeln teilen wie „Annabelle“ oder „The Gallows“, auch wenn deren Ansatz minimal woanders liegt. SLENDER MAN hat es nur durch den Franchisenamen ins Kino geschafft und durch den Umstand, dass Horrorfilme billig zu produzieren sind und schnell Gewinn abwerfen, wobei er dies laut ersten Zahlen wohl nicht mal schafft.

 

Slender Man - Bewertung

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