KRITIK – TRUE DETECTIVE – STAFFEL 1

© 2014 Home Box Office, Inc. All rights reserved. HBO® and all related programs are the property of Home Box Office
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Autor: Florian Wurfbaum

Kaum eine Serie erhielt im Vorfeld so viele Lobhuldigungen, wie HBOs angeblich neuestes Qualitäts-Schwergewicht „True Detective“. Nachdem 2014 viele meiner Lieblingsserien, wie „Boardwalk Empire“ oder „Sons of Anarchy“ beendet werden, bin ich bei Neustarts stets auf der Suche nach adäquaten Serienersatz für diese Highlights. Auf dem ersten Blick scheint das Crime-Epos in die großen Serien-Fußstapfen treten zu können. Da die 8 Folgen umfassende Anthologie- Serie, mit seiner exzellenten Besetzung, dem ausgezeichneten Storytelling und der inszenatorischen Brillanz, alle Zutaten offenbart, die ein weiteres Serien-Meisterwerk aus dem Hause HBO benötigt. Doch trotzdem war ich letztendlich skeptisch, ob Nic Pizzolattos Serie meine immens hohen Erwartungen erfüllen kann.

„True Detective“ präsentiert dem Zuschauer erfreulicherweise eine abgeschlossene Staffel-Geschichte und vermeidet somit den oftmaligen Zuschauerfrust bei offenen Staffelfinals mit fiesen Cliffhanger und der damit verbundenen, schier ewig erscheinenden, Wartezeit auf die Fortsetzung.

Also handelt es sich um eine Miniserie? Nein, das Serienformat nennt sich Anthologie-Serie und wurde von Ryan Murphy mit seiner Horror-Serie „American Horror Story“ initiiert, um darauffolgend mit weiteren Staffeln des FX Horror-Dramas endgültig in der Serienwelt etabliert zu werden. Eine Anthologie-Serie unterscheidet sich von den standardisierten Serienformaten, dadurch das eben der Erzählbogen der Staffel komplett von Anfang bis Ende gespannt werden kann. Zudem eröffnet dieses Format die Möglichkeit in jeder Staffel eine neue Geschichte mit unterschiedlicher Besetzung und Schauplätzen zu entwickeln. So wird bei den TV-Machern die Anthologie-Serie immer populärer, da die Produzenten den Vorteil haben, dass die Staffeln abgeschlossen werden und dann erstmal der Erfolg abgewartet werden kann, bis über eine Fortsetzung des Formats entschieden wird. Zudem kann ohne jeglichen Druck bezüglich der Auslösung eines Cliffhangers oder der Verlängerungen offener Darstellerverträge für weitere Staffeln, die Seriengeschichte beendet werden.

 

True Detective - Staffel 1 - Bild 2
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Zum Inhalt: Im Mittelpunkt stehen zwei Polizisten der Louisiana State Police, die 1995 einen bestialischen Ritualmord untersuchen. Der Zuschauer begleitet hierbei das frisch zusammengesetzte Ermittler Team um Rust Cohle (Matthew McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson), bei ihrer Jagd nach dem Killer. Das klingt erstmal wenig originell, doch wie die Serienmacher die Story und die Charakterentwicklung mittels Zeitsprüngen vorantreiben, ist überaus intelligent und packend umgesetzt. So dass der Zuschauer schnell, den an sich altbekannten Mordfall-Plot vergisst und besonders in der ersten Serienhälfte verstärkt von der Entwicklung der beiden Hauptprotagonisten gefesselt wird. Leider offenbart die Serie bei der Darstellung einiger Nebencharaktere weniger Vielschichtigkeit und Einfallsreichtum und bedient sich teilweise bei dem ein oder anderen Genre-Klischee.

Entgegen meiner Erwartungen erzeugt das Thriller-Drama mit seinen leisen Tönen die eindringlichsten Momente. Hier steht das Ermittler-Duo im Zentrum des Geschehens und nicht die Hatz nach dem Killer. Doch der behutsam und gemächlich aufgebaute Thriller-Plot, um den Ritualmord vermag letzten Endes ebenfalls vollends zu überzeugen, auch wenn die Auflösung und das damit verbundene Finale ein wenig zu gehetzt wirken. Dies führt dazu, dass nicht alle zuvor vorbereiteten Story-Trümpfe ausgespielt werden und das Finale überraschend geradlinig und twistfrei zu Ende gebracht wird. Hier scheint sich wohl zu zeigen, das „True Detective“ nur von einem Autor geschrieben wurde, der die Story eben geradlinig zum Abschluss bringt, ohne das mehrere Auroren-Köche einen Plot-Brei twistverschachtelt zusammenfügen. Natürlich funktioniert die Staffelentwicklung von Autoren-Teams oftmals hervorragend und hat den Serienfans schon eine Vielzahl von TV- Sternstunden beschert, aber in diesem Fall, bin ich den Machern dankbar für ein konsequenten und knackigen Staffelabschluss. Trotzdem werden von Nic Pizzolatto nicht alle Storyfäden aufgelöst und geben einige Interpretationsmöglichkeiten für den Zuschauer. Die Action-Momente sind zwar nur spärlich gesät, doch vermögen diese mit ihrer eindrucksvollen und mitreißenden Inszenierung nachhaltig zu begeistern. Des Weiteren verzückt die Serie mit seinen großartigen Dialogen, die sich überwiegend in den tiefsinnigen Wortwechseln der Verhör- und Ermittlungsszenen widerspiegeln.

Was „True Detective“ letztendlich zu einer weiteren Serien- Sternstunde des Branchen-Primus HBO hievt, sind die grandiose Besetzung und deren famosen Schauspielleistungen. Allen voran sind hierbei erwartungsgemäß die beiden Hollywood Schwergewichte Harrelson und McConaughey hervor zu heben. Die zwei offenbaren als Ermittler-Duo Award-würdige Leistungen, was die Serie zu einem sensationellen Acting-Spektakel auf höchstem Kino-Niveau macht. Die Performances der beiden US-Amerikaner sind absolut ebenbürtig. McConaughey vermag Schlussendlich nur auf Grund seiner etwas interessanten und vielschichtigeren Rolle marginal hervorzustechen. Auch der von Michelle Monaghan als Harrelson Ehefrau angeführte, restliche Cast ist erstklassig und überzeugt ausnahmslos in ihren Rollen. HBO typisch Stimmen hier sowohl die technischen Zutaten, als auch die Musikuntermalung, um dem Zuschauer in seiner Gesamtheit die gewohnte Kinoqualität im Serienformat zu servieren. Die virtuos eingefangenen Landschaftsaufnahmen „Louisianas“ erzeugen in Verbindung mit den ausgezeichneten Settings und dem stimmigen Soundtrack, eine ungemein dichte Atmosphäre, die den Betrachter unweigerlich in seinen Bann zieht.

 

True Detective - S1 - Bewertung

Überall auf DVD und Blu-Ray erhältlich.

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