„INTERIMERE“ SPECIAL – TEIL 4 – INTERVIEW: JULIAN KANTUS (KOMPONIST)

Bildquelle: http://www.juliankantus.de
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Autor: Dominik Starck

Dominik Starck (DS): Rene Zhangs neuer Kurzfilm „Interimere“ besticht vor allem durch sein Retro-Feeling der 1980er Jahre. Ein wesentlicher Punkt der Atmosphäre ist dein Soundtrack. Wie ist dein persönliches Verhältnis zu der Musik dieser Epoche?

Julian Kantus (JK): Ich liebe Horrorfilme und bin selbst ein Kind der 80er. Alle Filme aus dieser Zeit und deren furchteinflößenden Hauptcharaktere wurden sehr stark von der Musik getragen. Daher war es mir wichtig, dass der Film und insbesondere die Hauptfigur Moloch einen guten Sound bekommt, der sowohl subtil als auch hart und unnachgiebig ist.
 

 

DS: Wer oder was hat dich dazu inspiriert, Komponist für Filme werden zu wollen?

JK: Ich mache Musik, seit ich denken kann, da auch meine gesamte Familie sehr musikalisch ist. Und weil ich sowohl mit klassischer Musik als auch mit Rock-, Pop- und elektronischer Musik groß geworden bin, führte dieser Mix dazu dass ich mich nicht vorwiegend auf einen Stil festlegen wollte. Ich schreibe Songs genauso gerne, wie Film- oder Werbemusik. Allerdings bietet der Film für mich die größten Freiheiten.
 

 

DS: Wie kamst du zu diesem Filmprojekt?

JK: Der Regisseur Rene Zhang und ich kennen uns schon seit einigen Jahren. Da wir bereits an verschiedenen Projekten zusammenarbeiten durften, war es mir eine große Freude als er mich für „Interimere“ ansprach und um eine weitere Zusammenarbeit bat. Ebenso bin ich ein großer Fan von Dennis Madaus, der in meinen Augen auch einen sehr großen Teil der Stimmung des Films mit trägt.
 

 

DS: Wer hat dich zu der Musik für „Interimere“ inspiriert?
JK: In erster Linie haben mich die ersten Szenen, die ich von dem Film bereits vor einigen Wochen zu sehen bekam, sehr inspiriert. Betrachtet man nur die ersten Szenen, haben die Bilder an sich und die schauspielerische Leistung von Dennis Madaus einen sehr starken Eindruck, der mich unglaublich inspiriert hat.

 

 
DS: Begann mit dem Drehmaterial der Kompositions-Prozess oder startete dieser noch vor den Dreharbeiten anhand des Drehbuchs oder Konzepts?

JK: Die rein kreative Arbeit, was Melodien betrifft, begann erst mit dem Drehmaterial richtig interessant und spannend zu werden. Allerdings habe ich bei „Interimere“, genau wie bei jedem Filmprojekt an dem ich arbeite, bereits lange vor Drehen der ersten Szenen begonnen, mir aufgrund des Drehbuchs und der beschriebenen Charaktere, Gedanken über die Instrumentierung zu machen.

 

 

DS: Wie wichtig ist dir die Zusammenarbeit mit dem Filmemacher bei der Erstellung des Soundtracks?

JK: Sehr wichtig, da Absprachen hier unerlässlich sind. Für mich ist die Kommunikation wahnsinnig wichtig. Sowohl mit dem Filmemacher als auch mit allen weiteren Beteiligten, damit ich möglichst viel der Stimmung aufsaugen und mit in die Musik einarbeiten kann.

 

 

© MMXV Treehauz Media
© MMXV Treehauz Media

 

DS: Wie lief die kreative Zusammenarbeit mit Rene Zhang bei „Interimere“ ab?

JK: Wir halten es bei gemeinsamen Projekten so, dass Rene mir meist das Drehbuch zukommen lässt, mich dieses lesen lässt und dann aus seiner eigenen Sicht noch einmal beschreibt, was der Kern des Films sein wird und was ihm wichtig ist. Während der Zeit, in der ich komponiere, sprechen wir dann immer wieder oft miteinander oder tauschen uns schriftlich über alles aus.

 

 

DS: Was war die größte Herausforderung bei der Arbeit an „Interimere“?

JK: Die größte Herausforderung war es, die wirklich tollen Bilder der ersten Szenen, nicht mit Musik zu erschlagen. Das ist nicht so einfach, da man als Komponist typischerweise versucht prägnante Melodien herauszuarbeiten, die oft nicht unbedingt sehr subtil sind.

 

 

DS: Hattest du auch Einfluss auf das Sounddesign und wenn ja; was konntest du dort einbringen?

JK: Das Sounddesign habe ich nur insoweit beeinflusst, dass ich bestimmte Sounds in den Soundtrack mit eingebaut habe. So finden sich beispielsweise in einigen Stücken Sounds, die durch das Abnehmen von Geräuschen aus dem Innenleben eines Flügels entstanden und dann durch verschiedene Effekte wie Hall, Echos und Verzerrung verfremdet wurden. So bekommen diese Stücke einen sehr organischen, fast Uhrwerk-artigen Charakter.

 

 

DS: Vielen Zuschauern wird deine Musik nun im Ohr nachgehen. Welche Komponisten hörst du?

JK: Stilistisch ist der Soundtrack von „Interimere“ natürlich stark von der Musik von John Carpenter beeinflusst. Aber auch Hans Zimmer, John Williams, Howard Shore, Nino Rota oder Klaus Doldinger haben mich immer sehr beeinflusst.

 

 

DS: Worauf bist du bei „Interimere“ am meisten stolz und warum sollen die Zuschauer diesen Kurzfilm sehen?

JK: Am stolzesten macht mich die Tatsache, dass dies ein Projekt ist, das mit einem sehr kleinen monetären Budget ausgekommen ist, der eigentliche Anteil aber der von allen Beteiligten ist. Es ist nicht einfach, so etwas auf die Beine zu stellen. Besonders die Tatsache, dass einige der Beteiligten noch anderen Jobs nachgehen müssen und so oft ihre gesamte freie Zeit in dieses Projekt gesteckt haben, ist schon einer sehr großen Verbeugung wert. Nicht auszumalen, was mit etwas größerem Budget und mehr Zeit möglich ist. Teamarbeit ist hier wohl das wichtigste Stichwort.

 

 

DS: An was arbeitest du derzeit beziehungsweise auf was kann man sich als nächstes von dir freuen?

JK: Zurzeit arbeite ich noch an einem weiteren Projekt von Treehauz Media mit. Der Film „Gauntlet“ bedeutet mir sehr viel, da es sich um einen Spielfilm handeln wird und so wesentlich mehr Möglichkeiten zur Ausarbeitung von Themen und längeren Kompositionen sein wird. Ansonsten gehe ich natürlich noch meiner Leidenschaft nach, Werbe- und Imagefilme zu vertonen und Songs zu schreiben. Ich arbeite natürlich noch mit anderen Regisseuren und Künstlern zusammen. Hier wird es demnächst einiges an Neuigkeiten geben, über das ich noch nicht mehr sagen kann. Alle Infos und auch Hörbeispiele findet man immer über meine Facebook-Seite oder meine Homepage http://www.juliankantus.de

 

DS: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

JK: Dankeschön!