GAST-KRITIK – SAN ANDREAS

© Warner Bros.
© Warner Bros.

Autor: Michael Scharsing (DerFilmtipp)

„Ich kann es gar nicht deutlich genug sagen. Sie müssen da raus!“ –

Roland Emmerichs „2012″ spaltet die Kritikerlager. Und doch muss klar festgestellt werden, er ist der letzte große Katastrophenfilm seit einer gefühlten Ewigkeit. Gerade die ersten 45 Minuten Erdbeben gefielen mir sehr gut. Umso größer war die Vorfreude auf San Andreas (Nein, die Rede ist nicht von GTA!). Die Eingangsszene zerstörte meine Hoffnungen dann urplötzlich wie ein Kartenhaus. Zum Glück wendete sich das Blatt aber doch noch.

Worum geht es überhaupt? Es geht um „The Big One“, das große Beben, welches für Kalifornien prophezeit wird und tatsächlich schon seit 2006 überfällig ist. Rettungspilot Tom gerät von familiären Problemen mitten in die größte Katastrophe der Neuzeit. In all dem Chaos konzentriert er sich darauf, vor allem seine Frau und seine Tochter aus den zerstörten Erdbeben-Regionen zu retten. Nach ersten Erdstößen wird schnell klar, dass das nur der Anfang war und die San Andreas Verwerfung vor dem Kollaps steht.

Eines ist klar: Der Zuschauer geht hier einen Kompromiss ein. Wer endlich mal wieder einen Katastrophenfilm mit Entertainment sehen möchte, der wird gut bedient. Dafür werden aber deutliche Abzüge beim Drehbuch gemacht. Die Dialoge bestehen aus Einzeilern, die Figuren aus klischeebehafteten Stereotypen und die Handlung nimmt Logiklücken in Kauf. Der Anspruch lautet also Katastrophenporn und Unterhaltung und diesen Ansprüchen wird San Andreas gerecht.

 

© Warner Bros.
© Warner Bros.

Dwayne „The Rock“ Johnson (Snitch, Faster, u. a.) ist einfach ein sympathischer Kerl, der allein mit seiner Anwesenheit einen Film aufwertet. Ich nenne das mal fix den Willis-Stallone-Effekt. Viel abverlangt wird hier keinem irgendetwas, daher möchte ich Carla Gugino (Sin City, Suckerpunch, u. a.) kurz hervorheben. Die Rolle der besorgten Mutter spielt sie auf Blockbusterlevel sehr unterhaltsam und authentisch. Leider ist sie nur das dritte Rad am Wagen. Neben „The Rock“ scheint es nämlich, als sei der ganze Film reine Boob-PR für Alexandra Daddario und eine Lobeshymne auf ihre Figur. Also die Figur, die sie spielt. Auch.

Vergleichbar mit Emmerich-Filmen oder der Jurassic-Park-Reihe stehen hier aber nicht die Menschen im Vordergrund…sie stehen eigentlich nicht Mal im Hintergrund. Das Chaos, die zig Toten, das alles wird auf FSK12-Verträglichkeit runtergeschraubt. Die Ernsthaftigkeit bleibt dadurch natürlich auf der Strecke. Ich schweife ab…wo war ich…Ach so, genau. Hier stehen wie gesagt nicht die Figuren im Vordergrund, sondern die Katastrophe. Und die sieht in weiten Teilen des Streifens sehr ansehnlich aus.

 

© Warner Bros.
© Warner Bros.

Die Effekte sind insgesamt sehr gut gelungen, gerade der Dammbruch und das erste Beben gefallen mir optisch sehr. Der Sound ist dabei das eigentliche Beben, sehr schön. 3D-Brillen sind mal wieder unnötig. Aber willst Du die große Leinwand, bist Du zu 3D gezwungen. Tatsächlich wirken die Bebenaufnahmen – wenn auch bei übertriebener Stärke – realistisch. Ich hätte mir jedoch beim Finale dann doch etwas mehr Gewackel gewünscht, weil es so dramatisch angekündigt wird.

Sehen wir von jeder Menge Logikfragen (Dauerhafter Atem unter Wasser? Seit wann?) mal ab, hat San Andreas ein paar echt tolle Actionsequenzen auf Lager, die in einer völlig übertriebenen Tsunami-Szene ihren Höhepunkt finden. Das macht auf jeden Fall Spaß, auch weil die Chemie der Darsteller stimmt und hin und wieder brauchbare Gags zum Vorschein kommen. Doch dann sind da auch diese Dumpfbackensprüche a la „Ist lange her, dass ich Dich so zum Schreien gebracht habe“…Und natürlich die amerikanische Flagge inklusive „Wir bauen etwas Neues auf.“ Würg…

 

San Andreas - Bewertung

Ab 15. Oktober 2015 auf DVD, Blu-Ray, Blu-Ray 3D und VOD erhältlich!

„San Andreas“: DVD-Cover und Bilder © Warner Bros. Pictures Germany.