KRITIK – AN AMERICAN WEREWOLF IN PARIS (MEDIABOOK)

© Turbine Medien Group
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Autor: Tom Burgas

Welch undankbare Aufgabe muss es sein einen Klassiker fortsetzen zu müssen, der nicht nur unbeschollten von allen wenigstens gemocht wird, sondern auch noch die ganz klare Handschrift des Regisseurs aufweißt. Muss man noch viel zum Original sagen? John Landis hat es mit seinem „An American Werewolf in London“ geschafft, dass man beim Wort „Werewolf-Film“ immer sofort an seine Horrorkomödie denkt und das obwohl das Genre des haarigen Monsters Jahrzehnte vorher schon bedient wurde. Jedoch war der Stil neu und zum ersten mal sah man die anatomische Verwandlung in das Monster vor laufender Kamera. Dafür hagelte es auch gleich mal den Oscar für die besten Effekte (Rick Backer!!!). Auch hatte „American Werewolf“ an den Kinokassen das 6fache seines Budgets eingespielt und war später auf Video ein Megahit. Zudem wurde John Landis natürlich schlussendlich zum Starregisseur.

Somit sollte eine Fortsetzung beschlossene Sache sein, aber Landis hatte sich erstmal anderen Sachen zugewandt und musste später auch Erfolgseinbußen in Kauf nehmen, womit seine Idee, eine Fortsetzung zu drehen nicht mehr ganz so auf Gegenliebe stoß, so dass das Projekt dauerte und dauerte bis 1995 etwas Bewegung in die Sache kam. Natürlich gäbe es jetzt noch viel mehr zu erzählen, aber das würde den Rahmen sprengen. Anthony Waller drehte 1997 auf jeden Fall die Fortsetzung mit dem Segen von Landis. Bis alle an Bord waren musste zwar immer mal wieder das Drehbuch geändert werden, aber das gehört ja auch schon zum guten Ton in der Branche.

 

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Inhaltlich haben die Filme nur eine lose Verbindung, indem die Tochter des Werewolfs aus dem ersten Teil nun also in Paris den Mond anheult. Es wurde probiert den Grundton beizubehalten, soll heißen, wir haben es wieder mit einer Mischung aus Komödie und Horror zu tun. Damit das „American“ gewährleistet ist, ist unser Protagonisten-Trio aus dem Land der fettigen Burger und sucht natürlich klischeehaft nur nach billigem Spaß. Es wird sich dann recht schnell – aber völlig verständlich – in Julie Delpy verliebt, die ein haariges Geheimnis birgt und so geht es dann seinen Lauf.

Ich war schon immer überrascht, dass der Pariser Werewolf eher negativ aufgenommen wurde. Besonders die erste Hälfte kann meines Erachtens fast mit dem ersten Teil mithalten, die männlichen Hauptdarsteller sind sympatische Idioten, Julie Delpy ist süß/sexy und die Ideen und Locations recht ideenreich. Besonders die Szene auf dem Eiffelturm sehe ich bis heute gerne. Die komödiantischen Sachen funktionieren heute teilweise auch noch, wobei auch hier vieles seinen Ursprung im Vorgänger hat, Stichwort verfaulende Geisterleichen. Überraschend war dass Julie Bowen hier die besten Szenen abbekommt, die Dame kennt man als Claire Dunphy aus „Modern Family“.

 

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Jetzt aber mal ab zu der Hauptattraktion. Hatte man im Klassiker das erste Mal die erwähnte Verwandlung gesehen, wollte man diesmal zum ersten mal computeranimierte Wölfe auf die Leute loslassen, wir befinden uns schließlich 4 Jahre nach „Jurassic Park“. Eine Zeit in der CGI der neueste geile Scheiß war. Also erstmal muss ich hier für die Viecher eine Lanze brechen. Natürlich weiß man, dass die heute besser aussehen würden, aber der Film hat 20 Jahre auf dem pelzigen Buckel und damals wurden erstmalig in diesem Maßstab Haare animiert und das in Verbindung mit Wasser. Ich fand das damals geil und selbst heute finde ich, dass es immernoch völlig okay aussieht und zudem Charme hat. Wann kann man schon sowas von CGI behaupten?

Leider ist die zweite Hälfte dann um einiges schlechter. Toll ist dass man mehrere Werewölfe hat, die man auch zu Genüge zu Gesicht bekommt. Ein wenig splattern darf man auch – ohne aber je an eine FSK 18 zu denken. Trotzdem ist die ganze Geschichte um den rassistischen bösen Werewolf-Clan völlige Panne und langweilt. Zudem ist der Antagonist eine ziemlich blasse Nummer und dem ganzen letzten Drittel fehlt es an interessanten Szenen, an die man sich erinnern mag. Das gibt dem Ganzen ein fettes Minus, zumal manche Entscheidungen und Handlungen schlichter Blödsinn sind.

 

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Turbine Media sind langsam aber sicher die Rockn’Roll-Stars, was die Veröffentlichung ihrer Filme angeht. Alle ihre Filme bekommen eine Zuwendung bei der man als Filmfan einfach jubeln mag. Mediabooks, geile Artworks und möglichst alle Extras die man auftreiben kann, quasi also meist ein Sorglospaket. Auch diesmal gibt es wieder nichts zu meckern. Ein schickes Design vom Mediabook, bei welchem das Cover der britischen DVD übernommen wurde,  welches auch das beste Cover darstellt (guckt mal im Netz, da gibt es wirklich hässliche Varianten).

Drinnen findet man 1 Blu-ray und 1 DVD plus Booklet. Die ersten 1200 Stück finden noch eine Frame-Card (Kameraschnipsel). Auf der Blu-ray finden wir den Film in ziemlich guter Bild und Tonqualität plus, und das ist jetzt DAS große Plus, die Workprintfassung des Films. In dieser sind so manche Szenen enthalten, die später rausfliegen mussten, sowie noch das alternative Ende. Ich für meinen Teil finde es sehr gut, dass sich das Studio eingemischt hat, denn die Fassung wirkt einfach unausgegoren und der gänzlich andere Score/Soundtrack komplett fehl am Platz. Aber für die Leute, die sich für die Entstehung eines Filmes interessieren, dürfte es eine kleine Goldgrube sein. Dazu gibt es dann einen Audiokommentar, ein 70 Minuten Making-of und eine Featurette von knapp einer halben Stunde. Leider ist nur letztere in deutsch verfügbar, der Rest ist nicht einmal deutsch untertitelt. Ein Ärgernis welches mir schon bei „Johnny Mnemonic“ aufgefallen ist und der einzige Schnitzer ist. Ob man jetzt den Kameraschnipsel braucht sei auch dahingestellt, ist jedoch für Sammler vielleicht ein zusätzlicher Anreiz. Eine kleine Erwähnung sollte das Booklet bekommen, welches wirkliche Infos, von Herrn Christoph N. Kellerbach, auf 16 Seiten bietet und keinen Lückenfüller darstellt. Schön daher, da man nicht gerade mit einem Klick ins Internet selber an die Infos gekommen wäre und das Teil somit wirklich einen kleinen Mehrwert darstellt.

 

American Werewolf in Paris - Bewertung

Seit dem 19. Mai 2017 als Blu-Ray Mediabook erhältlich!

Mediabook-Cover & Bilder © Turbine Medien Group.