KRITIK – STOLZ UND VORURTEIL & ZOMBIES

©SquareOne Entertainment/Universum Film. Alle Rechte vorbehalten.
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Autor: Kevin Zindler

Es ist seit geraumer Zeit in Mode gekommen, erfolgreiche Vorlagen – welche überwiegend im 18. und 19. Jahrhundert angesiedelt sind – auf zu tunen und sie mit Stilmitteln unserer Zeit zu mixen. So sind jetzt beispielsweise Hänsel und Gretel oder Abraham Lincoln Vampirjäger und Frankenstein sowie Kollege Van Helsing greifen mittlerweile zu eher unkonventionellen Methoden, um sich ihren untoten Feinden zu entledigen. Überwiegend scheinen derartige Neuinterpretationen beim potenziellen Publikum gut an zu kommen, so dass nun auch Jane Austens Klassiker „Stolz und Vorurteil“ einer Frischzellenkur unterzogen wurde. Die mögliche Intention dahinter: Der beliebten, jedoch nach heutigen Sehgewohnheiten etwas zähen und angestaubten Gefühlsduselei durch das Abmetzeln armer Zombies – sagen wir mal – etwas mehr (rote) Farbe zu verleihen. Ist es den Machern von STOLZ UND VORURTEIL & ZOMBIES gelungen,  den Kinogängern dieses gewagte Unterfangen schmackhaft zu machen? Dem Einspielergebnis nach zu urteilen (die 28 Millionen Dollar Produktion spielte weltweit gerade einmal 16,3 Millionen Dollar wieder ein) ist die Antwort recht eindeutig. Zahlen sagen mehr als tausend Worte…oder etwa nicht?

Zum Inhalt: England, 1811: Das Land ist im Begriff, von einer neuen Zombie-Welle überrannt zu werden. Für Mrs. Bennet besteht jedoch das größere Problem darin, ihre fünf heiratsfähigen Töchter unter die Haube zu bringen. Eine davon ist Liz (Lily James), die wie der Rest ihrer Schwestern die Kampfkunst der Shaolin beherrscht und eine leidenschaftliche Kämpferin ist. Neben den Zombies ist ihre größte Herausforderung wiederum, der seltsamen Anziehung zu dem Kämpfer Mr. Darcy (Sam Riley) und dem Charme des manipulativen Mr. Wickham (Jack Huston) zu widerstehen. Liz und Darcy müssen erst persönliche Vorurteile überwinden, bevor sie im Kampf gegen die Zombies die wahre Liebe füreinander entdecken…

 

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Um es vorweg zu nehmen: „Pride and Prejudice and Zombies“ – so der Original Titel –  ist handwerklich und optisch ein guter Film. Doch wie sieht es mit er geschichtlichen Komponente aus und im welchem Ausmaß müssen die schönen, sprachlich begabten Charaktere aus Austens Original-Vorlage den stinkenden und weniger hübsch anzusehenden Zombies weichen? Keine Sorge! Burr Steers ‚ Drehbuch des Romans sorgt dafür, dass diese Anpassung der Geschichte und die geschickte Richtung, in welche die Geschichte verläuft (aufgrund der Spoiler-Gefahr sei an dieser Stelle nicht mehr verraten), sich wie ein neues Abenteuer der bereits bekannten Figuren anfühlt. Der Geist des Bestsellers wird beibehalten und der Zuschauer hofft natürlich, dass die Geschichte so endet, wie sie es auch im Original-Roman tut. Die Hauptrollen Sam Riley und Lily James liefern dabei eine bezaubernde Performance ab. Einerseits stark, kämpferisch und von sich selbst überzeugt, andererseits verletzlich und um Worte nicht verlegen, wenn es um die Offenbarung der Gefühle für den eigentlich heiß begehrten Gegenüber geht. Die Besetzung ist ohnehin durch die Bank weg gut. Der neue Charakter von Lady Catherine de Bourgh (Lena Headey) ist eine willkommene Ergänzung zu den bereits etablierten Figuren. Ebenso sollte Jack Huston nicht unerwähnt bleiben, der den ebenso charmanten wie undurchsichtigen Mr. Wickham verkörpert.

 

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Somit wäre der „Stolz und Vorurteil“ Teil eigentlich abgehakt und er ist überraschend gut gelungen. Das eigentliche Problem ist der Zombie-Teil, welcher nicht so wirklich in das Geschehen passen möchte. Wenn man bedenkt, wie lächerlich das Konzept eines Zombie-Virus-Ausbruchs im viktorianischen England ist, hätte es viel witzigere Dialoge und urkomischere Szenen im Film geben können. Doch der Ton ist deutlich ernsterer Natur. Außerdem gibt es viel zu wenige Zombie-Szenen. Lily und ihre Schwestern sind super ausgebildet und wenn dann mal 3,4 Zombies angreifen, werden diese ohne viele Gegenwehr weggeputzt. Jene Szenen sind fraglos cool inszeniert, wirken aber aufgesetzt, so als ob jetzt unbedingt mal wieder Zombies auftauchen müssen, die von unseren Girls mal eben erledigt werden müssen, nachdem zu viele Dialoge dem geneigten Zuschauer in den Halbschlaf versetzt haben. Die Idee hat zweifelsohne das gewisse Etwas, dennoch vermag die Zombie-Thematik nicht so recht zünden und vermittelt einem oftmals das Gefühl ein Fremdkörper in der Story zu sein. Letzten Endes bleibt der Zuschauer bei der Stange, weil die Schauspiel-Leistungen ansprechend, der enthaltene Twist gut (welcher zumindest in diesem Fall die Zombies gut einsetzt) und die wenigen Kampf/Action-Sequenzen nett anzusehen sind.

 

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Ab dem 28. Oktober 2016 auf Blu-ray™, DVD und VOD erhältlich!

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