KRITIK – CONJURING 2

© Warner Bros. Pictures Germany
© Warner Bros. Pictures Germany

Autor: Tom Burgas

Zum Inhalt: Erneut übernehmnen Lorraine (Vera Farmiga) und Ed Warren (Patrick Wilson) einen grauenhaften paranormalen Fall. Diesmal unterstützen die beiden PSI-Experten im Norden von London eine alleinerziehende Mutter, als diese mit ihren vier Kindern in ihrem Haus von heimtückischen Geistern geplagt wird.

James Wan, dieser kleine Asiate den man einfach lieben muss. Kommt der einfach Anfang 2000 daher und krempelt mal schnell mit seinem Drehbuch das ganze Horrorgenre um, wie es höchstens alle 15 Jahre mal passiert. Dieses war nämlich so gut, dass der in Australien aufgewachsene Filmemacher, obwohl er und sein Partner Leigh Whanell absolute Nullnummern waren, eine Million bekommen haben, um ihren Kurzfilm, den sie auf Grundlage des Drehbuchs schon gedreht hatten, in eine Langfassung zu transformieren. „Saw“ war geboren und der Rest ist wohl Geschichte. Wobei es für mich nie Horror war, sondern eher dunkler und mit späteren Teilen immer mehr Splatter-Thriller, aber die Grundsatzdiskussionen lass ich mal zuhause.

Was mir persönlich so an Wan zusagt ist, dass er größtenteils ein Genreregisseur bleibt (bisher) und scheinbar dem Horror mit aller Liebe zugeneigt ist. Egal ob „Dead Silence“, „Insidious“ oder eben „Conjuring“, selten bleibt es bei einem Teil und das zum Glück bei bleibender Qualität. Für mich bleibt allerdings das Thrillerdrama „Death Sentence“ seine Nummer 1. „Fast 7“ verzeihe ich ihm mal, wer will nicht zwischendurch einfach mal mit einem platzenden Budget und Weltstars spielen dürfen?

 

© Warner Bros. Pictures Germany
© Warner Bros. Pictures Germany

Nun also ist der zweite Teil seines „Conjuring“-Franchises dran, der mit „Annabelle“ immerhin auch schon ein Spin-Off bekam, welches auch fortgesetzt werden soll.  Mit 40 Millionen $ wurde das Budget hier schon verdoppelt, was für Wan eigentlich schon recht üppig ist, denn eigentlich braucht der 1977 in Malaysia geborene Regisseur selten viel Geld um schicken Grusel zu entwerfen.

Zudem sollte ich anmerken, dass mich das Genre Horror seit Jahren schon langweilt und mir kein Film mehr Angst einjagte. Jedoch sind James Wan-Filme die einzigen, denen man eingestehen muss, dass sie auch handwerklich und künstlerisch immer qualitativ hochwertig daherkommen (ausgehend von meinem Geschmack was Kinohorror angeht). Von „Conjuring – Die Heimsuchung“ weiß ich schon nicht mehr viel, aber damals fand ich ihn eigentlich richtig nett. Besonders Vera Farmiga und Patrick Wilson sind einfach ein wunderbares Filmpaar, daher war ich erfreut dass sie hier wieder, anders als in „Annabelle“, den selben Part übernahmen. Und auch der Trailer sah wieder völlig ok aus.

Ach Wan du Guter… Wie schafft man es einem Horrormuffel wie mir einen eben solchen Film schmackhaft zu machen? Man nehme einerseits eine realistischere Ausgangslage oder Hauptlocation, die einem vertrauter vorkommt als das 1000.ste Horrorhaus oder Anwesen in dem es spuken soll, von den ganzen Holzhütten im Wald mal abgesehen. Und andererseits interessiert man sich auch bitte für die Charaktere – und hier meine ich sehr wohl alle, egal wie klein der Part auch ist. Zu guter Letzt kennt man eben die Regeln eines Horrorfilms und passt sie an, anstatt sie immer und immer wieder zu imitieren. Nicht mehr und nicht weniger ist Wan hier gelungen und damit nehm ich meine Wertung schon etwas vorweg, denn „Conjuring 2“ ist sogar noch leicht besser als sein Vorgänger.

 

© Warner Bros. Pictures Germany
© Warner Bros. Pictures Germany

Von Anfang an startet die Fortsetzung komplett durch und postiert seine Charaktere, lässt einen spielerisch in das Ende der 70er eintauchen, ohne auch nur ansatzweise zu langweilen. Wo gerade bei Horrorfilmen die Exposition immer gleiche Wege geht, fällt einem hier das Interesse Wans an den Figuren und der Location auf. Hinzu kommen dann noch schöne Kameraspielereien, die schon immer sein Markenzeichen waren. Dies bleibt auch der größte Pluspunkt. Ausnahmsweise ist hier der Horror nicht der einzige Höhepunkt auf den alles hinausläuft oder an die man sich nach Sichtung erinnern wird. Wunderschön zum Beispiel die stillen intimen Momente der Warrens die dafür sorgen, dass man wirklich Angst um sie hat. Apropos Angst und damit zum nächsten großen Pluspunkt. James Wan fährt wohl alle Klischeesituationen auf die es so gibt, sei es der knarzende Fußboden – oder das Warten unter einer Bettdecke – während wohl jemand im Zimmer ist. So wird wirklich jede Szene meisterhaft neu angeordnent, so dass es einfach Spaß macht zu beobachten wie damit gespielt wird und auch nicht jede Szene genutzt wird um erschrecken zu wollen, sondern man angespannt bleibt, obwohl nichts passiert. Zudem kommt es zum Glück auch nie zu Situationen, in denen lediglich das Opfer die Bedrohung sieht, aber nicht eine außenstehende Person die dazustößt (ich denke ihr wisst schon was ich meine, eben diese ,,kalter Kaffee“-Szenen vieler anderer Horrorfilme). Das war eine große Erleichterung für mich und so dachte ich mir „endlich hat es mal einer kapiert und wischt mit dem verstaubten Genrestandard den Boden auf“.

Die Szenen die dann aber Angst einflößen sollen, scheinen wohl zu funktionieren, wenn ich so die Reaktionen des Kinos als Wertung ranziehe. Meine Probleme mit Horror hab ich ja bereits erwähnt, ich grusel mich einfach verdammt schwer, bei einem Jump-Scare hat er mich immerhin doch leicht bekommen, aber wer erschreckt sich nicht, wenn der Sound auf einmal auf 180 geschossen wird :-). Das Böse im Film ist eine zweischneidige Sache, dieses hat zwei Ursprünge und einen fand ich absolut wunderbar und hätte für mich absolut gereicht. Denn hier bekommt die Bedrohung zusätzlich einen Namen und Profil, sowie eine recht menschliche Motivation, wodurch die Angst rationaler war und nicht viel gefehlt hätte, mir doch noch eine 3 Meter Gänsehaut zu verpassen, einen Kniefall dafür. Leider haben sie das bei der zweiten bösen Figur völlig gegen die Wand gefahren. Die fand ich lächerlich und bei Sichtung eher wie aus einer schlechten Geisterbahn entschwunden. Dies und die deplaziert wirkenden CGI-Effekte geben leider argen Abzug in der B-Note.

Aufwerten können dies wiederum Vera Farmiga und Patrick Wilson als das Ehepaar Warren, die als charakterlich sehr ausgereift geschriebene Charaktere genauso starke Momente bekommen, wie das Böse im Film. Diese Momente bekommen übrigens auch selbst die kleinsten Rollen, wodurch niemand zu einer unwichtigen Rolle im Hintergrund degradiert wird. Ich könnte mir vorstellen, dass „Conjuring 2“ glatt dazu führen könnte, das Horror wieder etwas von seinem schlechten Billig-Image loskratzen kann und dafür kann man James Wan nicht genug danken. Knapp 2 Stunden muss es das nächste mal vielleicht nicht gehen und die CGI-Effekte bitte einfach weglassen und dann steht dem Klassiker nichts mehr im Wege, aber „Conjuring 2“ hinterlässt schonmal Fußstapfen in die man erstmal treten können muss.

 

conjuring-2-bewertung

Ab dem 20. Oktober 2016 auf Blu-ray™, DVD und VOD erhältlich!

 

AUS DEM KINO #5 – REVIEW TALK – CONJURING 2

DVD-Cover & Bilder © und Eigentum von Warner Bros. All Rights Reserved.

 

One thought on “KRITIK – CONJURING 2

Comments are closed.