KRITIK: THE FIRST PURGE

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© Universal Pictures International Germany GmbH

Autor: Tom Burgas

Ach Blumhouse diese kleinen Racker. Sie haben für sich das perfekte Geschäftsmodell gefunden und schlachten das mit solch einer Liebe und Quantität aus, dass man ihnen nicht wirklich sauer sein kann. Sie drehen Horrorfilm um Horrorfilm und versinken dabei nie in wirkliche Untiefen des Geschmacks und selbst wenn. Für jeden TRUTH OR DARE haben sie dann auch einen GET OUT in Petto der mal eben bei den Oscars eine Rolle spielte. Wobei selbst Gurken wie erwähnter TRUTH OR DARE Minimum das 10fache seines Budgets wieder einspielt. Denn ein riesen Budget wird selten bis gar nicht benutzt. Lieber kennt man seine Zielgruppe und übertreibt es nicht. Subgenres gibt es schließlich gerade beim Horror genug. Neben dem Thema Rassismus oder der guten alten Zeitschleife (HAPPY DEATH DAY) folgt nun die vierte Auskopplung der PURGE-Reihe die seit Teil 1 dazu genutzt wird etwas Sozialkritik in die Schlachterei zu packen. Als kongenialer Schachzug stellte sich dabei die Presidentenkanditatur von Obergurke Donald Trump heraus, denn seine Wahlkampagne sowie sein Sieg und alles um seine Person wuchtete den fiktiven filmischen Beitrag näher an die Realität als man vorher gedacht hätte. WE MAKE AMERICA GREAT AGAIN sollte übrigens der Slogan der Purge sein, süß angsteinflößendes Nebenwissen.

Während Teil 1 damals eher noch einem Home Invasion Thriller glich, in dem Ethan Hawk samt Familie bedroht wurden und die Purge eher als Prämisse erhalten musste um dem ganzen einen Sinn zu geben, wurde diese in Teil 2 und 3 Dreh und Angelpunkt. Der Stil glich dabei eher dem rauen 80er Kino ala‘ ESCAPE FROM NEW YORK (DIE KLAPPERSCHLANGE). Bei allen Teilen federführend war James DeMonaco der Drehbücher und Regie bei der Trilogie übernahm. Da er gerade mit ONCE A TIME IN STATEN ISLAND (wieder mit Frank Grillo/ sein Erstlingswerk hieß auch schon Staten Island mit Ethan Hawk) beschäftigt ist schrieb er bei der vierten Säuberung „nur“ das Drehbuch. Auf dem Stuhl nahm diesmal Neuling Gerard McMurray Platz der wie bei Blumhouse typisch wenig Credits besitzt und die Chance bekommt sich auszutoben.

 

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Am Anfang steht erstmal die Erkenntnis das man es hier mit einem Prequel zu tun hat. Wie der Name schon sagt handelt es sich hier um das Durchleben der ersten Purge und der Aufklärung wie es zu dieser kam. Grundsätzlich erstmal hochinteressant da man hier abermals ein Genrewechsel hin zu einem Politthriller hätte vollführen können bei dessen Ende man vielleicht eben nur wenig von dem eigentlichen Schrecken sieht der heraufbeschworen wurde. Die Chance wird jedoch keinerlei genutzt und eher hat man das Gefühl, dass die Idee der ersten Purge ein reiner Marketinggag ist, um behaupten zu können, dass man etwas anderes macht. Fakt ist jedoch, dass sich weder stilistisch noch vom Ablauf groß etwas ändert. Nur wird man eben nicht gleich reingeworfen, sondern hat ca. 30 Minuten Exposition und Charaktereinführungen bevor es losgeht. Auch stilistisch wird sich sklavisch an den Ton der Vorgänger gehalten so als wolle man um alles in der Welt auf Nummer sicher gehen.

Wenn man leichte Variationen sehen will sind diese noch minimal am Anfang zu finden. Vor allem der „schwarze“ Hintergrund des Regisseurs macht sich hier bemerkbar. Der Soundtrack wird von Hip-Hop-Beats unterstützt und die Charaktere sind mit schwarzem Gangster und seiner Exfreundin aka Freiheitskämpferin eher klischeebeladen inszeniert, machen ihre Sache jedoch ganz ordentlich. Besonders Y’lan Noel als Anführer und offensichtlicher krimineller Gangster in der Heldenrolle darf zeigen, dass seine Präsenz nicht von der Hand zu weisen ist. Ansonsten sind die Charaktere schonmal recht uninteressant wodurch besonders das erste Drittel recht langweilig daherkommt, da einem die Einführung eben nicht interessiert und die sozialkritischen Spitzen nicht über oberflächliches Blabla hinauskommt. Gerade die Rolle der “Erfinderin“, gespielt von der dauerexotischen Marisa Tomei ist regelrecht verschwendet da sie merklich Charisma besitzt aber mehr als im Trailer zu sehen, nicht zu tun bekommt und nur als schneller Stichwortgeber für den Einstieg fungiert.

 

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Wenn dann diesen durch, hat man danach Gefühl einen der letzten Teile zu sehen, egal ob Optik oder Szenen, hier wird nicht EINE neue Idee gebracht oder andere Haken geschlagen was schade ist denn durch eine Figur Namens SKELETOR hatte man das Gefühl dass man jetzt eher „frei drehen“ will und ihm eine Art Endgegnerattitüde verpasst die er dann leider nie halten kann. Warum jetzt die Kontaktlinsen leuchten bei allen die mitmachen wollen macht dann auch hinten und vorne keinen wirklichen Sinn und so hat man dann wie immer dasselbe Schema F: unschuldige mitten einer Mordnacht.

Dann kommt jedoch der dritte und letzte Part und ab dem Moment macht der Film einiges wett. Dann will er nämlich was Eigenes machen und lässt die erste Purge zu einem 90erJahre-Einsamer Held Actionbombast mutieren indem sich unser Hauptdarsteller von Stockwerk zu Stockwerk mordet um seine Love Interest und ihre Familie zu retten. Dabei geht es natürlich gegen Purger von der Regierung die alle aussehen als wären sie gerade von einer SM-Nazi-Darkroom-Party entflohen, schließlich haben wir es hier mit „schwarzem“ Kontext zu tun, Metaebene ala‘ Holzhammer, aber dennoch höchst unterhaltsam. Der Teil rettet dann auch den ganzen Film ins Mittelmaß, da man sonst hätte sagen müssen, dass wir hier den ersten wirklichen schlechten Teil haben.

Warum jetzt gerade dieser Teil eine 18er Freigabe bekam erschließt sich mir auch nicht. Wer jetzt eine gröbere Schlachtplatte erwartet als bei den vorigen Teilen kann auch nur enttäuscht sein. Klar, es wird blutig aber zu einem Gorefest wird es niemals. Er wirkt wie ein Aufguss von Sachen die man jetzt einfach schon zu häufig gesehen hat. Das ist immer noch irgendwie nett, aber eine Erwartungshaltung kann er in keinster Weise befriedigen.

 

The First Purge - Bewertung

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