KRITIK: MASTER Z: THE IP MAN LEGACY

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Autor: Tom Burgas

Wir Eastern-Fans können seit geraumer Zeit eigentlich nicht meckern. Spätestens vor 20 Jahren kam der erste merkbare Ruck in unsere Gefilde, als uns mit TIGER AND DRAGON das Wuxia-Genre nähergebracht wurde. Dieses ist mittlerweile abgeflaut, bietet aber durch Heimkinoerscheinungen immer noch genug Futter für uns auf dem Markt. Im großen Maßstab abgelöst wurden diese vorerst von der eher realistisch gehaltenen Handkantenaction. Einer der Schirmherren ist Donnie Yen der derzeit seinen internationalen Höhepunkt erreicht hat und es mittlerweile in mehrere US-Franchises schaffte (BLADE, STAR WARS, TRIPLE X). Sein Opus Magnum dürfte jedoch die chinesische Produktion IP MAN sein. Mit Regissur Wilson Yip hatte er schon vorher Größen innerhalb des Genres erschaffen. Über FLASHPOINT oder SPL redet man unter Fans heute noch gerne.

IP MAN war und ist dann jedoch nochmal eine ganz andere Hausnummer. Die epische Geschichte des Trainers von Bruce Lee ist dramatisch, hat perfekt besetzte und geschriebene Charaktere und ist trotz der knallharten Handkanten nie nur bloßes Actionbrett, ein neuer Kultfilm war geboren. Der Erfolg forderte natürlich weitere Teile. Bisher bescherte man uns zwei direkte Sequels, ein Prequel und einen weiteren Teil der IP MAN als alten Mann zeigt. Diese waren durch die Bank von guter Qualität, auch wenn der erste Teil nicht erreicht wurde. Über die Serie legen wir lieber mal den Mantel des Schweigens. Bevor uns Wilson Yip Teil 4 schenkt, bei dem Donnie auf den Martial Arts-Gottkönig Scott Adkins trifft, wurde noch ein Spin-Off ins Rennen geschickt, welches wir nun hier besprechen.

 

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Zuerst erschien es recht negativ, dass Donnie nur als Produzent dabei ist. Keine Nebenrolle, kein Gastauftritt, kein gar nichts. Auch Wilson Yip ist nicht als Regisseur an Bord. Die Erwartungen wurden somit erstmal runtergeschraubt. Bis dann die ersten Namen auftauchten und man sich als Fan fein säuberlich ins Höschen machte. Die Regie übernahm hier kein anderer als die Legende Yuen Woo-Ping. Mindestens seinen DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS mit Jackie Chan dürfte bekannt sein. Außerhalb Asiens wurde er spätestens mit seinen Choreografien für MATRIX oder KILL BILL bekannt. Ein Mann seiner „GRÖSSE“ wirft natürlich einen Schatten voraus und somit verwundern auch keine weiteren gewichtigen Namen im Casting-Karussell.

Neben Hauptdarsteller Max Zhang, haben wir Michelle Yeoh, Tony Jaa und Dave Bautista. Man darf also sabbern. Und schon in den ersten Minuten sind die Bedenken komplett wie weggeblasen. Das Theme der Reihe lullt einen ein und alles sieht wirklich nach Kino aus. Auch Max Zhang macht einen schnellen Einstieg indem er gegen Tony Jaa ins Feld ziehen darf. Hier setzt man dann gleich den Ton. Die Kämpfe sind hart und schnell und Regisseur plus Kameramann wissen jederzeit was sie zu tun haben. Schnell wird einem klar, dass man Donnie Yen nicht vermissen wird, denn Zhang steht ihm in nichts nach. Generell ist MASTER Z schnell eigenständig und fasziniert mit seinen eigenen Figuren.

 

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Erwartet auf dem Papier jetzt nur keinen Geniestreich. Hier gibt es wieder die bösen Briten als stumpfe Bösköppe, neue Drogen, die dem Land seine Unschuld nehmen und Huren, in die man sich gefälligst zu verlieben hat. Auch unser Held will nur noch seinem Frieden frönen und sich um seinen Sohn kümmern. Seit er im 3. Teil der Hauptreihe gegen IP MAN verloren hat, hat er nicht mal mehr Lust auf WING TSUN, kann man das glauben? Die Mafia samt Figuren, die alle ihr eigenes Stück vom Kuchen haben wollen, fehlen natürlich auch nicht.

Natürlich ist der Ärger nie weit und die Handkanten fliegen schnell und mit gesunder Härte. Wie von Ping gewohnt sind diese wieder ein Schmaus sondergleichen. Vor allem, dass er recht wenig Wirework benutzt erfreut, da sonst anders von ihm gewohnt. Hier und da ist es unumgänglich, aber meist bleibt man „Down to Earth“ und sieht was die Beteiligten draufhaben. Natürlich werden die Fans nicht enttäuscht und alle unsere Lieblinge treffen mal aufeinander und punkten, nur Tony Jaa hat wenig Screentime. Seine Auftritte wirken schon fast wie ein Freundschaftsdienst.

 

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Michelle Yeoh gibt hier einen wunderbaren Mafiaboss ab und wirkt mit ihren Mitte 50, spätestens wenn sie loslegt, halb so alt, die Frau will ich nicht als Feind haben. Sie zeigt wie so oft warum sie schon lange im Martial-Arts-Olymp ihre Runden dreht. Dave Bautista ist da noch nicht angekommen, spielt aber nicht nur durch seine schiere Masse die anderen schnell an die Wand. Man merkt mit jeder Faser, dass ihm die Rolle wichtig scheint, gibt er hier eine Mischung aus Hannibal Lecter Light und einem STREET FIGHTER-Charakter. Dass er eine realistische Chance gegen unseren Helden hätte, steht in keiner Sekunde zur Debatte. Die Klasse die MASTER Z bei seinen Charakteren einfließen lässt zieht sich durch das gesamte Projekt.

Er wirkt sehr kompakt, auch optisch, da er sich die Laufzeit über nur in einer Vergnügungsgasse samt Umfeld abspielt. Der Mikrokosmos funktioniert und wir verfolgen gerne seinem Verlauf. Und immer, wenn man annimmt, dass die Geschichte sich gerade zu viel Raum nimmt, das Drama und Atmosphäre zu lange aufgebaut werden, fliegt die nächste Faust in ein Gesicht, wird das nächste Schwert gezogen und es gibt saures. Aus seinem Klischeekorsett kommt er niemals raus, aber einfach alles an diesem Film ist charismatisch.

Sofern möglich sollte man ihn im Original sehen, da durch die britischen Besatzer oft zwischen Mandarin und Englisch gewechselt wird und die Stimmung durch eine Synchro leiden dürfte. Ansonsten freuen wir uns riesig, dass KSM die Chance nutzt und ihn ins Kino bringt. Wann hatte man das letzte Mal die Chance sowas auf der großen Leinwand zu sehen und dann auch noch in DIESER Qualität? Rennt also gefälligst rein und honoriert das!

 

Master Z - Bewertung

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