KRITIK – DOCTOR WHO – SIEBTER DOKTOR: VOLUME 1

© Pandastorm (WVG) / BBC
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Autor: Khalil Boeller

Nicht erst seit der genialen Serie „Sherlock Holmes“ ist England unter Serienjunkies eine feste Grösse und den Meisten dürften aus ihrer Kindheit Serien wie „Die Profis“, „Mit Schirm, Charme und Melone“ oder „Die dreibeinigen Herrscher“ ein Begriff sein. Umso verwunderlicher ist es, dass eine der Kultserien in Deutschland, die laufzeittechnisch zudem Rekordhalter ist, was immerhin bis auf kleinere Pausen seit den 60ern der Fall ist, erst sehr spät ihr Publikum hierzulande fand – „Dr. Who“.

Die Abenteuer des Zeitreisenden sind fest in der Popkultur der Engländer verankert und auch hat der Doktor eine Fangemeinde, wobei in Deutschland vor allem die neuen Doktoren bekannt sein dürften. Zwar haben Privatsender wie RTL Plus einige Folgen ausgestrahlt, allerdings meistens im Nachtprogramm von Samstag auf Sonntag versteckt, so dass der Doktor quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit lief. Auch die Öffentlich-Rechtlichen, die ja gerne englische Serien eingekauft haben, waren vom Doktor wenig angetan, so dass eine Empfehlung zur Nichtausstrahlung ausgesprochen wurde – und das schon in den 60ern!

 

© Pandastorm (WVG) / BBC
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Doch worum geht es bei „Dr. Who“ überhaupt?
„Dr. Who“ ist eine SF Serie über einen Zeitreisenden, namentlich Dr. Who, der mit einer Art Raumschiff und Zeitkapsel, der TARDIS, die lustigerweise von außen wie eine Polizeinotrufbox ausschaut, durch Zeit und Raum reist und dort gegen Ungerechtigkeiten aller Art kämpft und von einem Menschen (einem sogenannten Companion) auf seinen zahlreichen Abenteuern begleitet wird. Und dadurch, dass der Doktor weder an Zeit noch an Raum gebunden war, hat sich mit den Jahren ein riesiger Kosmos rund um den Doktor entwickelt – von fremden Planeten, über die Erdenvergangenheit bis hin zu unbekannten Dimensionen, alles war möglich. Und so ist das Universum rund um den Doktor wirklich ein bunter Strauß von mal mehr mal weniger kreativen Einfällen und Figuren – so schlägt sich der Doktor mit Fledermausmonstern, Daleks, Cybermännern, Timelords, Puppenmenschen, Werwölfen, Knochenlosen, Marsianern und und und herum – selbst Engel waren schon Teil einer Geschichte.

Eine Besonderheit von „Dr. Who“ ist es, dass er nicht an eine Person gebunden ist, wenn der Doktor stirbt, dann reinkarniert er, allerdings kann er sich in Persönlichkeit und Auftreten sehr von seinen Vorgängern unterscheiden. Was ursprünglich als Notlösung der Serie gedacht war (der erste Doktor hatte mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen) ist inzwischen eines der Markenzeichen der Serie, inzwischen ist man schon beim 12. Doktor angekommen!

Leider lagen lange Zeit nur die modernen Doktoren auf DVD vor, umso erfreulicher ist es, dass mit Pandastorm sich ein deutsches Label zumindest die in Deutsch vorliegenden Folgen inzwischen in Teilen auf DVD veröffentlicht hat, was vor allem natürlich die Nostalgiker unter den Serienfreunden freuen düfte.

 

© Pandastorm (WVG) / BBC
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Das als erste Veröffentlichung nicht der 6. Doktor, der als unbeliebtester Doktor gilt, sondern der 7. Doktor genommen wurde, ist auf jeden Fall eine erfreuliche Wahl, da Sylvester McCoys Interpretation des Doktor herrlich schrullig ist und ein wenig an den verrückten Hutmacher erinnert – und da es sich um den letzten klassischen Doktor handelt, ist vor allem auch für Neueinsteiger der Einstieg sehr einfach. Die Staffel hatte ihre Erstausstrahlung in England in den 80ern von 1987-1989 und war unter keinem guten Stern, denn bei der BBC waren die Stimmen laut, dass man den Doktor langsam in Rente schicken sollte, sehr laut – vor allem nach den schlechten Quoten des 6. Doktors. Zwar wurde eine neue Staffel in Auftrag gegeben, allerdings nur mit entsprechenden Budgetkürzungen, weswegen die Macher sich entschlossen, einen anderen Weg und als neuen Doktor Sylvester McCoy, der übrigens auch als Radagast in der „Hobbit“ Trilogie zu sehen ist, engagiert, einem Darsteller, der zu diesem Zeitpunkt eher als Comedian in kleineren Serien zu sehen war. Und genauso spielt McCoy auch den Doktor – überdreht, komödieantisch, sich nicht ernst nehmend. Mit vielen kleinen Macken, wie beispielsweise sein rollendes „R“ oder seiner Marotte, bei Sprichwörtern Wörter zu vertauschen. Nicht ohne Grund gehört der 7. Doktor zu den großen Fanlieblingen.

Das Boxset kommt mit der kompletten 24.(!) Staffel und folgenden Folgen auf 4 DVDs:

Terror auf Lakertia (Teil 1-4)

Der Fluch des Kroagnon (Teil 1-4)

Delta und die Bannermänner (Teil 1-3)

Das Feuer des Drachen (Teil 1-3)

Insgesamt also 14 Folgen, ob sich Pandastorm allerdings einen Gefallen getan hat, die Box als 1. Teil zu titulieren, da bin ich mir nicht so sicher, geneigtem Käufer kann man so auch suggerieren, dass es sich eben nicht um eine komplette Staffel handelt, sondern nur um eine Teilveröffentlichung. Leider hat Pandastorm bei den folgenden Staffeln, die hier auch noch besprochen werden, die Nummerierung beibehalten.

In den vorliegenden Folgen, die immer in 3-4 Folgen eine zusammenhängende Geschichte erzählen, wird der „neue“ Doktor eingeführt und man bekommt einen Einblick in die wunderbare Welt des Doktor. In der ersten Story, „Terror auf Lakertia“ muss sich der Doktor einer Erzfeinden, „die Rani“ stellen, einer Zeitreisenden, die das Universum versklaven will und als Helfer menschengroße Fledermausmonster vor den Karren spannt – herrlich abgedreht, nicht nur Dank dem Doktor.

 

© Pandastorm (WVG) / BBC
© Pandastorm (WVG) / BBC

„Der Fluch des Kroagnon“ erinnert dagegen ein wenig an J.G. Ballards Roman „Der Block“, in einem riesigen Hochhaus names „Paradise Towers“ mit seinen sehr seltsamen Bewohnern herumschlagen, die sich in „Die Hausmeister“, „die Rentner“ (bei denen angedeutet wird, es könnte sich auch um Kannibalen handeln) und den „Kangs“, einer jugendlichen Bande unterteilen. Dann gibt es da auch noch Putzroboter und den ARCHITEKTEN. Herrlich skurill, auch durch die unterschiedlichen Bewohner und die abgedrehte Story.

„Delta und der Fluch der Bannermänner“ handelt dagegen von einer Prinzessin, die vom Doktor vor den sogenannten Bannermännern gerettet wird und war ursprünglich als Abschluss der Staffel gedacht, allerdings war man mit der Begleitung des Doktors, Mel, einer Menschenfrau mit einem Talent für Wissenschaften sowie einem phänomenalen Gedächntis, nicht so glücklich, so dass man noch „Das Feuer des Drachen“ nachschob. In der Geschichte schlägt sich der Doktor mit dem Weltraumpiraten „Sabalom Glitz“, dem Sklavenhändler Kane, der seine Opfer durch Berührung einfrieren kann sowie einem „Drachen“ herum – außerdem wird in der Story Mel durch Ace, einer jugendlichen Companion abgelöst, die neben einer frechen Klappe ein großes Faible für Sprengstoffe hat – und die sich bald großer Beliebtheit erfreuen sollte.

Inhaltlich sind die Folgen unter Fans durchaus umstritten, gerade in der ersten Story war vielen der Doktor zu klamaukig und der Charakter der Rani wurde als nervig empfunden, auch dass Mel, die sehr an eine „Damsel in Not“ erinnert hat, trübt ein wenig die ersten Stories, doch mir persönlich gefallen die beiden Geschichten sehr und ich zähle sie zu meinen Lieblingsstories, vor allem die zweite um das Hochhaus. Allerdings sieht man der Serie sehr den Zahn der Zeit an, vieles wirkt sehr billig, man sieht der Staffel einfach an, dass man den Geldhahn zugedreht hat. So schwankt der Look irgendwo zwischen Kinderserie (so wurde sie übrigens auch schon vermarktet, auch in Deutschland in Buchform) und schlechter SF Serie. Nichtsdestotrotz ist die Staffel Dank des 7. Doktors absolut sehenswert, auch das Auftreten von Ace, die Storyline um das Hochhaus trägt ihren Teil dazu bei und bei alten Serien sollte man auch nicht mit heutigen Maßsträben messen, sondern die Nostalgiebrille bereithalten, dann macht der Doktor einen Riesenspaß und durch die Kürze der Episoden tritt auch keine Langeweile ein.

Pandastorm hat aus dem vorliegenden 4:3 Material bildtechnisch das Möglichste herausgeholt, eine Bildbrillanz wie bei neuen Serien sollte man hier nicht erwarten. Absolut vorbildlich ist aber, was Pandastorm an Extras in die Box gepackt hat – nämlich das komplette Material der englischen Veröffentlichung, was gut und gerne 5h lang ist und vom Making of, über geschnittene Szenen, Geschichte zur Serie, Specials zu der Serie sowohl Neueinsteigern wie auch alten Hasen einen wirklich tiefen Einblick in die Welt des Dr. Who ist. Und das Beste, das Material ist komplett mit deutschen Untertiteln versehen, was leider keine Selbstverständlichkeit ist. Alleine dafür gibt es einen großen Pluspunkt!

 

Doctor Who - Siebter Doktor - Vol. 1

Überall auf DVD erhältlich!

 DVD-Cover & Bilder © und Eigentum von Pandastrom (WVG) / BBC.