KRITIK – BETTER CALL SAUL – STAFFEL 1

© 2015 Sony Pictures Television Inc. / AMC. All Rights Reserved
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Autor: Florian Wurfbaum

Nachdem brillanten und zu gleich perfekten Abschluss von „Breaking Bad“ wurden die Stimmen der Fans zunehmend lauter, gerne eine weitere Serie aus dem Universum, der vermutlich besten Serie aller Zeiten, spendiert zu bekommen. Und hierbei stiessen die Gebete der Anhänger bei den Machern um Mastermind Vince Gilligan auf offene Ohren. Denn die Schöpfer hatten bereits während der Entwicklung der finalen Staffel der Walter White-Saga Überlegungen angestellt, welchen Charakter sie eventuell mittels eigener Seriengeschichte in den Mittelpunkt stellen könnten. Es kristallisierte sich schnell der schmierige Anwalt Saul Goodman als geeigneter Kandidat heraus. So traten Gilligan und sein Partner Peter Gould mit dieser Idee an den amerikanischen TV-Sender AMC heran, der zuvor bereits gemeinsam mit ihnen „Breaking Bad“ realisierte. Aufgrund des weltweiten Erfolges und Award-Regens zögerte der Sender nicht lange und gab umgehend eine Pilot-Season in Auftrag. Mit etwas Verspätung erschien dann im Februar 2015 die 10 Folgen umfassende erste Staffel von „Better Call Saul“, wie das Spin Off mittlerweile betitelt wurde.

Zum Serieninhalt: In der zeitlich vor „Breaking Bad“ angesiedelten Geschichte, steht der windige Anwalt Saul Goodman (Bob Odenkirk) im Mittelpunkt. Hierbei werden dessen Anfänge und sein weiterer Werdegang als noch unbedeutender und versucht ehrlich vorgehender Paragraphenreiter thematisiert. Im Laufe des Geschehens zeigt sich Sauls weniger ruhmreiche Vergangenheit, die sich  in seinen Versuchen nach oben zu kommen,  immer wieder als Bremsklotz erweist.

 

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Im Vorfeld waren sicherlich die größten Probleme für „Better Call Saul“, die schier unmöglich zu erfüllenden Erwartungen, die durch die geniale und von Fans abgöttisch verehrte Ursprungsserie entstanden sind. Und tatsächlich stehen sich die beiden Serien sehr nahe und erfreulicherweise weist das Spin Off zudem den selben Spirit wie „Breaking Bad“ auf. So spielt die Geschichte ebenfalls in Albuquerque, New Mexiko, dessen Setting immer noch erfrischend anders herüberkommt und ungemein zur einzigartigen Atmosphäre beiträgt.

Als Zuschauer glaubt man dadurch, das in jedem Moment Walter White oder Jesse Pinkman um die Ecke biegen könnten. Und wer weiß, vielleicht passiert das ja zukünftig noch in der Serie. Zumal bereits in der ersten Staffel neben Saul, der hier noch seinen eigentlichen Namen Jimmy McGill trägt, mit Mike eine weitere beliebte Hauptfigur aus der Mutter-Serie auftritt. Wobei sich die Wege der beiden anfänglich nur kurz kreuzen und der ultracoole und sympathische Ex-Cop erst während der zweiten Staffelhälfte mehr Screentime erhält. Dafür ist Mikes, aus Geldnot eingeschlagener Weg auf die schiefe Bahn, eine erstklassige Ergänzung zu „Slippin“ Jimmys Geschichte. Vor allem da die Werdegänge der beiden einige Parallelen aufweisen, die sie im späteren Serienverlauf noch zusammenführen sollten. Die Hauptfigur bleibt aber natürlich Saul Goodman. Und Vince Gilligan und sein Autorenteam versteht es hervorragend, dem Charakter mit dem nun vorhandenen Spielraum reichlich Tiefgang und zusätzliches Profil zu verleihen. Des Weiteren wird bei „Better Call Saul“ wie beim großen Serienbruder die folgenübergreifende Story mittels geschickt eingestreuter Zeitsprünge und Wendungen vorangetrieben. Was zur Folge hat, dass der Zuschauer stets aufmerksam dabei bleiben muss, um dem streckenweise verstrickten Geschehen vollends Folgen zu können.

 

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Inhaltlich wurde der Ableger im Vorfeld von den Machern als komödiantisches Drama angekündigt. Jedoch ist der Komödien-Anteil deutlich geringer als gedacht, so dass es sich schlussendlich eher um eine waschechte Dramaserie mit schwarzhumorigen Ansatz handelt. Auch inszenatorisch orientiert sich „Better Call Saul“ stark an „Breaking Bad“, wobei die erste Hälfte recht gemächlich voranschreitet und storytechnisch noch nicht richtig zu packen vermag. Aber spätestens ab der Staffelmitte wird der Betrachter vom Storyverlauf gefangen genommen und fiebert dem Finale entgegen. Nichtsdestotrotz fehlt es den Saul Goodman Chronicles noch an der inhaltlichen Brillanz der Heisenberg-Saga. Denn der ganz große WOW-Effekt bleibt einfach aus und zudem erweist sich die Hauptfigur noch nicht wirklich als Sympathieträger. Dafür präsentieren die Schöpfer hier aus technischer Sicht hochwertiges Kinoniveau mit erneut innovativen Kameraeinstellungen, stimmungsvollen Settings und einem famosem Soundtrack.

Darstellerisch gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln. Da der von einem grandios aufspielenden Bob Odenkirk in der Hauptrolle angeführte Cast, bis in die kleinste Nebenrolle erstklassig besetzt wurde und die Darsteller hierbei mit Hilfe der erstklassig geschriebenen Dialoge, stellenweise förmlich brillieren.
 

Better Call Saul - S1 - Bewertung
 

Die erste Staffel von „Better Call Sual“ ist ab dem 12 November 2015 überall auf DVD und Blu-Ray erhältlich.

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