Autor: Florian Wurfbaum
Captain Future – Folge 1-3 Der Herrscher von Megara
So gut wie jedes Sci-Fi interessiertes Kind der achtziger Jahre kennt die damals im ZDF ausgestrahlte Zeichentrick-Serie „Captain Future“ (Erstausstrahlung: 27.09.1980). Die 1978/79 entstandene Serie basiert auf der gleichnamigen US-Roman-Reihe von Edmund Hamilton die 1940-1944 erschien und wurde von der japanischen Produktionsfirma Toei Animation umgesetzt. Der japanische Einfluss zeigt sich hierbei auch deutlich im Animations-Stil, sodass „Captain Future“ letzten Endes wohl die erste wahre Anime-Serie im deutschen Fernsehen war.
Im Auftakt-Abenteuer bekommt es die Future-Crew mit dem „Herrscher von Megara“ zu tun. Der mysteriöse Schurke verseucht die Erdbewohner mit radioaktiver Strahlung, so dass sich diese in wildgewordene Gorillas verwandeln. Die Comet-Besatzung sucht fieberhaft nach einem Gegenmittel für die Rückverwandlung und will zugleich schnellstmöglich den Verursacher zur Rechenschaft ziehen. Doch der Bösewicht erweist sich als äusserst gerissen und so gelangt Future gar in Gefangenschaft, als er versucht Joan zu retten. Hierbei werden die beiden auch noch vom Herrscher von Megara verstrahlt, dass Ihnen nur noch 3 Stunden bleiben, bis sie ebenfalls in wutentbrannte Tiere mutieren…
Der Auftakt bietet eine recht spannende Geschichte, bei der bis zum Schluss im Dunkeln bleibt, wer wirklich hinter dem „Herrscher vom Megara“ steckt. Der Androide Otto nutzt auch bereits im ersten Abenteuer der Future Mannschaft seine Fähigkeiten als Wandlungswesen und begibt sich Undercover auf die Suche nach dem Geheimnis des skrupellosen Schufts. Der Herrscher von Megara ist mit seinem langen grünen Cape und dem Dreispitz-Helm ein imposanter Widersacher, dem es zwar in der deutschen Schnittversion etwas an Tiefe fehlt, aber allein seine Fähigkeit sich zu entmaterialisieren (Durchsichtig zu machen), macht ihn zu einem herrlich mythischen und durchtriebenen Schurken, der restlos überzeugt. Stellvertretend für eigentlich alle Geschichten der Animationsserie punktet die Storyline mit großem Einfallsreichtum und einer Menge überraschenden Wendungen. Dies ist letzten Endes auch einer der Punkte, bei denen sich „Captain Future“ eben von vielen anderen Zeichentrickserien aus der damaligen Zeit abhebt. Die Future-Abenteuer sind schlichtweg nicht ausschliesslich für die kleinen Zielgruppen-Kucker entwickelt worden, sondern bietet mit seinen Geschichten und seiner erwachseneren Machart darüber hinaus auch etwas für die ältern Zuschauer. So wird hier, im Gegensatz zur damaligen, weitesgehend belanglosen Cartoon-Konkurrenz, geraucht, getrunken und gemordet.
Auch wenn die gut durchdachte Geschichte durchweg fesselt und somit überzeugt, kann diese in Deutschland leider inhaltlich nicht ihr volles Potential ausspielen. Denn es kommt einerseits immer wieder zu nicht nachvollziehbaren Inhaltssprüngen und andererseits Erscheinen manche Charaktere aus dem Nichts – ohne deren Herkunft eindeutig zu klären. Hier machen sich eindeutig die Schnitte des deutschen Fernsehsenders bemerkbar – die deutsche Laufzeit der Auftakt-Geschichte beträgt insgesamt etwas über 73 Minuten. Warum das ZDF die jeweiligen Geschichten von ursprünglich vier Folgen auf drei Folgen herunter gekürzt hat, bleibt schlussendlich deren Geheimnis, ist aber aus Sicht des Zuschauers überaus ärgerlich. So muss der Betrachter schon über die eine oder andere Ungereimtheit hinweg sehen können, um die Serie vollends zu genießen.
Toll ist dagegen, wenn mittels Off-Sprecher versucht wird, die eingesetzte Technik möglichst wissenschaftlich und zugleich simpel zu erklären. Zwar ist dies nicht immer plausibel oder im vollen Umfang nachvollziehbar, aber dennoch erzeugen die wissenschaftlichen Erklärungen eine hohe Glaubwürdigkeit beim jung gebliebenen Zuschauer. Zumal eben genau diese gekonnte Mischung aus Fiktion und wissenschaftlicher Fakten eines der Besonderheiten der Kult-Animationsserie ist.
Wie bereits angedeutet erweist sich die japanische Zeichentrickserie als recht düster und erwachsen. Dies wird auch von den fantastischen Illustrationen der japanischen Künstler unterstützt. So liefern die Macher um Tomoharu Katsumata ungemein stimmungsvolle Bilder, die mitverantwortlich für das einmalige Flair und den unglaublichen Charme der Serie sind. Natürlich wirkt das Geschehen aus heutiger Sicht angestaubt, da die Animationen doch recht hölzern daherkommen und viele Aufnahmen oftmals aus Standbildern bestehen. Dennoch kann es der detailreiche Zeichenstil mit heutigen animierten Billigproduktionen mühelos aufnehmen und bleibt somit einfach zeitlos.
Das absolute Prunkstück und wahrscheinlich hauptverantwortlich für den großen Kult in hiesigen Gefilden ist der großartige Score von Christian Bruhn. Die genialen Synthesizer-Klänge intensivieren die Bilder um ein vielfaches und verzaubern den Zuschauer dermaßen, dass dieser mit nostalgischem Blick über jegliche technische Schwächen hinweg sieht. Sicherlich gehört der „Captain Future“ Score mit seinen eingängigen, unvergesslichen Melodien zum Besten was die Achtiziger Jahre hervorgebracht haben. Neben der Musik aus deutschen Landen begeistert auch die Synchronisation. Die Sprecher um Wolfgang Völz – der Otto Leben einhaucht – brillieren in ihren Rollen und holen das Maximum aus den Figuren raus. Letztlich können wir uns glücklich schätzen, denn mit der Kombination aus den tollen Bildern und der hiesigen Vertonung bekommen wir schlichtweg die Beste „Captain Future“-Version präsentiert.
KURZ-REVIEW ZUR AKTUELL VERÖFFENTLICHTEN STANDARD BLU-RAY-KOMPLETTBOX:
Nachdem die 2003-2004 veröffentlichten DVD-Boxen jahrelang vergriffen waren, erschien am 09. Dezember 2016 die Kultserie endlich wieder auf Disk. Neben der überarbeiteten DVD-Version spendierte Universum Film der Anime-Serie sogar noch eine hochauflösende Fassung, so dass „Captain Future“ nun auch erstmalig auf Blu-Ray zu bestaunen ist.
Leider enttäuscht bei der standartisierten Blu-Ray-Komplettbox die Aufmachung, da die 4 Scheiben entgegen einiger Werbebilder, nicht in einem schicken Pappschuber-Digipack stecken, sondern lediglich in einer recht billig aussehenden, normalen Plastik-Doppel-Box mit Papierinlay untergebracht sind.
Das hat die Comet-Crew schlichtweg nicht verdient, denn zu einer dermaßen kultisch verehrten Serie, gehört nunmal auch eine würdige Aufmachung, wie es z.B. bei der DVD-Erstveröffentlichung von 2003-2004 oder der Amazon-exklusiven Limited Collector´s Edtion Box, die aber mit knapp 200 Euro auch ihren stolzen Preis hat, der Fall ist.
Aber zumindest der Inhalt auf den Disks kann überzeugen, denn anhand der Bildqualität sieht man der Serie nun nicht mehr sein stolzes Alter an. So punktet das 40 Folgen umfassende Abenteuer optisch sowohl mit einem soliden Schwarzwert, als auch einer richtig guten Schärfe. Zumal der in DTS HD MA 2.0 vorliegende Ton ordentliche Qualität liefert, auch wenn es für die Fans sicherlich ein wenig ärgerlich ist, dass die ungeschnittenen Folgen in Originalsprache nur in der bereits erwähnten Limited Collector´s Edtion Box von Amazon enthalten sind.
Wenigstens gibts als nette Zugabe noch das Serienspecial „Sternstraße zum Ruhm“ in Originalsprache mit deutschen Untertiteln zu sehen. Alles in allem eine gute Veröffentlichung, die aber in der Standardversion leider ein paar vermeidbare Schwächen aufweist.
DVD-Cover und Bilder © und Eigentum von TOEI Animation / Universum Film GmbH.