Zum Inhalt: Nick Tschiller (Til Schweiger), der zuvor verdeckter Ermittler beim LKA in Frankfurt und Mitglied des SEKs war, tritt seinen Dienst in Hamburg an, um mehr Zeit für seine 15-jährige Tochter Lenny zu haben. Bereits während seines ersten Einsatzes für das Hamburger LKA stechen der eigenwillige Ermittler und sein Kollege Yalcin Gümer (Fahri Yardim) bei einer routinemäßigen Wohnungsüberprüfung in ein Wespennest, so dass die Beiden nun nicht nur im Visier der internen Ermittler des LKA stehen, sondern auch von dem brutalen Astan Clan gejagt werden.
Bereits im Vorfeld schossen sich die deutschen Kritiker auf Til Schweigers Tatort-Ausflug „Tschiller“ ein und das ohne auch nur eine Minute des ersten Falls des Hamburger Ermittlers gesehen zu haben. Dies lag wohl hauptsächlich an der Person Schweiger, der in Deutschland stark polarisiert und schon einige Kontroversen ausgelöst hat. So befeuerte Deutschlands bekanntester Schauspieler auch diesmal vorab die negative Stimmung mit einigen unglücklichen Aussagen zu der hiesigen TV-Institution „Tatort“. Hierzu zählte z.B. seine Ankündigung, dass bei „Tschiller“ in den ersten 5 Minuten mehr abgeht, als in allen anderen Tatortfilmen zusammen.
Dieser Umstand machte es den Machern um Regisseur Christian Alvart nicht einfacher mit „Willkommen in Hamburg“ einen gelungenen Grundstein für die neu konzipierte Tatort-Reihe des Norddeutschen Rundfunks zu legen. Zumindest war von Beginn an mit dem auftraggebenden TV-Sender vereinbart, dass mit der „Tschiller“-Reihe ein jüngeres Zielpublikum ins Visier genommen werden soll. Somit war auch allen Beteiligten klar, dass es sich hier um einen wesentlich action-orientierteren „Tatort“ handelt, der sich eher die Genrefilme aus Übersee zum Vorbild nimmt. Daher sind die vielen negativen Kritikerstimmen an dem hollywood-desken Inszenierundsstil und Look nur bedingt berechtigt, denn dieser ist schlichtweg so gewollt und aus meiner Sicht auch weitestgehend gelungen. „Warum darf eine Tatort-Reihe nicht mal anders sein?“
Endlich bekommen die deutschen Zuschauer gut gemachte Genre-Kost serviert, die sich inszenatorisch eben nicht an dem hiesigen TV-Krimi Einheitsbrei orientiert, sondern vielmehr das US-Actionkino zum Vorbild hat. Man kann mit Sicherheit einiges an dem „Tschiller“-Debüt kritisieren, aber gemessen am äußerst geringen Budget macht der Streifen handwerklich einen hervorragenden Eindruck. Dabei zeigen sich einmal mehr die Qualitäten von Regisseur Christian Alvart. Der deutsche Genre-Spezialist weiß einfach, wie man möglichst Viel aus wenig Geld herausholt.
So bekommt der Zuschauer eine Vielzahl an stimmungsvollen Schauplätzen und, wie bereits erwähnt, richtig gut inszenierte Action präsentiert. Hierbei darf sich Til Schweiger reichlich austoben und wird sowohl in Schiessereien, als auch in Faustkämpfe verwickelt. Erwartungsgemäß überzeugt Deutschlands Superstar physisch restlos und besticht eben vor allem in den körperlichen Szenen. Aber auch sein selbstironischer Umgang mit seiner Rolle weiß zu gefallen und dürfte den einen oder anderen Zweifler positiv überraschen. Zudem bekommt der hollywood-erfahrene Mime mit Fahri Yardim als Yalcin Gümer einen überzeugenden Partner an die Seite gestellt. Leider kann sein türkischstämmiger Kollege storybedingt noch nicht sein ganzes Potenzial ausspielen, aber bereits im ersten gemeinsamen Fall ist die hervorragende Chemie zwischen den beiden Kriminalkommissaren zu spüren und lockert so das Geschehen immer wieder gelungen auf.
Dagegen wartet das Script von „Willkommen in Hamburg“ nicht mit einer besonders ausgeklügelten Geschichte auf, sondern dient vielmehr dazu die Charaktere einzuführen. Dies ist auch eigentlich typisch für einen Erstling, der als Einstieg immer etwas mehr leisten muss als seine Nachfolger. Dennoch wäre es wünschenswert gewesen, wenn die Drehbuchautoren der eher zweckmäßigen Story etwas mehr Rafinesse spendiert hätten. Nichtsdestoweniger funktioniert der erste Fall des neuen Hamburger Ermittlers gut und ist ein mehr als ordentlicher Einstieg in „Tschillers“ hoffentlich noch lang anhaltende Dienstzeit.