INTERVIEW MIT TOBIAS HOHMANN (AUTOR DER ACTION-STARS BÄNDE STALLONE & NORRIS UND DER TOPFILME BUCHREIHE)

Tobias Hohmann & Florian Wurfbaum
Tobias Hohmann & Florian Wurfbaum

Sicherlich kennt der Eine oder Andere von Euch die Filmbücher des MPW-Verlags. Und da ich diese Bücher sehr schätze, war es mir schon lange ein Herzenswunsch, einen der Autoren dieser Bücher einige Fragen zu stellen. Folglich konnte ich für mein Interview den Autor der populären Action-Stars-Bände über Sylvester Stallone und Chuck Norris gewinnen: Tobias Hohmann.

Das Resultat möchte ich natürlich mit euch teilen. Viel Spass beim lesen!

 

Kurz-Biographie Tobias Hohmann:

Tobias Hohmann wurde 1975 in Dortmund geboren und arbeitete anfänglich an kleineren Fanzines mit. Ab 2007 war er über mehrere Jahre für den Aufbau verschiedener Internetseiten mit dem Schwerpunkt Film verantwortlich (z.B. www.bereitsgesehen.de). 2009 veröffentlichte der Autor, mit den „Bud Spencer & Terence Hill Chronicles“, sein erstes Buch und konnte durch weitere Publikationen dauerhaft auf sich aufmerksam machen. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Action-Stars-Bände über Sylvester Stallone und Chuck Norris. Zudem konzipierte Hohmann auch die Magazin-Reihe „Topfilme 1975 bis 1985“, die 2014 mit den vorerst letzten beiden Ausgaben fortgesetzt wird. Seit 2012 ist der zweifache Familienvater Mitgesellschafter der Mahowi GmbH.

Wer noch mehr über den Autor, seine Bücher oder den Verlag erfahren möchte, wird hier fündig:

www.topfilm-buecher.de

 


INTERVIEW:

Zu den Buchreihen:

Kultstars - Bücher

Wird die Kult-Stars Reihe, die in den ersten beiden Ausgaben das Prügel-Duo Bud Spencer/Terence Hill und den deutschen Nonsens-Komiker Didi Hallervorden zum Thema hatte, fortgesetzt? Und wenn ja, welcher Kultstar wäre Dein Favorit?

 

Tobias: Grundsätzlich soll jede unserer Buchreihen fortgesetzt werden, das gilt auch für die Kult-Stars-Reihe. Es ist derzeit aber mittelfristig nichts geplant, weil wir andere Projekte vorantreiben, die unglaublich viel Zeit kosten. Namen wie Louis de Funés oder Adriano Celentano sind aber sicherlich interessant.

 

 

 Topfilme-Bücher

 Wurde mittlerweile entschieden, ob die überaus gelungene Top-Filme-Reihe weitere Ausgaben erhält? Wenn Ja, auf welche Jahrgänge dürfen sich die Fans freuen?

 

 

Tobias: Ja, damit geht es weiter, was mich sehr freut. Wir bleiben dem bisherigen Rhythmus treu und veröffentlichen wie bislang jeweils zwei Bände parallel. Die bisherigen Ausgaben deckten ja den Zeitraum 1975 bis 1985 ab. Mit den kommenden Büchern binden wir dann den kompletten Zeitraum von 1970 bis 1990 ein, in dem wir jeweils fünf Jahre nach hinten und nach vorne gehen. Die Bände werden also wie folgt veröffentlicht: 1974/1986, 1973/1987, 1972/1988, 1971/1989, 1970/1990. Das gibt äußerst interessante Paarungen je weiter die Jahrgänge auseinander liegen.
Wir ändern aber auch das Konzept ein wenig, in dem wir z.B. die Top 50 der USA und Deutschland zusammenlegen. Den gewonnenen Platz werden wir für zwei bis vier Filmvorstellungen zusätzlich nutzen, die dann aber jeweils nur ein bis zwei Seiten einnehmen werden. Darüber hinaus ändert sich auch hinter den Kulissen etwas, weil Sascha Weber aus Zeitgründen auf eigenem Wunsch leider aussteigt. Ich habe daraufhin den Autorenpool ein wenig vergrößert, damit es zu keinen Engpässen mehr kommt. Das muss sich natürlich alles noch einspielen, wird sich langfristig aber bezahlt machen.
Ursprünglich sollten die ersten beiden Bände noch dieses Jahr erscheinen, doch da der Verlag den zweiten Eastwood-Band zeitnah veröffentlichen möchte, wird sich das etwas verschieben. ich vermute mal Februar 2016 und die nächsten beiden Ausgaben dann Ende 2016. Bei dem Turnus von vier Bänden pro Jahr würde ich auch gerne bleiben. Und wenn es nach mir geht, würde ich die Reihe dann gerne mit den 90er-Jahren fortsetzen. Aber das liegt wie immer am Erfolg der kommenden Ausgaben. Genauere Infos zur Reihe findet Ihr hier: ww.topfilm-buecher.de

Unsere Kritik zu Band 1981 der Topfilme Buchreihe (Click):

 

 

Ist es vorstellbar einen Top-Film Band, zu einem aktuellen Kinojahr zu produzieren (z.B. 2015)? Auf unserem Blog z.B. erreichen wir die meisten Klicks, mit Reviews zu aktuellen Filmproduktionen!

 

Tobias: Kurz gesagt: Möglich ist alles, und ich hänge dem Verlag mit der Idee seit drei Jahren in den Ohren. Doch MPW hat daran wenig bis kein Interesse. Ich verstehe es nicht, viele andere auch nicht, aber so ist es nun einmal. Ich überlege derzeit, ob es nicht einen Versuch wert wäre, einen Topfilm-Band 2015 als E-Book zu produzieren, was auch ein wenig den Zeitdruck nehmen könnte, da ja die Zeit für den Druck entfällt. Das wäre natürlich konzeptionell anders aufgebaut, weil der Bildanteil aus praktikablen Gründen (Ladezeiten, Speicherplatz usw.) wesentlich geringer ausfallen würde. Aber auch das geht nur nach Absprache mit MPW und wird zeitlich trotzdem sehr knapp. Aber ich möchte unbedingt den Versuch starten, und ich denke früher oder später wird das in irgendeiner Form passieren. Jeder kann mir auch gerne schreiben, was er von der Idee hält, im Idealfall habe ich dann auch noch mehr Argumente, um den Verlag zu überzeugen.

 

 

Top Movies - Bücher

Wird die Top-Movies Reihe neben der Top-Filme Reihe ebenfalls fortgesetzt?

 

Tobias: Ja, auch da wird es früher oder später weitergehen. Ein Thema steht aber noch nicht fest. Aber die Indiana-Jones-Reihe oder die Lethal Weapon-Serie würden sich fraglos lohnen.

 

 

Action Stars - Bücher

Wird die, bei Action-Fans sehr geschätzte, Action-Stars-Reihe mit einem weiteren Band fortgeführt? Wenn ja, welcher physische Darsteller wäre Dein Favorit?

 

Tobias: Für den letzten Band (Chuck Norris) wurden wir mit Lob überschüttet. Sogar aus Asien und Amerika habe ich Glückwünsche erhalten. Das Buch verkauft sich auch ordentlich, aber nicht so gut wie erwartet. Da muss man dann abwägen, wie und ob es weitergeht. Ich würde gerne weitermachen, und dann wäre sicherlich Van Damme die erste Option.

 

 

Ist eine Neuauflage des seit langer Zeit ausverkauften Stallone Buch geplant? Wenn ja, wann können die Fans der Reihe mit einer Veröffentlichung rechnen?

 

Tobias: Wir wollten eigentlich schon eine Neuauflage zum Kinostart von „The Expendables 2“ veröffentlichen. Doch einerseits kamen andere Dinge dazwischen, andererseits wollen wir nicht schnell was raushauen, weil man schnelles Geld verdienen kann. Wir haben auch bei der Neuauflage des Spencer-/Hill-Buches sehr viel Arbeit reingesteckt, das Layout komplett überarbeitet, die Texte aktualisiert, neue Interviews besorgt. Da danke ich auch dem Verlag, denn aus rein monetären Interessen wäre es viel lukrativer, einfach einen Nachdruck in die Läden zu bringen. Und auch bei Stallone wollen wir das vernünftig machen. Der Mann dreht derzeit einfach sehr viel, und ich möchte gerne noch etwas warten, bis abzusehen ist, wie es bei ihm weitergeht, damit die Neuauflage so kompakt wie möglich ist. Alles andere wäre halbherzig und würde die Fans auch nicht zufriedenstellen, denke ich.

 

 

Werdet Ihr Euch nach dem Action-Genre, auch anderen Genres mit einem Themenbuch widmen? Wenn ja, welches Genre favorisiert Ihr (Horror, Fantasy, Sci-Fi)?

 

Tobias: Ja, da ist etwas in Planung. Allerdings werden wir da keine Stars separat hervorheben, sondern ein Genre an sich umfassend betrachten. Ich kann da jetzt noch nichts genaueres sagen, aber da wird 2014/2015 ein sehr spannendes Projekt zum Horror-Genre auf den Markt kommen. Ich freue mich da schon sehr drauf. Sollte das erfolgreich sein, ist das für andere Genres ebenfalls angedacht.

 
© MPW-Verlag

An welchen Projekten arbeitest Du aktuell? Wie geht es mit dem zweiten Band deines Mammutwerkes „Clint Eastwood“ voran?

 

Tobias: Derzeit natürlich hauptsächlich an dem zweiten Eastwood-Buch, aber auch – wenn derzeit auch hauptsächlich nur organisatorisch – an den Topfilmen. Für „Turbine“ durfte ich zudem ein Booklet mit einem Umfang von knapp 70 Seiten schreiben, Infos folgen da bald sicherlich von „Turbine“ selbst.
Eastwood geht gut voran, aber alles braucht seine Zeit. Ich habe gerade den Text zu „Weißer Jäger, schwarzes Herz“ fertig gestellt, und der wird im Buch sicherlich 24 Seiten einnehmen. Das recherchiert und schreibt man nicht in ein paar Stunden, sondern das dauert eben seine Zeit. Ich hoffe, es klappt noch mit einer VÖ in diesem Jahr, aber das wird mehr als nur eng. Aber lieber etwas später und dafür vernünftig.

 

 

Welche Interviewpartner konntest du für den zweiten Band von Clint Eastwood gewinnen?

 

Tobias: Da kommt eventuell noch der eine oder andere hinzu, aber bislang habe ich ein Gespräch mit David Worth (Dürfte Action-Fans kein Unbekannter sein) vorliegen, Zusagen habe ich zudem von John Eskow (Drehbuchautor von „Pink Cadillac“) und Wolfgang Petersen, den man wohl nicht weiter vorstellen muss. ich hoffe, dass das klappt. Petersen ist natürlich eine Hausnummer, das Gespräch wird Ende August geführt, und ich freue mich sehr darauf.

 

 

Buchvorstellung mit Thomas Pollmer, Marianne Koch & Tobias Hohmann
Buchvorstellung mit Thomas Pollmer, Marianne Koch & Tobias Hohmann

 

Würdest du aufgrund deiner Erfahrungen mit dem wahnsinnig aufwendigen, aber auch zweifelsohne hervorragenden Werk zu Hollywood Legende Clint Eastwood, nochmal ein dermaßen Umfangreiches Buchprojekt annehmen? Und wenn ja, welche Filmlegende wäre deine Wahl, vielleicht Charles Bronson?

 

Tobias: Ein Themenbuch habe ich Stand der Dinge jetzt nicht auf dem Schirm. Einerseits, weil ich noch etwas länger an Eastwood sitze, andererseits weil es wirklich extrem viel Arbeit über einen sehr langen Zeitraum mit sich bringt. Wenn ich mit Eastwood fertig bin, habe ich über drei Jahre in das Projekt investiert. Ich bin sehr stolz auf das Ergebnis, aber man muss immer abwägen, wie man das zeitlich alles bewerkstelligt und was das bedeutet. Eastwood wird aber in dieser Form eine Ausnahme bleiben, denn zwei Bücher mit einem Umfang von über 1.000 Seiten sind auch ein wirtschaftliches Risiko, von dem ich mir nicht sicher bin, ob MPW es noch einmal eingehen würde. Und mir fällt spontan auch keine Persönlichkeit ein, die diese Herangehensweise rechtfertigt. Bronson steht aktuell gar nicht zur Debatte, die Action-Stars stehen in der Warteschleife und wenn es da weitergeht, dann voraussichtlich mit Van Damme.

Unsere Kritik zu Band 1 des grossen Clint Eastwood Buches (Click)

 


Allgemein:

 

Welche Themenbücher können die Fans vom Verlag „MAHOWI / MPW“ dieses Jahr noch erwarten?

 

Tobias: Da wird dieses Jahr nichts mehr kommen, allenfalls Eastwood Band 2. Nächstes Jahr kommen ja dann die Topfilme, vermutlich wird die Reihe „Der klassische Kriminalfilm“ fortgesetzt und das eine oder andere Projekt kann dazu kommen, wenn alle Voraussetzungen gegeben sind.

 

 

Warum wurde mit „MAHOWI“ ein eigener Verlag gegründet?

 

Tobias: MAHOWI übernahm den www.tele-movie-shop, der bis August 2013 zu MPW gehörte. Ich nahm die Möglichkeit wahr, in diese neue Firma einzusteigen, weil ich so größere Chancen sah, die Bücher des Verlags etwas bekannter zu machen. Was die Zukunft bringt, werden wir dann sehen.

 


Persönliches:

 

Welches Buch war bislang Dein erfolgreichstes Projekt? Und welches Projekt ist aus Deiner Sicht Dein bislang Gelungenstes?

 

Tobias: Das Spencer-/Hill-Buch war das Erfolgreichste. Die erste Auflage war nach zehn Monaten ausverkauft, und auch die zweite Auflage erfreut sich großer Beliebtheit. Auch Stallone ging sehr gut. Am besten gefallen mir das Hallervorden- und das Norris-Buch. Bei Hallervorden arbeitete „Didi“ ja selbst mit, was ein tolles Erlebnis war und mir einige Türen öffnete. Auch die Zusammenarbeit mit Phil Friederichs von „Turbine“ war genial. Bei Chuck Norris gelang es mir, tolle Interviewpartner zu rekrutieren, und die plauderten wirklich aus dem Nähkästchen. Im Gesamtpaket gefallen mir diese beiden deswegen am Besten. Die Eastwood-Bücher liegen mir natürlich alleine schon wegen ihrer Einmaligkeit am Herzen, und ich bin auch sehr stolz darauf. Aber ein Gesamturteil möchte ich da erst mit ein wenig Abstand ziehen. Aber ich denke schon, dass Eastwood dann in die Top 3 meiner „Lieblings-Bücher“ einziehen wird.

 

 

Was ist aus Deiner Sicht der aufwendigste Teil eines Buchprojekts (Recherche? Schreibarbeit?)?

 

Tobias: Ganz klar: Die Recherche. Man will ja eben Sachen liefern, die selbst die Hardcore-Fans noch nicht kennen. Und das geht nur über eine wirklich fundierte, zeitintensive Recherche. Für das Wallace-Buch war ich zwei Tage in einem Frankfurter-Archiv und kehrte mit knapp 1.000 Kopien zurück. Zuvor musste ich drei Monate auf die Zusage warten, ob ich überhaupt Zugriff auf dieses Archiv bekomme… um Menahem Golan für das Norris-Buch zu bekommen, gingen zwei Monate drauf… aber das sind eben die Dinge, die wichtig sind.

 

 

Hast Du bei Deinen Recherchen engeren Kontakt zur Filmbranche, und ist hierbei die ein oder andere dauerhafte Bindung entstanden?

 

Tobias: Ich habe mittlerweile einige Kontakte knüpfen können. Nicht nur zu Leuten aus der Branche direkt, sondern auch zu Journalisten aus den USA oder Asien, was mir ungemein hilft. Da sind auch engere und dauerhafte Kontakte entstanden. Mit James Bruner (Drehbuchautor der Chuck-Norris-Filme), Isaac Florentine und anderen habe ich immer noch regelmäßig Kontakt. Das ist sehr erfreulich, weil sie das Medium Film genauso lieben, wie die Fans.

 

 

Gibt es ein Thema/Buch, das Du gerne verwirklichen würdest? Wenn Ja, um welches Thema handelt es sich?

 

Tobias: Ich werde jetzt vermutlich gesteinigt, aber ich würde unheimlich gerne ein Buch über die Karriere von Uwe Boll machen. Das hätte sicherlich einen anderen Ansatz als die bisherigen Bücher, aber ich glaube, das wäre sehr interessant. Dabei ginge es mir jedoch auch und besonders um die Themen Finanzierungen, Vertrieb, Stellenwert von Independent-Produktionen und solche Dinge. Ich sehe Boll durchaus kritisch, honoriere aber auch seine Leistungen und nicht alles ist schlecht, nur weil Boll draufsteht. Und die Art und Weise, wie er sich da im Filmbusiness festgesetzt hat, fasziniert mich. Zudem ist er einer der Wenigen, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Ich denke, es wäre eine spannende und kontroverse Sache, mit ihm gemeinsam seine Karriere aufzubereiten.

 

 

Schaust Du auch Serien und wenn ja, kannst Du Dir vorstellen hierzu ein Themenbuch zu schreiben? (z.B. über HBO und seine meisterhaften TV-Produktionen)

 

Tobias: Ich liebe die HBO-Sachen, und Produktionen wie „Boardwalk Empire“, „Game of Thrones“ oder „House of Cards“ sind den heutigen Kinofilmen zu 80% weit, weit überlegen. Von daher finde ich die Idee interessant, glaube aber nicht, dass mich das irgendjemand machen lässt.

 

 

Wie stehst Du dem Medium „Podcasts“ gegenüber und kannst Du Dir vorstellen zu den Themenbücher welche aufzunehmen?

 

Tobias: Puh, noch nie darüber nachgedacht. Ich persönlich kann mit Podcasts nur wenig anfangen. Mir fehlt auch die Idee, wie man so etwas in Bezug auf die Topfilm-Bände umsetzen könnte. Zudem kostet das auch wieder Zeit. Von daher sehe ich da nichts in der Richtung.

 

 

Was denkst Du über die aktuelle Entwicklung des Kinos (z.B. kehren immer mehr Top-Schreiber dem Kino den Rücken zu, um im TV ihre kreativen Freiheiten auszuleben).

 

Tobias: Meine Meinung zu der aktuellen Situation: Das Kino gräbt sich durch seine Fokussierung auf 150+ Mio. Blockbuster und der entsprechenden massentauglichen Ausrichtung sein eigenes Grab. Man muss sich ja nur einmal anschauen, was 2015 alles veröffentlicht wird. Das kann nicht gutgehen. Gibt es da nicht innerhalb der nächsten 3-5 Jahren eine deutlich erkennbare Trendwende, wird es das Kino in heutiger Form nicht mehr lange geben. Mir gehen zwar die Schreckgespinste von Spielberg und Lucas etwas zu weit, aber grundsätzlich haben sie Recht. Ich persönlich schaue mittlerweile lieber Serien, da Kino in meinen Augen zu teuer ist und – Ausnahmen bestätigen die Regel – Geschichten nicht mehr in der Form erzählt werden, wie ich es gerne sehen möchte. Das bekommen auch die Autoren zu spüren, die dann natürlich für das Fernsehen arbeiten, wo sie nicht darauf achten müssen, dass sich alle 15 Minuten irgendetwas transformiert. Dort werden Geschichten erzählt. Kino ist in meinen Augen überwiegend zum Event verkommen.

 

 

Wie bist Du zum Buchautor geworden und hast es zudem geschafft, Dein Hobby (Film) zum Beruf zu machen?

 

Tobias: Das entwickelte sich irgendwie ganz logisch. Ich hatte vor dem Internet-Zeitalter früher schon für kleine Fanzines geschrieben. Später landete ich dann bei der empfehlenswerten Seite www.bereitsgesehen.de. Dort schrieb ich dann nach einiger Zeit Kritiken und war auch administrativ tätig. Für diese Seite wollte ich dann ein kleines Special über John Carpenter schreiben, merkte aber schnell, dass es ausuferte. Ich entschloss mich dann, es einfach mal „rollen“ zu lassen und kam dann bei etwa 150 Seiten raus, welche ich entsprechend aufbereitete und zum Download anbot. Da das Feedback überragend war, bot ich es auch MPW an. Die fanden das wohl ganz gut, wollten aber nicht Carpenter machen. So kam es zum Projekt Spencer/Hill, das war dann irgendwann 2008. Und dann kam ein Projekt nach dem anderen.
Aber ich habe meinen eigentlichen Job nie zu den Akten gelegt, sondern versuche das alles miteinander zu vereinbaren, was nicht immer leicht ist. Aber alles andere ist derzeit zu riskant, da muss man realistisch bleiben.

 

 

Hattest Du schon mal eine längere Schreibblockade?

 

Tobias: Nein, aber ich bin in diesem Sinne auch nicht kreativ tätig, sondern sehe mich eher als Faktenwühler, der Dinge zusammenführen und interpretieren kann. Das kann man jetzt nicht mit einem richtigen Autor vergleichen, der eigene Welten erschafft und wirklich kreativ ist. Aber natürlich läuft es an manchen Tagen schlechter als an anderen.

 

 

Welches sind Deine Lieblingsfilme?

 

Tobias: Ach herrje… mein Geschmack ist da sehr breit gefächert. „Rocky“, „Das Ding aus einer anderen Welt“, „Die 12 Geschworenen“, „Stirb langsam“, „Matrix“, „Watchmen“, „Sie nannten ihn Mücke“, „Inception“, „Goodfellas“, „Nightmare on Elm Street“, „Walk the Line“, „Reservoir Dogs“, „Aliens“, „Das Fenster zum Hof“. Das ist schwer einzugrenzen…

 

 

Was sind Deine favorisierten Filmgenres?

 

Tobias: Da gilt eigentlich dasselbe. Ich habe in dem Sinne kein favorisiertes Genre. Ich schaue alles, sofern es gut gemacht ist und mich anspricht. Ich kann an Edel-Trash wie „Flash Gordon“ genau so viel Spaß haben wie an „12 Years a Slave“.

 

 

Welche Filme/Filmschaffende haben Dich am stärksten geprägt und Deine Leidenschaft für das Medium entfacht?

 

Tobias: Ebenfalls sehr unterschiedlich. Einerseits natürlich die Filme von Bud Spencer und Terence Hill, über die ich mich heute noch amüsiere. Andererseits John Carpenter, wenn es um Spannungsfilme geht. Auch John McTiernans Arbeiten in den 80er-Jahren haben meinen Geschmack sehr stark geprägt, selbiges gilt fraglos für die Filme von Stallone. Und wenn ich einen Film nennen müsste, von dem ich glaube, dass er mich am meisten geprägt hat, dann wäre das wohl „Rocky“. Für solche Filme wurde das Kino erfunden.

 

 

Welchen Star würdest Du gerne mal treffen?

 

Tobias: John Carpenter, Terence Hill und Avi Lerner. Das Gespräch mit Carpenter würde sicherlich sehr turbulent, das mit Hill aufschlussreich, das mit Lerner lehrreich.

 

 

Wie wurdest Du zum Kino-und Filmfan?

 

Tobias: Prinzipiell der klassische Weg: Über meinen alten Herrn, später über Freunde. Als ich aufwuchs, gab es noch den ZDF-Wunschfilm und da erreichten Ausstrahlungen von „Das Krokodil und sein Nilpferd“ noch locker 15 Millionen Zuschauer. Mein Vater schaute die damals gerne und auch „Rocky“ sah ich durch ihn. Als ich dann mit knapp 11 Jahren eine Kopie von „Rambo 2“ fand, war es endgültig vorbei. Nach und nach erkannte ich dann schließlich, was das Medium Film so alles zu bieten hatte und lernte Leute kennen, die mich z.B. mit Honkong-Filmen vertraut machten, als die in Deutschland noch verschmäht in den hintersten Winkel der Videothek lagen.

 

 

Wie hast Du in Deinen jungen Jahren Filme konsumiert (Kino, TV oder Video) und wie sichtest Du diese heute?

 

Tobias: Kino in jungen Jahren nur bedingt. Mein erster Kinobesuch, an den ich mich konkret erinnere, war „Die Rückkehr der Jedi Ritter“. Ich ging erst extrem häufig ins Kino, als ich jenseits der Volljährigkeit war, davor lediglich mal hin und wieder.
Es war zuerst viel TV, damals gab es noch im Spätprogramm auf dem ZDF diverse Klassiker, später gab es dann auf RTL die „Wilde Hilde“, die Horror-Highlights ankündigte. Da kam ich dann mit Sachen wie „Phantasm“ oder „Hellraiser“ in Berührung. Später dann vor allem die klassische Videothek, die ich geplündert habe. Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo ich mein letztes Geld in die Ausleihgebühr von „Halloween 5“ steckte, statt mir was Vernünftiges zu essen zu holen. Ich habe auch diese Action-Videotheken-Überflutung in den 90er-Jahren mitgemacht, alles von Cynthia Rothrock, Loren Avedon usw. gesehen. Heute gehe ich nur noch bedingt ins Kino. Hauptsächlich sichte ich die Filme auf DVD/BD, teilweise durch Streamdienste oder auch durch Internet-Videotheken. Allerdings habe ich auch den Vorteil, dass ich recht viele Screener erhalte.

 

 

Sammelst Du Filme auf einem Medium und wie stehst Du dem aktuellen Trend (Downloads & Streaming) gegenüber?

 

Tobias: Ich sehe die Vorteile von Downloads & Streaming, nutze sie auch selbst, bin aber kein Fan davon. Ich mag es, die Filme zu besitzen, sie aus dem Regal zu nehmen und zu wissen, dass sie da sind. Aber ich will dann auch die beste Fassung haben was das Bonusmaterial betrifft, ob DVD oder BD ist mir dabei aber unwichtig. Ich sehe losgelöst von der Frage allerdings das ganz große Risiko, dass Streaming und Download die Auswertungskette für kleinere Independent-Produktionen noch erschweren. Das bereitet mir Sorgen, da mir in der Regel kleinere Produktionen besser gefallen.

 

 

Welche Hobbys neben dem Film und dem Schreiben frönst Du noch?

 

Tobias: Ich habe zwei Kinder, da bleibt gar nicht mehr so viel Zeit. Ich versuche noch halbwegs regelmäßig Sport zu treiben, und die Freunde nicht zu stark zu vernachlässigen. Zudem bin ich ein begeisteter Brettspieler und lese recht viel, vor allem Biographien.

 

 

Da Du sicherlich viel oder überwiegend von zu Hause aus arbeitest, würde mich interessieren, ob es Dir schwer fällt Familie und Job unter einen Hut zu bringen (vereinbaren/abschalten)?

 

Tobias: Das ist alles nicht so einfach, weil man einerseits natürlich darauf achten muss, nicht zu überdrehen, andererseits ja auch die Family nicht vernachlässigen will. Es bedarf da schon einer grundsätzlichen Disziplin, um das unter einen Hut zu bringen. In der Regel arbeite ich erst, wenn die Kids im Bett sind und lege vorher fest, wie lange ich arbeite. Da ich das Glück habe, eine verständnisvolle Frau zu haben, funktioniert das dann meistens. Aber klar: Passiert privat etwas, bleibt die Arbeit liegen und muss dann später nachgeholt werden.

 

 

VIDEO-SPECIAL ZUM CLINT EASTWOOD BUCH – BAND 1:

Anbei noch eine Videoaufnahme der Präsentation des großen „Clint Eastwood Buches – Band 1“. Hierzu wurden sowohl die beiden Macher Tobias Hohmann und Thomas Pollmer, als auch „Für eine Handvoll Dollar“ Star Marianne Koch interviewt. Bitte entschuldigt die schlechte Qualität, aber da die Aussagen der Beteiligten durchaus interessant sind, wollte ich euch die Aufnahme nicht vorenthalten.

 


 

Ich Danke Tobias Hohmann für seine Zeit und das interessante Interview.

 

© Bilder der Filmbücher unterliegen dem MPW-Verlag

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