KRITIK: BACKTRACE

© Constantin Film
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Autor: Kevin Zindler

Zum Inhalt: Nach einem Raub mit einer Beute von 20 Millionen Dollar geraten MacDonald (Matthew Modine) und seine zwei Komplizen in eine Schießerei. Einzig MacDonald gelingt es zu überleben. Allerdings zu einem hohen Preis: Der Dieb ist nun gefangen in einem Hochsicherheitsgefängnis und leidet an Amnesie. Er hat keinerlei Erinnerung daran, wo er das Geld vor der Schießerei versteckt hat – bis ihn an einem Tag drei Unbekannte aus dem Gefängnis entführen. Mittels experimenteller Medikamente versuchen sie, sein Gedächtnis wiederherzustellen, um das Versteck zu finden. Die Unbekannten begeben sich zusammen mit MacDonald auf Spurensuche durch Orte seiner Vergangenheit, während der Cop Sykes (Sylvester Stallone) und das FBI ihnen immer dichter auf die Fersen rücken.

 

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Eigentlich steckt in der Story recht viel Potenzial. Doch das, was daraus gemacht wird, ist leider recht bescheiden. MacDonald und seine Entführer laufen von einem ehemaligen Bezugspunkt seines Lebens zum nächsten, um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Bestenfalls gelangen sie an jenem Ort, wo das viele Geld versteckt ist. Außer einigen Flashbacks passiert so gut wie nichts, bis sie tatsächlich – etwa nach 70 Minuten Laufzeit – den Ort ihrer Begierde entdecken. Nebenbei bekommt der mittlerweile gelangweilte Zuschauer einen Twist spendiert, welcher mit der eigentlichen Identität der Entführer zu tun hat. Währenddessen versuchen die Cops, MacDonald  ausfindig zu machen. Diese werden u.a. von den Altmeistern Sly Stallone und Christopher McDonald verkörpert, welche sich überwiegend in einem Büro aufhalten, telefonieren und vor einem Stadtplan hin und her laufen. Sie setzen die Verbrecher zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise unter Druck. Plötzlich offenbart sich auch da ein kleiner, völlig unerwarteter (hust) Twist.

Wir haben es hier mit einer typischen Emmet/Furla Produktion zu tun, die recht günstig gedreht werden und eigentlich nur mit dem namhaften Cast punkten können. Während dabei oftmals zumindest solide Streifen herauskommen, kann man bei BACKTRACE leider nur von unterem Durchschnitt sprechen, so dass selbst einige Willis Filme aus der Emmet/Furla Schmiede unterhaltsamer daherkommen. Alles wirkt so behäbig, uninspiriert, heruntergekurbelt und spannungsarm. Der Look, die Locations und selbst die seltenen Actionszenen (je eine unspektakuläre Schießerei am Anfang und am Ende des Films) – alles von der Stange. Einziger Lichtblick ist hier Matthew Modine, der seinen Part wirklich ernst genommen zu haben scheint und eine sehr ansprechende und glaubwürdige Performance abliefert. Auch Ryan Guzman strahlt ein gewisses Charisma aus.

 

Backtrace - Bild 1
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Doch weswegen sich vermutlich die meisten Leute diesen Direct to DVD Streifen leihen/kaufen werden, ist die Gewissheit, dass Sylvester Stallone mit von der Partie ist. Seine Fans dürften allerdings ziemlich enttäuscht werden. Wer über ESCAPE PLAN 2 gemeckert hat, wird BACKTRACE hassen! Stallone hat nur einen recht kurzen Auftritt. Das Schlimme jedoch ist, dass sein Charakter absolut nichts zu tun bekommt, gar deplatziert wirkt. Man wird das Gefühl nicht los, dass er erst sehr spät die Produktion bereicherte und seine Rolle einfach in das bereits vorhandene Skript hineingeschrieben wurde. Zumindest würde das diese völlig überflüssige Rolle erklären. Wenigstens darf er in der finalen Auseinandersetzung ein paar Kugeln abfeuern um am Ende eine völlig hanebüchene Entscheidung treffen (Kopfschüttel-Modus on).

Warum sich der Actionstar derartige Rollen antut, weiß wohl nur er selbst. Sicher, der Paycheck war für die paar Drehtage sicher attraktiv und er darf tun und lassen was er will, aber ob das viele Geld den Imageschaden egalisiert, darf zumindest bezweifelt werden. Es ist nun einmal Sylvester Stallone und nicht Steven Seagal. Seine Fans sind halt qualitativ bessere Sachen von ihm gewohnt. Nahm er auch in seiner filmischen Vergangenheit Nebenrollen in eher klein budgetierten Filmen an (als es um seine Karriere nicht gut bestellt war), hatten diese zumindest einen deutlichen Mehrwert für den Film (Beispiel: SHADE). Nachdem Stallone in diesem Jahr mit CREED II einen Kinoerfolg verbuchen konnte und seinen so geliebten Rocky-Charakter sehr Würdevoll zu Grabe trug, ruhen nun die Hoffnungen darauf, dass es ihm  mit seinem Rambo-Ego in LAST BLOOD ebenso gelingt und Filme wie BACKTRACE eine Ausnahme bleiben. Übrigens: Stallone wurde  – wie auch schon in CREED II – wieder nicht von Thomas Danneberg synchronisiert, doch das ist bei diesem Werk das Kleinste aller Probleme.

 

Backtrace - Bewertung

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