KRITIK: JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES

© Paramount Pictures
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Autor: Florian Wurfbaum

Inhalt: Der amerikanische Archäologe Dr. Henry Walton Jones Jr. (Harrison Ford) erhält 1936 von der US-Regierung den Auftrag, die mystisch behaftete Bundeslade den Nazis vor der Nase wegzuschnappen. Die Jagd führt den tollkühnen Abenteurer um den halben Erdball.

Mit JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES schufen Steven Spielberg und George Lucas nicht nur einen der ganz großen Klassiker des 80er Kinos, sondern belebten zudem das damals totgeglaubte Abenteuer-Genre neu und kreierten einen der ikonischsten Leinwandhelden der Filmgeschichte, der aus der Popkultur nicht mehr wegzudenken ist. Dabei orientierten sich die beiden Hollywood-Legenden an den „pulpigen“ Abenteuer-Filmserien der 30er- und 40er Jahre und unterfüttern das Ganze mit dem modernen Actionkino. So erinnert die Struktur des Streifens nicht nur einmal an die Missionen des britischen Doppelnull-Agenten James Bond. Dies kommt nicht von ungefähr, da Spielberg selbst ein bekennender Bond-Fan ist und zuvor mehrfach Interesse bekundet hatte, bei einem 007-Abenteuer das Regiezepter schwingen zu wollen. Doch dazu kam es aus unterschiedlichen Gründen nicht, was im Nachhinein halb so schlimm war, denn mit JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES startete Steven Spielberg (DER WEISS HAI, E.T. – DER AUSSERIRDISCHE) gemeinsam mit Produzent George Lucas (STAR WARS) und Drehbuchautor Lawrence Kasdan (SILVERADO, DER GROSSE FRUST) seine eigene Action-Abenteuer-Filmreihe, die den Bond-Spektakeln aufwandstechnisch in nichts nachsteht.

 

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Bereits der erste Teil des INDIANA JONES-Franchise setzt im Genre neue Maßstäbe und bietet bestes Blockbuster-Kino, das mit rasanter Action, exotischen Kulissen, pointierten Dialogen und charmanten Darstellern punktet. Hierbei ist neben dem gut ausbalancierten Script und der raffinierten Inszenierung vor allem die großartige Besetzung verantwortlich.

Der Cast wird von einem wundervollen Harrison Ford (STAR WARS, BLADE RUNNER) angeführt, der als lässiger Abenteurer seine Widersacher nicht nur mit schwingender Peitsche und losem Mundwerk in die Schranken weist, sondern zudem mit List und Köpfchen agiert. Die ikonische Rolle begründete letztlich Fords Stellung als tragender Filmheld und sorgte für seinen endgültigen Durchbruch als Weltstar. Einen großen Anteil daran, dass der INDIANA JONES-Charakter so gut funktioniert, hat der erstklassige Supporting-Cast um Karen Allen (STARMAN, THE WANDERERS), Paul Freeman (DIE HUNDE DES KRIEGES, FALCON CREST), John-Rhys-Davies (DER HERR DER RINGE, QUATERMAIN), Roland Lacey (RED SONJA, BUCKAROO BANZAI), Denholm Elliott (DIE GLÜCKSRITTER, ZIMMER MIT AUSSICHT) und Alfred Molina (SPIDER-MAN 2, MAGNOLIA). Aus diesem Pool an hervorragenden Schauspielern sticht insbesondere Karen Allen heraus, die als Marion Ravenwood eine starke Frauenfigur spielt und fantastisch mit Harrison Ford harmoniert. Aber auch die weiteren genannten Nebendarsteller sind klasse und verleihen dem Geschehen Herz und Seele. Zudem geben Sie im Kollektiv dem augenzwinkernden Abenteuer die nötige Glaubwürdigkeit und erden das Ganze.

 

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Auch technisch schöpft die 18 Millionen US-$ Produktion aus dem vollen und liefert handwerklich brillantes Event-Kino, das toll bebildert, fantastisch choreografiert und mit dem legendären John Williams (DER WEISSE HAI, STAR WARS) Score perfekt untermalt ist. Die Titelmelodie „Raiders March“ ist hierbei göttlich und gehört zu den besten Musikthemen der Filmgeschichte. Dieses Gesamtpaket erzeugt eine ungemein stimmungsvolle Atmosphäre und führt den Zuschauer um den halben Erdball. So geht es vom peruanischen Dschungel ins nepalesische Gebirge (bzw. Kneippe) und gipfelt in der nordafrikanischen Wüste. Das Ganze sorgt für eine Menge Abwechslung und wird inszenatorisch überaus einfallsreich und packend präsentiert, so dass zu keinem Zeitpunkt Langweile aufkommt.

 

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Dagegen ist JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES inhaltlich ein wenig formelhaft und der eine oder andere Effekt schwächelt mittlerweile etwas, aber das ist Jammern auf immens hohen Niveau, denn letzten Endes schafft es Regisseur Spielberg dem hoch unterhaltsamen Abenteuer eine Gewisse Leichtigkeit zu verleihen, so dass man sich dem Charme des Films einfach nicht entziehen kann und eben mit dem ersten INDIANA JONES-Teil perfektes Blockbuster-Kino bekommt, das zu gleicher Maßen mit Spannung und Humor unterhält und stilprägend für das Abenteuer-Genre der 80er war. Nicht von ungefähr folgten nach RAIDERS OF THE LOST ARK, wie der Originaltitel lautet, eine Vielzahl von abenteuerlichen Nachahmern, die auf der Erfolgswelle mitschwimmen wollten. So schickten Mitte der 80er zum einen die Cannon Studios den damaligen TV-Star Richard Chamberlain (SHOGUN) als Romanheld QUATERMAIN in zwei Abenteuer. Zum anderen begaben sich auch Chuck Norris in FEUERWALZE und Michael Douglas in AUF DER JAGD NACH DEM GRÜNEN DIAMANTEN sowie AUF DER JAGD NACH DEM JUWEL VOM NIL auf Schatzsuche. Auch diese Genre-Beiträge fanden weitestgehend ihr Publikum, aber an das Einspielergebnis von JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES reichten diese natürlich nicht heran. Zumal der 1981 veröffentlichte Kult-Streifen auch noch für acht Oscars nominiert wurde und davon 4 Oscars in den technischen Kategorien gewinnen konnte sowie einen Zusatz-Oscar für den Tonschnitt erhalten hat.

 

Indiana Jones Teil 1 - Bewertung

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