KRITIK – GONE GIRL

© 20th Century Fox
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Autor: Florian Wurfbaum

Allein die Tatsache das Regie-Mastermind David Fincher („Fight Club“, „Sieben“) seiner filmischen Paradedisziplin – dem Thriller Genre – mit „Gone Girl“ einen weiteren Beitrag hinzufügt, hat Spannungskino-Liebhaber gebannt auf den Kinostart der Bestseller-Verfilmung hinfiebern lassen. Zwar wurde die Besetzung der männlichen Hauptrolle mit Ben Affleck misstrauisch geäugt, aber letztendlich sind das Vertrauen der Cineasten in Finchers-Fähigkeiten zu groß, um sich dadurch die Vorfreude auf den Thriller nehmen zu lassen.

Zum Inhalt: Die beiden Ehepartner Nick (Ben Affleck) und Amy Dunne (Rosamund Pike) führen scheinbar eine nahezu perfekte Ehe. Sie sind jung, gutaussehend, intelligent und haben finanziell ausgesorgt. Doch eines Tages verschwindet Amy spurlos und der besorgte Ehemann gerät im laufe der Untersuchungen anhand von schwer belasteten Indizien unter Mordverdacht. Es beginnt eine Vorverurteilung und mediale Hetzjagd auf den Ehemann, dessen Druck dieser nur schwer standhalten kann. Hat Nick Dunne seine Frau wirklich ermordet?

 

© 20th Century Fox
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Auf dem ersten Blick lässt das auf den Gillian Flynn Bestseller basierende Story-Grundgerüst auf einen koventionellen Hollywood-Thriller schliessen. Jedoch überrascht der Plot mit einer überaus durchdachten und intelligenten Story, die sich in Verbindung mit den zahlreichen gelungenen Wendungen deutlich vom klischeebeladenen US-Durchschnitts-Spannungskino abhebt. Trotz der staatlichen Laufzeit von 148 Minuten schafft es der Plot durchweg den Spannungsbogen straff aufrecht zu halten und kommt ohne jegliche Längen aus. Hierbei thematisiert die Story neben der moralischen Verkommenheit des im Mittelpunkt stehenden Ehepaars, auch den Umgang der Medien mit der Wahrheit, über deren Richtigkeit nur zu gerne zugunsten von Sensationslüsternheit und der Wirksamkeit der Berichterstattung hinweg gesehen wird. Des Weiteren werden die beiden Ehepartner mit Hilfe von Flashbacks ausführlich und vielschichtig gezeichnet und machen somit zusätzlich den Handlungsverlauf plausibler und überwiegend nachvollziehbar. Leider schwächt sich schlussendlich der Plot unnötig mit einem unglaubwürdigen und insgesamt unrund wirkenden Ende. Dies führt dazu, dass der Zuschauer unbefriedigt zurückgelassen wird. Sicherlich bietet der lähmende Schluss hierbei Finchertypische Interpretationsmöglichkeiten, doch kann aus meiner Sicht, das finale handeln der Hauptprotagonisten einfach nicht nachvollzogen werden.

David Finchers Inszenierung nutzt die clevere Romanvorlage, um den Thriller-Publikum trotz der beachtlichen Laufzeit durchweg mitreissendes Spannungskino zu präsentieren. Auch aus technischer Sicht offenbart sich „Gone Girl“ als hochwertiges Hollywood-Kino aller ersten Güte. So lässt weder die Ausstattung, Bebilderung oder der eindringliche Soundtrack Wünsche offen und sorgen unterstützend für einen erstklassigen Gesamteindruck. Natürlich erwartet der Filmliebhaber bei einem Werk des Regie-Virtuosen Fincher aus technischer Sicht nichts anderes und so werden diese Qualitäten schlichtweg als gegeben angesehen.

Die Besetzung ist ebenfalls hervorragend gewählt und die Darsteller vermögen in ihren Rollen vollends zu überzeugen. Einzig Ben Afflecks, als bestenfalls solide zu bezeichende Performance, fällt etwas ab und zählt neben den unglaubwürdig wirkenden Ende als einer der wenigen Schwachpunkte des hochklassigen Gesamtpakets. Dafür offenbart der Pyscho-Thriller mit der awardwürdig aufspielenden Rosamund Pike, als innerlich zerrissene „Amazing Amy“, grandioses Acting-Kino, das unter die Haut geht und somit vor allem das Geschehen in der zweiten Filmhälfte zu tragen vermag. Auch die Nebendarsteller wie z.B. Neil Patrick Harris („How I met your Mother“) oder die noch weitesgehend unbekannte Carrie Coon wissen zu gefallen und intensivieren zusätzlich das packende Seherlebnis.

 

Gone Girl -  Bewertung

Überall auf DVD, Blu-Ray und VOD erhältlich!

Filmseite: http://www.gonegirl-derfilm.de/

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