Autor: Dominik Starck
Dominik Starck (DS): Du hast mit Rene Zhang, dem Regisseur deines neuen Kurzfilms „Interimere“, bereits bei dessen Spielfilm-Projekt „Gauntlet – Die Hetzjagd“ gearbeitet. Für seine Co-Autorin Romina Schade, die bereits –Zitat- ein riesen Fan von dir ist, standest du in dem Kurzfilm „Faded“ vor der Kamera. Wie beschreibst du die Zusammenarbeit mit den beiden und inwieweit unterscheidet sie sich?
Dennis Madaus (DM): Ich sehe sie als „die Schöne und das Biest“. (lacht) Nein; Spaß- aber Rene ist schon ein Regisseur, der eine ganz klare Vision hat aber dennoch viele Freiheiten im Spiel lässt. Diesen schmalen Grad meistert er hervorragend. Er ist unfassbar kreativ und zaubert wirklich tolle Ideen aus dem Hut. Man merkt einfach, dass er viel und hart gearbeitet hat und das schafft bei mir, als Schauspieler, natürlich Vertrauen in seine Arbeit. Romina hat einfach ein riesiges Herz und hängt den Schauspielern förmlich an den Lippen, wenn sie in Aktion sind. Ich glaube außerdem, dass sie äußerst schnell lernt und einen tollen Weg gehen wird, als Regisseurin. Bei „Faded“ hat sie eine großartige Arbeit geleistet und es war mir eine Freude dabei sein zu dürfen.
DS: In „Interimere“ spielst du die Hauptrolle des „Pretty“ Jack, einen unkonventionellen Problemlöser auf der Spur einer grausamen Wahrheit. Was hat dich von dem Projekt überzeugt?
DM: Rene Zhang! … und meine Liebe zu der 80er Jahre Epoche. Ich hatte einfach Bock auf diese Rolle und diesen zwiespältigen Charakter.
DS: Der Kurzfilm besticht vor allem durch seine 1980er-Retro-Atmosphäre. Wie ist dein persönliches Verhältnis zu den Filmen dieser Epoche?
DM: Ich bin ja 1981 geboren und habe diese Zeit natürlich nur vage in Erinnerung. Dennoch haben diese Filme mich in meiner Jugend begleitet und begeistert. Gerade die goldene Zeit des Horrors / Splatters war einzigartig und ein Revival war überfällig. Ich habe das Rene einfach zugetraut. Ich muss ehrlich sein. Als Schauspieler habe ich ein wenig Vorbehalte gehabt, mich im Bereich Splatter / Horror einzubringen, weil sie einfach oft mega schlecht produziert werden. Ich mag eine Story, die mit Splatter begleitet wird und nicht umgekehrt. Außerdem ist das Schauspiel oft total daneben. Ich weiß, ich lehne mich da ein wenig aus dem Fenster aber es stimmt leider.
DS: Wie würdest du die Rolle des „Pretty“ Jack beschreiben?
DM: Gewissenlos, routiniert, geldorientiert, impulsiv, neigt zur Gewalt…und so „pretty“ ist er dann doch nicht.
DS: Gab es für dich Referenzen für diesen Rollentypus? Wie bist du an die Rolle des „Pretty“ Jack heran gegangen?
DM: Ich hatte lange Gespräche mit Rene, der mir seine Vision wunderbar bildlich dargestellt hat. Ich sage immer wieder … .80er Jahre! Ich hatte diesen klassisch zwiespältigen, geldorientierten 80er Jahre Detektiv im Hinterkopf gehabt, der alles tun würde um seinen Auftrag zu erledigen. Aber ich gebe zu, dass „Pretty Jack“ natürlich ganz andere Methoden verwendet, um an sein Ziel zu gelangen. Ich habe mich einfach in die Story fallen lassen und dem Team blind vertraut.
DS: Gab es für dich Unterschiede in der Arbeit mit Rene Zhang zwischen dem Dreh für den Lang- und nun den Kurzfilm?
DM: Natürlich ist bei „Gauntlet“ ein größeres Ganzes und man merkt was für eine unfassbare Arbeit dahinter steckt. Die Produktion ist ja noch in Gange. Aber einen Unterschied kann ich da nicht finden. Es ist immer hart, intensiv aber verdammt gut in dem, was das Team unter Rene leistet. Und das ist es, was mir wichtig ist. Natürlich werden die Nächte mal lang und manchmal prügel ich mich auch mit Rene aber das haben wir dann schnell vergessen. Wir haben ja auch Pflaster am Set. (lacht)
DS: Was war die größte Herausforderung bei der Arbeit an „Interimere“?
DM: Den Moloch auf Abstand zu halten. Seine Erscheinung ist wirklich beeindruckend. Im dunklen Keller war es schon beklemmend neben ihm zu stehen, selbst in einer Drehsituation. Aber ein kleines Geheimnis darf ich verraten; wenn er die Kapuze abnimmt, ist er ’n lieber Kerl.
Ansonsten war es eine sehr lange Nacht und körperlich sehr anstrengend aber einfach nur ’n geiles Feeling. Wenn ich es heute auf der Leinwand sehe kann ich sagen: „Es hat sich gelohnt.“
DS: Konntest du bei einem zeitlich so straff organisierten Projekt eigene Einflüsse mit einbringen oder erkanntest du „deine Stimme“ schon im Drehbuch, da man dich schon beim Schreiben für diese Rolle bereits im Kopf hatte?
DM: Natürlich kennt Rene mich aus „Gauntlet“ und ich bin mir sicher, dass er beim Schreiben überlegt hat, wie er meinen Charakter bzw. mein Schauspiel am besten einbringen kann. Ich denke, das hat ganz gut funktioniert. Rene ist immer offen für Vorschläge und Anregungen. Das war nie ein Problem bei uns, was ein gutes Gefühl ist.
DS: Wer oder was hat dich dazu inspiriert Schauspieler zu werden?
DM: Realitätsflucht.
DS (lacht)
DM: Auch wenn das nur die halbe Wahrheit ist; es ist natürlich ein Aspekt. Kopf ausschalten und sich in fiktive Momente fallen lassen… Ist einfach nice. Bietet das Leben leider so nicht.
DS: Wie sähe dein Leben ohne die Kunst, ohne die „Flucht“ aus? Das schließt die Fotografie ein, die ja ebenfalls einen wichtigen Teil deines Lebens stellt.
DM: Ohne die Kunst würde ein wichtiger Teil in mir fehlen. Hätte ich den Hang zur Kunst nicht entdeckt, würde ich jetzt vollkommen unglücklich einen Job machen, den ich hasse.
DS: Worauf bist du bei „Interimere“ am meisten stolz und warum sollen die Zuschauer diesen Kurzfilm sehen?
DM: Ich saß im Kino und wurde direkt vom „Opening“ in den Sessel gedrückt. Der unfassbare Soundtrack von Julian Kantus, die Hammer Bilder, der authentische 80er Jahre Look- und MOLOCH! Ein Wahnsinns Horror-Cocktail unter der Regie von Rene Zhang… Ich habe ehrlich gesagt nicht erwartet, dass mich der Streifen so heftig weghaut. Ich hoffe Rene macht daraus einen Langfilm.
DS: Du treibst viel Sport, auch Kickboxen findet sich in deiner Vita. Wie war es da für dich mit „Gauntlet“ einen Actionthriller angeboten zu bekommen und würdest du gerne weiter in dieser Richtung arbeiten?
DM: Ja, warum nicht? Wenn mich ein Regisseur überzeugt, er eine Vision hat und gegenseitiges Vertrauen vorhanden ist, freue ich mich immer, meinen Beitrag zu leisten.
DS: Die bisherigen Kritikerstimmen zu „Interimere“ sind durch die Bank vielversprechend. Hier und da fällt die Frage nach einer Langfilm-Version. Wie denkst du über eine Fortsetzung oder Neuadaption in anderem Format? Würdest du noch einmal den Retro-Pullover des „Pretty“ Jack überstreifen?
DM: Ja genau. Das würde mich, wie schon gesagt, sehr freuen. Ja, ich wäre sofort dabei. Und ja der Pulli ist super, oder? (lacht)
DS: Absolut!
DM: Aber die Brille hat es mir auch sehr angetan. Ich bin gespannt, wie es sich entwickeln wird, bezüglich des Langfilms. Aber Rene kann auf mich zählen. Ich bin am Start.
DS: Hand aufs Herz; wie war es, dich selbst in verfremdeter Form als „Comic-Figur“ in dem Comic-Web-Teaser für „Interimere“ zu sehen?
DM: Einfach geil. Wer möchte nicht mal eine Comicfigur sein? (lacht) Ich fand die Idee sehr kreativ.
DS: An was arbeitest du derzeit beziehungsweise auf was kann man sich als nächstes von dir freuen?
DM: Derzeit bereite ich mich auf eine Theatertour vor, die ab Mitte November starten wird. Sie wird mich durch ganz Deutschland führen. Ich denke vielen wird der Titel was sagen: „Pipi plündert den Weihnachtsbaum“.
DS: Die Astrid Lindgren Pippi?
DM: Ja, ich spiele den Papa von Pippi Langstrumpf. Ebenso wie den Dieb und den Bonbonverkäufer. Sehr herzliche Rollen, die einen Kontrast zu meinen bisherigen Rollen bieten. Ich freue mich drauf.
DS: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg