KRITIK: JEAN-CLAUDE VAN DAMME SPECIAL #16: MAXIMUM RISK

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© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH

Autor: Tom Burgas

Der erste Film Van Dammes, nach seinem 5 Filme-Deal mit Universal. Das DIE HARD-Rip-Off sollte nicht so richtig klappen und die „große“ erste Regiearbeit Van Dammes war auch eher eine kleine finanzielle Enttäuschung. Diesmal kam Sony für Amerika ins Boot, wobei weltweit Columbia unter die Arme griff. Beim Budget zog man gleich 5 Mio. ab wobei 25 Millionen immer noch ein schicker Batzen ist, für einen scheinbar absteigenden Star. Vanni liebt das asiatische Kino, wodurch er nach John Woo (HARD TARGET) aber mal einen hiesigen Regisseur ins Boot holte, der weltweit vielleicht nicht „solch“ ein riesen Namen darstellt, aber schon ganz nette Arbeiten vorweisen konnte. Ringo Lam, der mit Jackie Chan (TWIN DRAGONS) und Chow Yun Fat (COVER HARD) seine Vita schmücken darf und noch weitere Male mit unserem Lieblingsbelgier gearbeitet hatte (REPLICANT, IN HELL).

MAXIMUM RISK ist insoweit interessant, als dass dieser die erste Produktion unseres Stars darstellt, die vielerorts schon nur auf VHS/DVD rauskam. In Europa kickte der natürlich weiterhin im Kino rum, was dem Erfolg geschuldet ist, den er immer noch hier hatte. Geholfen hat dat allet nüscht, auch MAXIMUM RISK konnte weltweit gerade so sein Budget einspielen und musste vom kleiner werdenden Heimkinomarkt zehren, was ihn natürlich trotzdem in die Gewinnzone brachte.

Nun aber zur Sause selber. Wenn man so will ist es Jean-Claudes zweite Doppelrolle, wenn auch nur für 5 Minuten. In dieser wird er am Anfang formschön durchs südliche Paris gejagt, Balkonsprung und eigenem Tod inklusive. Nichts mehr zu sehen von den langsamen Kamerafahrten oder perfekt ausgeleuchteten Szenen. Schnell merken wir, das Lam eindeutig Fan vom Europakino der 70er zu sein scheint. Kontrastarm, schnelle Schnitte, Wackelkamera, hier will man es bodenständig und keine kickenden Heldenfiguren. Natürlich gehört der Zwillingsbruder, von dem unserer Alain-Moreau nichts wusste, trotzdem gerächt. Also ab nach New York und dort der Russenmafia uffn Sack geknüppelt. Dass sein Bruder mit der hilfsbereiten sexy Nastasha Henstridge zusammen war, hört er natürlich gerne, nur nicht mit Kusshand, sondern gleich mit vollem Körpereinsatz, gemeinsam trauert es sich eben besonders schön.

 

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© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH

Also haben wir im Grunde alle Zutaten: van Damme wird gleich am Anfang dank unnützer gestelzter Dialoge in die franko-kanadische Ecke gedrückt, er hat eine holde Maid die ihm sagen darf dass er einen durchtrainierten Arsch hat und natürlich gibt es eine Szene die ihm ermöglicht seine Muskeln schwitzend zu präsentieren. Allet schön, so mögen wir das. Der Haken ist hier nur, dass wir von unserer gewohnten Action recht wenig sehen. Es wird viel geplappert über dunkle Vergangenheiten, fiese Mafialumpen und über die Trauer eines Bruders oder einer Verflossenen, aber aufs Maul gibt es einfach zu wenig. Der Eurocharme kommt gut und wirkt wie eine willkommene Weiterentwicklung, schließlich sind die Klischees der 80er schon lange vorbei. Auch, dass die Figuren bei all ihrer Schablonenzeichnungen, realistischeren Charaktere geben wirkt nett. Aber so richtig will es einfach nicht zünden. Film Noir, Eurocrime oder doch Actionbrett, er will alles und bleibt dabei erstaunlich langsam. Das kann man machen, aber dann muss man eben Qualität liefern.

Schmuck ist allerdings der Kampf in einer Sauna, samt russischem Schlagmichtot, der schön unbesiegbar wirkt. Da müssen schon einige Kicks fliegen und hier und da Löcher in den Körper gebohrt werden. Das macht er dann auch und dank der Straßenattitüde von MAXIMUM RISK wirkt die Gewalt dann auch wie sie sollte, schmerzhaft und nicht selbst zweckhaft. Ziemlich schade, dass keiner der Oberlumpen interessant ist oder irgendeine Art von Bedrohung darstellt. Hübsche Anzüge können sie tragen und schleimig ihre Drohungen ausspucken, aber ohne Minilumpen wären die hilflos, somit bleibt einem leider auch ein toller Showdown erspart, der dann mit einer kleinen Schießerei und einer ungenutzten Kettensägenszene auskommen muss.

Auskommen muss der Film auch mit Nastasha Henstridge. Versteht mich nicht falsch, jeder wollte mit purer Hingabe Opfer von ihrer SPECIES werden, aber eine Schauspielerin ist sie bis heute nicht geworden. Wer Interesse hat, darf sich gerne HOME INVASION, mit unserem Liebling Scott Adinks anschauen. Ist schon nicht so fein, auch wenn die Ausstrahlung ihrerseits einfach vorhanden ist. Hier jedoch stimmt dann zusätzlich die Chemie nicht so wirklich und während Jean-Claude Van Damme merkbar darin Interesse hat sich auf dem Bildschirm weiterzuentwickeln, ist bei der Dame einfach purer Stillstand zu vermelden. Nun ja, wenigstens werden sich beide gefreut haben aneinander rumzuschrammeln.

 

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© Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH

Am Ende des Tages bleibt ein Beitrag, der rein optisch mit seinem Entfernen der Hochglanzoptik gefällt, aber von allem zu wenig von dem bietet was wir von unserem Star sehen wollen. Wie schon bei seinen Filmen zuvor ist alles nett und es gibt kleine Höhepunkte und brutale Spitzen, aber der Begriff Kult wird gar nicht erst gesucht. Eigentlich überraschend, wenn man bedenkt dass Larry Ferguson das Drehbuch geschrieben hat (JAGD AUF ROTER OKTOBER, HIGHLANDER), wobei dieser nach dem hier nur noch das ROLLERBALL-Remake schrieb, schlimmer geht es wohl also immer. Wobei dort bestimmt nicht das Drehbuch das Problem war, aber dazu an anderer Stelle mehr.

Komischerweise war MAXIMUM RISK  bis 2019 bei uns indiziert, was ein ziemlicher Witz ist. Ja der Grundton ist härter als bei van Damme vorher gewohnt und ja es wird mal ein Arm in die falsche Richtung gedreht, ne Puppe wird auch fein von einer U-Bahn umgerammelt, aber trotzdem wäre selbst 1996 eine 16er Freigabe völlig ok gewesen. Wohl auch deswegen war die DVD immer recht kostenintensiv. Geschnitten gab es ihn nur auf VHS, wobei dort nur wenige Sekunden fehlen, weshalb diese eine Alternative darstellen darf. Auf Blu-Ray gibt es ihn mittlerweile auch, sogar in 4 verschiedenen Covern. Leider sind auch hier die Preise wieder unverschämt, besonders da außer einem Booklet, keine Extras zu verzeichnen sind. Da ich einen guten VHS-Player besitze hatte ich mir für 60 Cent das FSK 16er Tape geholt bis ich die DVD für einen 10er abstauben konnte. Mondpreise rechtfertigen hier leider nichts. Da sträube ich mich einfach sowas zu unterstützen.

 

Maximum Risk - Bewertung

Blu-Ray-Cover und Bilder © Columbia Tri-Star Filmgesellschaft GmbH. All Rights Reserved.

 


 

VAN DAMME SPECIAL #16 – MAXIMUM RISK

 

 

Im 16. Van Damme Special geht Tom gemeinsam Florian maximales Risiko. Diesmal geht es um den 90er Actioner MAXIMUM RISK, in welchem der Belgier zum zweiten mal in seiner Karriere eine Doppelrolle spielt. Der Film konnte finanziell trotz einer überaus appetitlichen Nastasha Henstridge als Herzdame, abwechslungsreicher Locations und gut gemachter Action nicht überzeugen und setzte somit Van Dammes Abwärtstrend fort. Ob das berechtigt ist und welcher Zwillingsfilm der Kampfbeule der Beste ist, klären wir stilecht per breitbeinigen Podcast. Also spannt die Pobacken an und dehnt eure Beine, denn jetzt gibt es maximale Power auf die Ohren.

 

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