Autor: Tom Burgas
Seit 9 Jahren schwimmt Marvel zusammen mit Disney auf einer Erfolgswelle, die es in dem Ausmaß wohl vorher nicht gab. Ich mein das Konzept gab es schon in den 30ern, als nach und nach Dracula gegen den Wolfsmensch antrat und später immer mehr Monster vorkamen und es immer mehr sein musste. Jedoch ließ bei unseren Schwarz/weiß-Kollegen schnell die Qualität nach, was man bisher von unseren kostümierten Helden nicht behaupten kann. Klar gab es Schwankungen nach oben (CAPTAIN AMERICA 2) und unten (CAPTAIN AMERICA 1), aber unterm Strich bekommen wir perfekt ineinander funktionierendes Bombast-Popcornkino geliefert.
Klar kann man jetzt meckern dass es immer das selbe in grün ist und irgendwie stimmt das auch. Es ist Film-Fastfood und manchmal serviert einem das Zeug eben eine wohlgeformte Amazone und mal ein jugendlicher Wandkrabbler, aber mindestens handwerklich ist das immer eine bunte Wundertüte an Spaß und Action. Was aber langsam interessant ist, ist die Tatsache dass am Ende von der so genannten Phase 3, in der wir uns gerade befinden, der alles entscheidene Kampf geprügelt und geschossen wird und noch niemand weiß was danach passiert. Das führt auch dazu, dass wir endlich mit Handlungen rechnen können, die wirkliche Auswirkungen haben, welche bisher schmerzlich vermisst wurden. Es gab meist den austauschbaren Böskopp dem mit coolen Sprüchen in einem CGI-Feuerwerk mal ordentlich die Hosen stramm gezogen wurden, aber so langsam wurde es generisch.
Werfen wir mal einen Blick auf die wandelne Shampoo-Werbung Thor. Ich für meinen Teil halte seine bisherigen beiden Beiträge eher für Mittelmaß, besonders Teil 2 kratzte schon sehr am Titel des schlechtesten Marveloutputs. Auf THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG beziehungsweise THOR: RAGNAROK, wie der deutlich passendere Originaltitel lautet, war ich somit absolut gar nicht gespannt und dass durch Youtube-Videos seiner Figur jede Ernsthaftigkeit geraubt wurde unterstrich dann meine Meinung zu dem Ganzen. Ich bin ja eher der Typ Mensch der auch bei Heldenfilmen spüren will dass was auf dem Spiel steht und den Spandexträgern der flotte Spruch eher mal im Hals stecken bleiben soll. Aber nun gut, selbst ein schlecht laufender Marvelfilm macht seine 600 Millionen also werden die einen Teufel tun und an dem Rezept was ändern.
Jedoch tauchte bei Teil 3 schon frühzeitig der Name des Regisseurs auf bei dem selbst ich wohl bei jeder Gelegenheit nach mehr Humor schreien würde und der von mir aus auch Danny DeVito als Thor besetzen könnte. Taika Waititi. Dieser hat mit WHAT WE DO IN THE SHADOWS die wohl beste Komödie der letzten 10 Jahre geschaffen. Da Thor nach dieser Kirmes ja folgerichtig auf Rocket und seine Guardians treffen muss ist eine lustigere Ausrichtung und somit an eine Anpassung am Stil nur logisch. Somit sah man dann im Trailer auch schon ein komplett anderes Artwork, eine komplett andere Optik, der Grundton wurde verlegt. Nicht mehr geerdete Grautöne im Kontrast zum Plastik-Asgaard. Es gibt jetzt Neonflash und Popart in bester Flash Gordon-Manier und natürlich MUSS Led Zeppelin das Ganze unterlegen, alles andere wäre Idiotie!!
Allerdings will ich nicht über den Trailer reden sondern über den Film und was soll ich sagen? Marvel hatte mich nach den 2 Stunden dick an meinem Lachsack und ließ ihn nicht los. Selten hatte ich solch eine Partystimmung. Aber erstmal alles auf Anfang.
Was gibt denn die Story her? Thor bestreitet ein Abenteuer nach dem anderen, kloppt sich so durch die Lande und nach 1-2 Ereignissen taucht Hela auf, die ein persönliches Hühnchen mit Asgaard zu rupfen hat. Beim ersten Geplänkel gibt es ein bissel was auf die 12, bei dem Thor´s Hammer zu Schrott verarbeitet wird und durch Zufall landen Thor und Loki auf einem fremden Planeten wo sie auf den Grandmaster treffen, der übrigens der Bruder des Collectors aus vorigen Teilen darstellt. Der lässt zum Vergnügen Kämpfer gegeneinander antreten und sein bester Kämpfer ist…..Hulk!! Na Mensch Zufälle gibt’s. Also alles auf Kommando „Ausbrechen“ und mit Hilfe von ein paar Helfershelfern ein Schiff klauen und ab zu Hela Asagaard retten…oder so ähnlich.
Storytechnisch sieht man also, dass hier wieder das 1 mal 1 abgefahren wird und noch weniger als sonst auf tiefergehende Charaktermomente geschielt wird. Schon ab Szene 1 wird klargestellt wohin die Reise geht. Hier soll man Spaß haben und ganz klar einen Lacher nach dem anderen abfeiern. Dass zieht der Film dann auch konsequent durch und hier drin liegt auch wohl das große Problem, in welchem sich die Geister scheiden, aber dazu später.
Die Neuzugänge sind fast ohne Ausnahme Gold wert. Egal ob der neue weibliche Sidekick Valkyrie oder der Executioner, bei dem man die Spielfreude von Karl Urban regelrecht fühlt. Auch Korg (CGI-Steinhühne), der gesprochen wird vom Regisseur, ist einfach nur perfekt. Wer aber ganz klar jedem die Show stiehlt ist, wen wundert es, Jeff Goldblum, der hier eine irre Version von sich selber auf Valium spielt, ist einfach nur großes Kino und ich frage mich womit wir diesen Menschen verdient haben. Aber auch der Rest ist einfach super, wobei gesagt werden muss, dass Marvel einfach mal wieder sein Problem mit der Antagonistin nicht hinbekommt. Nicht nur ist die Hintergrundgeschichte irgendwie Panne, sondern der ganze Charakter wirkt großteils wie auf Sparflamme. Cate Blanchett sieht gefährlich 20 Jahre jünger aus als sonst und hat einen Hüftschwung bei dem sich 16:9 lohnt aber der Rest ist leider Wegwerfware. Da wäre mehr drin gewesen, denn man merkt dass sie Lust hatte.
Aber beim Gucken hat man für solche Gedankengänge gar keine Zeit, denn was dieses Gagfeuerwerk hier ablässt muss erstmal verarbeitet werden. Wenn wir mit CAPTAIN AMERICA 2 den 70er Jahre Spionage-Thriller unter den Marvelfilmen hatten, haben wir hier eindeutig Marvels Komödie. Und genau DARAN stoßen sich wohl viele, denn wir haben eine wirkliche Bedrohung am Ende und ein paar Storytwists die schwerwiegend sein werden für das Marvel-Universe. Jedoch wird alles so mit Witzen zugebombt, dass man diese nicht wahrnimmt, was aber dann beim Durchatmen nach dem Film ein wenig negativ auffällt.
Aber jeder der schon immer einfach den entspannten Spaß an den Filmen hatte und nie was anderes wollte, wird hier 2 Stunden in Partystimmung versetzt, nur eben diesmal komplett ohne irgendeinen dramatischen Anspruch. Wer da jetzt nach Schnittfehlern oder unlogischen Stellen guckt soll sich wieder seinen CITIZEN KANE angucken und eben auf Comicverfilmungen verzichten. Allen anderen kann ich nur absolut empfehlen bei THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG die Türen einzurennen, denn dieser bietet genau das, was ich vom Kino erwarte: puren Spaß an der Freude.
PODCAST: SPECIAL ZU THOR 3: TAG DER ENTSCHEIDUNG (EIN FILM, ZWEI MEINUNGEN)
Ab dem 31. Oktober 2017 nur im Kino!
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Es gibt Filme an die man sich gern erinnert, weil sie gut waren und es gibt Filme an die man sich lieber nicht erinnert, da sie so grottenschlecht waren. Zu Letzterem gehört für mich „Thor – Tag der Entscheidung“. Es ist fast nichts von der ursprünglichen Thor Geschichte erhalten. Selbst die einst treuen Weggefährten werden nur in kurzen Einspielsequenzen gezeigt und vernichtet. In einem Nebensatz erfährt man, dass Jane Thor verlassen hat. Punkt. Das war’s.
„Thor – Tag der Entscheidung“ ist ein misslungener Marvel-Einheitsbrei aus Klamauk, Computeranimationen und Sound à la Tron Legacy. Aber kein Bestandteil ist passend zu Thor.
Mein Fazit: So nicht! Thema komplett verfehlt. Setzen, Sechs!