KRITIK – JOY – ALLES AUSSER GEWÖHNLICH

© 2015 Twentieth Century Fox
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Autor: Dominik Starck

JOY erzählt die Geschichte einer starken Frau und versteht sich darüber hinaus als Hommage an alle starken Frauen. Soviel zur Theorie. In der Praxis ist dem Film von David O. Russell trotz A-List-Star Jennifer Lawrence in der Titelrolle nur ein durchschnittliches Einspielergebnis beschieden, während sich Preisverleihungen wohlwollend hinter das Werk stellten, das von wahren Begebenheiten inspiriert ist und hierzulande das Prädikat „besonders wertvoll“ erhielt. Nun erscheint der Oscar-nominierte Film auf einer gelungenen Blu-ray und wir werfen einen Blick auf ihn.

Inhalt: Schon als kleines Mädchen war Joy (Jennifer Lawrence) ein kreativer Erfinderkopf. Als Erwachsene und geschiedene zweifache Mutter, die sich um die ganze Familie kümmern muss, sieht ihr Leben etwas trister aus als in der kindlichen Vorstellung. Ihr Ex-Mann (Edgar Ramirez) haust im Keller und träumt von der Sänger-Karriere, die nie kommen wird, ihre Mutter (Virginia Madsen) verlässt seit der Scheidung kaum noch ihren Fernseher und dann taucht auch noch ihr Vater (Robert De Niro) wieder auf und nistet sich ebenfalls im Keller ein. Doch noch brennt das Feuer der Inspiration in Joy. Ihre Erfindung des sich selbst auswringenden Mopps soll ihr Leben verändern…

 

© 2015 Twentieth Century Fox
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Sagen wir es, wie es ist; JOY schreit „Preisverleihung“ aus jedem Bild. Ein biografisches Drama mit humorvollen Elementen, basierend auf wahren Begebenheiten, welches das Bild einer starken Frau nachzeichnet, besetzt mit einem der angesagtesten Stars von heute, umgeben von einem namhaften Ensemble und das alles von einem Regisseur, der seit Jahren mit praktisch jedem Film auf den Listen verschiedenster Preisverleihungen auftaucht. David O. Russell wurde 2011 für THE FIGHTER für den Oscar nominiert, 2013 zweimal für SILVER LININGS und 2014 erneut zweimal für AMERICAN HUSTLE, für den er auch zwei Golden Globe-Nominierungen erhielt.

Aber damit nicht genug, waren die genannten Filme auch in anderen Kategorien Dauerbrenner bei Abenden mit rotem Teppich. SILVER LININGS brachte Robert De Niro und Bradley Cooper Oscar-Nominierungen. Kein Wunder, dass beide auch bei JOY wieder mit von der Partie waren. Bradley Cooper taucht im Verlaufe des Films als Chef bei QVC auf, dem „Joy“ ihren Mopp für den Verkauf via Shopping-Kanal andrehen möchte. Womit wir wieder bei Jennifer Lawrence wären, die dank DIE TRIBUTE VON PANEM zum Superstar wurde und mit den X-MEN-Filmen der letzten Jahre ein weiteres heißes (und einträgliches) Franchise in der Vita stehen hat.

Die Zusammenarbeit mit David O. Russell war für Lawrence bisher auch nur von Vorteil. Dank SILVER LININGS wurde sie für über ein Dutzend Preise nominiert und gewann über die Hälfte davon, u.a. den Oscar und den Golden Globe. Bei AMERICAN HUSTLE sah es nicht anders aus, wobei es bei den Oscars bei einer Nominierung blieb, der nächste Golden Globe aber dennoch mit nach Hause ging.

 

© 2015 Twentieth Century Fox
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Was im Falle von JOY nun auf dem Papier noch gut klingt erweist sich in filmischer Form leider als reichlich schwerfällig. Nicht, dass der Film sperrig oder zu komplex wäre, er ist einfach reichlich träge geraten, schleppt sich durch die erste Stunde, die gut und gerne ein Drittel kürzer hätte sein können, nur, um dann langsam Fahrt aufzunehmen und schließlich noch durch die üblichen Hindernisse der Protagonistin auf dem Weg zum Sieg wieder ausgebremst zu werden. Das wäre alles nicht weiter tragisch, wäre es wenigstens emotional. Doch auch hier wird man leider ein wenig im Stich gelassen. Zu selten kann man wirklich mit Joy fühlen und es bleibt am Ende schwer zu beurteilen, ob dies der filmischen Umsetzung oder Jennifer Lawrences Performance geschuldet ist. Diese ist nicht schlecht aber stoisch. Was im Charakter-Gesicht eines De Niro funktioniert, lässt sich nicht immer auf eine Lawrence übertragen. Allerdings liefert die beliebte Schauspielerin eine Leistung ab, die keinen großen Grund zur Klage gibt, was im Übrigen auch für die anderen Ensemble-Mitglieder gilt.

Auch handwerklich ist Potential vorhanden und anfangs zeigt man sich gar etwas verspielt, wenn der Film die Welt der Soap-Operas, die von Joys Mutter konsumiert werden, mit einbezieht und zwar so deutlich, dass Joy in einer Traumsequenz sogar selbst zum Teil einer Soap wird. Doch Momente wie dieser bleiben die Ausnahmen. Die niederschmetternden Augenblicke, wo man mit Joy fühlt oder in denen man sich über ihre Erfolge freut, leider auch. So richtet der Film beim Zuschauer keinen Schaden an, hätte aber deutlich besser sein können.

Den Preisverleihungen ist das inzwischen gleichgültig. Mit schöner Selbstverständlichkeit wurde alleine Jennifer Lawrence erneut für sechs Preise nominiert (u.a. erneut für den Oscar) und gewann den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin.

 

Joy - Bewertung

 

Die Blu-ray-Präsentation von FOX wird dem Film mehr als gerecht. Zwar ist das Bonusmaterial mit zwei Features sehr übersichtlich, doch das 20-minütige Making Of ist bereits sehr ordentlich und in einem über 60 Minuten langen, moderierten „Times Talk“ kommen Russell und Lawrence ausführlich zu Wort.

 

Ab 12. Mai 2016 auf DVD, Blu-ray und VOD erhältlich!

DVD-Cover & Bilder © und Eigentum Twentieth Century Fox.

 

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