KRITIK: HELLBOY: CALL OF DARKNESS

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© Universum Film

Autor: Tom Burgas

Hach RED, du alter süffiger Trucker unter den Comichelden, dir macht man es auch nicht leicht. Schon in Comicform hast du zwar deine feste treue Fanbase, trotzdem führst du immer ein kleines Schattendasein. Zu sehr ist er eher dem gotischen Horror anstelle dem leichtfüßigen Heldencomic verpflichtet und trotzdem bekam auch ER nach dem ersten großen Comicboom seine Chance. Guillermo del Toro, selbst ein Monsterliebhaber und Nerd vor dem Herrn, durfte ihn inszenieren. Mit sehr viel Liebe, aber eben auch viel eigener Note wurde HELLBOY unter Fans gemocht, aber von der breiten Masse genauso schwer aufgenommen wie schon die Vorlage. Bei 66 Mio. Budget spielte er nur moderate 100 Mio. wieder ein, konnte sich jedoch auf DVD als Hit herausstellen, was damals in diesem Ausmaß noch möglich war.

Somit stand selbst Teil 2 schon auf eher wackeligen Beinen was das Vertrauen seitens der Produzenten für das Franchise anging. Die Fortsetzung brachte das komplette Team wieder zurück und spielte ein wenig mehr ein, hatte aber auch mehr Budget, so dass es, wenn überhaupt nur ein kleiner Erfolg wurde.

Der Heimkinomarkt brach ein und del Toro brauchte zu viel Budget, so dass Teil 3 jahrelang in den Sternen lag bis man schlussendlich den Stecker zog. Lieber wollte man eine komplette neue Ausrichtung, womit weitere Teile möglich waren und man neue Fans gewinnen kann. Ausschlaggebend war der Erfolg von DEADPOOL der mit seinem R-Rating großen Erfolg an den Kassen verbuchen konnte. Dieses ist laut Mike Mignola, Erfinder von HELLBOY, weiterhin nötig damit man sich an die Vorlage und dem Ton dieser halten könne.

 

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Nun also können Fans mit einem leicht traurigen Lächeln aufatmen, der neue HELLBOY ist da, nur leider ohne Ron Perlman, der sowas wie die Idealbesetzung darstellte. Aber hier gibt es schon mal eine Entwarnung, David Harbour ist super.

Als Regisseur hat man eine interessante und naheliegende Wahl getroffen. Neil Marshall, der mit THE DESCENT einen kleinen Kulthorror erschuf und später mit DOOMSDAY untermauerte, dass er es gerne blutig und verrückt mag, schien wie gemacht für HELLBOY.

Story-technisch nabeln wir uns komplett von den alten Teilen los und erzählen von einer Hexe (Milla Jovovich), die seit Jahrtausenden auf Rache aus ist und mal wieder die ganze Welt unterjochen will oder zerstören oder was auch immer. Der Trailer hatte mir in dieser Richtung schon Angst gemacht, war dieser doch im besten Fall generisch.

 

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Aber um es gleich vorweg zu nehmen, ich saß am Ende der Vorführung grinsend wie ein kleiner Junge im Sessel und war einfach glücklich. Marshall durfte sich austoben und präsentiert uns einen HELLBOY der junger und wilder wirkt.

Die ersten Minuten werden leider von schlechtem CGI geprägt und einer langweiligen Antagonistin (Hexe Jovovich), aber mit jeder weiteren Minute macht er so sehr viel richtig. David Harbour als RED schließt perfekt den Kreis und könnte eine jüngere wütende Version von Ron Perlman sein. Er darf fast schon im Sekundentakt fluchen und austeilen, sodass der Spaßpegel sehr schnell unerwartet hoch liegt. Die Bildsprache hält da ohne Probleme mit. Egal ob Flugdämon, Riesentrolle, verkrüppelte Hexen oder haushohe Wesen direkt aus der Hölle. Nicht nur, dass sie del Toros Wesen in nichts nachstehen. Sie gehen zusammen mit unseren Helden auch weitaus brutaler zu Werke. Wenn die Action losgeht, haben wir fast schon im Sekundentakt Kopfschüsse, abgehakte Gliedmaßen oder Gedärme, die rumspritzen. In seiner Masse und blutigen Detailliebe überrascht das Ganze schon positiv und wirkt wirklich auch brutal und selten so redundant wie vergleichsweise bei einem DEADPOOL.

Aber kein Comicspaß ohne die coolen Helden und ihre Partner und auch hier ist nichts Negatives zu vermelden. Nicht nur RED ist eine sichere Bank. Auch Sasha Lane als Alice Monaghan oder Daniel Dae Kim als Major Daimio verbuchen mehr als einmal die Sympathien auf ihrer Seite. Das schöne ist dabei, dass diese nicht, wie bei del Toro oftmals in den Hintergrund geraten, sondern wirklich genauso austeilen und cool sein dürfen wie unser großer roter. Und ganz ehrlich, wenn dabei immer wieder geiler bekannter 80er Rocksoundtrack durch die Gegend knallt hat es mich einfach. Die Kamera ist dabei immer mitten drin. Man kann sich Marshall regelrecht wie ein kleines Kind vorstellen der grinsend einfach nur Monstergebashe inszenieren will und mächtig Spaß an der ganzen Sache hat.

 

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Abzüge in der B-Note gibt es wie erwähnt bei manchen CGI-Shots und ganz besonders der eigentlichen Geschichte. Tragisch ist dabei, dass eben auch Milla Jovovich wie so oft verdammt blass bleibt. Gerade dadurch, dass hier alles flucht und durchdreht, findet man an ihrer Figur nichts als Langeweile, was verdammt schade ist, da hier die Bühne gegeben ist für ein verdammt mieses Miststück, aber da ist leider nichts zu holen. Wenn allerdings eine andere namensbekannte Hexe eine Rolle spielt, wünscht man sich fast, dass diese die Hauptbedrohung wäre. Da möchte ich spoilerfrei bleiben, ist die ganze Sequenz gar eine komplette Offenbarung. Masken, Stil, in dieser Szene ist HELLBOY: CALL OF DARKNESS eine 10 von 10.

Um es also relativ kurz zu halten, HELLBOY ist auch in der Neuausrichtung pures spaßmachendes Comic-Kino, welches weitaus besser ist, als es der recht schlechte Trailer vermuten ließ. Vor allem der Grad der Brutalität überrascht und wäre so zu früherer Zeit undenkbar gewesen. Eine Indizierung wäre hier unumgänglich in den 80ern. Dazu dann ein Heldenteam welches man von der ersten Minute, auch dank des frisch wirkenden Humors, sofort in sein Herz schließt, was will man denn mehr?

 

Hellboy 2019 - Bewertung

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