Autor: Florian Wurfbaum
„Slime-Time“
Kaum ein Film musste im Vorfeld dermaßen viel Häme und Spott ertragen, wie das „Ghostbusters“-Remake von Komödien-Spezialist Paul Feig. Zugegebenermaßen war auch für mich der „all female“-Cast gewöhnungsbedürftig, aber sicherlich war das weibliche Geisterjäger-Team nicht der einzige Grund für den massiven Shitstorm im Netz. So versagte von Beginn an das Marketing, dass seinen negativen Höhepunkt mit den enttäuschenden und schwachen Trailern fand. Natürlich ist es ab der offiziellen Bekanntgabe für jedes Remake/Reboot eines verehrten Kult-Klassikers ungemein schwer den Erwartungen gerecht zu werden, doch die Hasstriaden welche der dritte Geisterjäger-Kinoausflug einstecken musste, ist dann doch zuviel des Guten gewesen. Zumal sich „Ghostbusters“ im nachhinein als recht gelungenes Remake herausstellt, dass sich erfreulicherweise selbst auch nicht zu ernst nimmt. Vielleicht sollten wir Fans uns hiervon eine Scheibe abschneiden und einfach unvoreingenommener an kommende Neuverfilmungen von geliebten Klassikern herangehen, denn dem Original kann das Remake ja nichts an haben. Vielmehr bekommen die Vorgänger dank der Neuinterpretation wieder neue Aufmerksamkeit spendiert und können so auch für ein neues Publikum entdeckt werden.
Zum Inhalt: Dr. Erin Gilbert (Kristen Wiig) steht kurz vor einer Festanstellung an einer renommierten Universität, doch plötzlich kommt ihr eine Jugendsünde in die Quere. Zusammen mit ihrer ehemaligen Kommilitonin Abby Yates (Melissa McCarthy) hat sie vor Jahren ein Buch über paranormale Vorkommnisse geschrieben und genau dieses Werk bietet ihre ehemalige Freundin nun öffentlich im Internet an. Bei einem Treffen einigen sich die Beiden, dass sie Abby und ihre neue Kollegin Jillian Holtzmann (Kate McKinnon) bei einem aktuellen Spukfall begleitet und ihre frühere Partnerin im Gegenzug das Geisterbuch nicht mehr weiter anbietet. Nachdem die drei Hobby-Geisterjägerinnen tatsächlich einen Geist zu Gesicht kommen und Dr. Erin Gilbert aufgrund eines währenddessen gemachten Videos – das sie bei der schleimigen Geisterjagd zeigt – ihren Job verliert, gründen die Damen eine Geisterbeseitigungsfirma, die es bald mit einer ausgewachsenen Geister-Invasion zu tun bekommt…
Storytechnisch bietet das Remake erwartungsgemäß nicht viel Neues, sondern erweist sich letzten Endes ähnlich wie „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ als inhaltliche Kopie des Originals. Wobei der Spuk-Spaß, entgegen der ersten Eindrücke aus den Trailern, nicht ganz so dreist abkupfert wie J.J. Abrams bei seinem Sternen-Abenteuer. So variiert, beziehungsweise modernisiert das Autoren-Team Katie Dippold und Paul Feig die Geschichte gekonnt und sorgt so für einigen frischen Wind im geisterdurchflutenden Manhattan. Dennoch kann der neu hinzugefügte Pep nicht die Vorhersehbarkeit überspielen, so dass die spukige Action-Komödie inhaltlich bereits bekannte Muster liefert und kaum Überraschungen bietet.
Dafür werden aber die inhaltlichen Schwächen durch die humorvolle und temporeiche Inszenierung weggemacht. So bereitet der turbulente Film – wenn man eben unbedarft herangeht – ungemein Spaß und vergeht weitestgehend wie im Flug. Lediglich im Mittelteil offenbart die Grusel-Gaudi eine kleine Länge und eventuell das Ende könnte den einen oder anderen Kinogänger etwas zu platt daherkommen, aber das ist eigentlich Jammern auf hohem Niveau. Zumal die Macher, die im Vorfeld unsäglich diskutierte „All Female“-Debatte frech ausnutzen und dabei herrlich ausgelassen mit der polarisierenden Umkehrung der Geschlechterrollen spielen, was letztendlich zu vielen Lachern führt. Hierbei erweist sich insbesondere Chris Hemsworth, als wohl begriffstutzigste Sekretärin der Welt, überraschenderweise als größte Spaßgranate des Films. Vielleicht wird das Ganze gegen Ende etwas übertrieben, doch insgesamt sorgt die augenzwinkernde Inszenierung für richtig gute Unterhaltung.
Auch gehen die Macher respektvoll mit dem Original von 1984 um, was sich in zahlreichen, gelungenen Verweisen an den Erstling zeigt. Zudem bekommt der „Ghostbusters“-Fan auch noch eine Vielzahl an Gastauftritten der Achtiziger-Crew serviert, die selbst dem größten Skeptiker ein kleines Lächeln auf die Lippen zaubert und somit im Gesamtpacket einen ordentlichen Fanservice bietet.
Das neue Ghostbusters-Team um Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Kate McKinnon und Leslie Jones überzeugt ebenfalls und punktet mit guter Chemie und ansehnlichem Zusammenspiel. Selbst die für tiefergelegten Humor bekannte Melissa McCarthy agiert zurückhaltender als sonst. Natürlich kann sich der Comedy-Star ein paar Zoten nicht verkneifen, aber diese sind rar gesäht und befinden sich nie auf Fremdschämniveau. Und auch Kate McKinnon, als flippige Tüchtlerin Jillian Holtzmann, ist bei weitem nicht so übertrieben pseudo cool wie es in den Trailern rüberkommt, sondern agiert überaus sympathisch. Alles im allem ist der Humor natürlich schon um einiges flapsiger als im Original, aber das ist halb so schlimm, da dies einfach recht gut zu der poppigen Inszenierung passt. Und zudem bekommt der Zuschauer auch noch ein wenig Grusel serviert. Insbesondere die ersten 10 Minuten sind schön angsteinflößend und auch der psychopathische Bösewicht weiß zu gefallen.
Handwerklich nutzt Paul Feig und sein Team optimal das stattliche Budget von 144 Millionen $, so dass sowohl die Settings, als auch die Special Effects keine Wünsche offen lassen und hiermit dem Publikum einen visuell ansprechenden Blockbuster präsentieren. Des Weiteren begeistert auch der Soundtrack, der mit unzähligen, großteils gelungenen Variationen von Ray Parker juniors Kulthit „Ghostbusters“ aufwartet. Allerdings bleibt natürlich der Originalsong die beste Version, die selbstverständlich bereits zu Beginn, bei den Title-Credits zum Einsatz kommt.
Ab dem 05. Dezember 2016 auf Blu-ray™, 3D-Blu-ray™, DVD und VOD erhältlich!
AUS DEM KINO #6 – REVIEW TALK – GHOSTBUSTERS 2016
DVD-Cover & Bilder © 2016 Sony Pictures Releasing GmbH.
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