KRITIK: GREENLAND

© Tobis Film GmbH & Co. KG
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Autor: Michael Scharsig

Es hat lange gedauert bis die Welt endlich mal wieder von einem Kometen so richtig dem Erdboden gleichgemacht wurde. Während in den vergangenen Jahren eher Erdbeben und Tsunamis im Trend lagen, dürfen sich Freunde des gepflegten Sternschuppen Streifens nun also auf GREENLAND freuen. Das Timing könnte nicht besser sein, denn nach ca. sechs Monaten Ausnahmezustand weltweit sehnt sich das Streaming-gewohnte Filmpublikum geradezu nach einem Weltuntergangs-Szenario auf großer Leinwand. Ironie Ende. Der Film lohnt sich tatsächlich.

Zum Inhalt: Ein Komet passiert die Erde so nah wie noch nie und tatsächlich sollen einzelne Fragmente auf die Erde treffen. Was zuerst wie ein ungefährliches Medienspektakel behandelt wird entpuppt sich spätestens nach einem ersten Aufschlag als verheerende Verschleierung durch die Regierung. Denn kurz darauf erhält Familienvater John Garrity (Gerard Butler) eine Nachricht: Er wurde zusammen mit seiner Frau (ewige Liebe: Morena Baccarin) und seinem Sohn ausgewählt, in vorbereitete Bunker nach Grönland evakuiert zu werden. Weitere Fragmente würden auf die Erde stürzen, darunter auch ein sogenannter „Planetenkiller“, größer als der Komet, der die Dinosaurier vernichtete.

 

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Egal, wie man die Handlung zu einem Film wie diesem umschreibt, sie wird immer reißerisch klingen. Erinnerungen an Roland Emmerich oder Bohrfachmänner im All werden wach. Und auch die Trailer deuten verkaufstypisch auf einen action-lastigen Nullbrainer hin. „Gerard Butler und ein Komet, der auf die Erde knallt? Kann man immer gucken.“ So oder so ähnlich wurde der Film vorab kommentiert und ich bin ganz ehrlich, ich hatte mich ebenfalls auf Popcornkino zum Abschalten eingestellt. Und keine Angst, es ist jetzt kein intellektuelles Meta-Drama geworden.

Trotzdem setzt Regisseur Ric Roman Waugh mit seiner Geschichte den Fokus überraschenderweise mehr auf das soziale Verhalten der Menschen – und macht den Film damit fast schon tagesaktuell. Zwar werden hier und da Ausmaße der sich anbahnenden Katastrophe klar – dort eine Explosion, hier schockierende TV-Aufzeichnungen – und doch ist der eigentliche Spießrutenlauf Garritys der, seine Familie bei all dem Chaos vor dem menschlichen Überlebenstrieb und dem damit einhergehenden Egoismus zu beschützen. Und genau das sind auch die spannendsten Momente, die einen mitreißen. Gut inszeniert, gespickt mit bekannten Gesichtern in Nebenrollen.

 

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Dem gegenüber stehen Special-Effekte, die den Erwartungen selbstverständlich nicht gerecht werden. Ob GREENLAND ohne Covid-19 bei uns überhaupt im Kino gelandet wäre, darf zumindest bezweifelt werden. Zum Glück folgten die Macher aber auch hier einer gesunden Selbsteinschätzung, denn es wurde gar nicht erst versucht die Kamera zu stark auf die Aufschläge, Schockwellen usw. draufzuhalten. In vielen Szenen wird das Unheil eher angedeutet, was ich teilweise sogar als filmisch cooler empfinde. Als Fan von Katastrophenfilmen gefielen mir vor allem die Einstellungen, wo der Komet eher beobachtet wurde, als bedrohlicher, aber auch faszinierender Hintergrund. Ebenso die brennenden Himmel (Wolfgang Petry hätte seinen Spaß).

 

Greenlang - Bewertung

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