KRITIK – POWER RANGERS

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© Studiocanal GmbH Filmverleih

Autor: Tom Burgas

Oha! Jetzt schnappen sich die Studios auch jede noch so schlimme Lizenz um damit Geld zu machen, auch wenn der Franchise eigentlich schon immer scheiße war. Kultstatus hin oder her, aber man kann sich da schon einig sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Serien aus dieser Zeit, die ein hohes Ansehen genießen, waren die „Power Rangers“ schon immer Gülle erster Güte. Unterhaltsame Gülle, aber eben Gülle und das wusste man irgendwie auch als Kind schon. Nicht falsch verstehen, es gab dort Dinosaurier, Roboter…Roboterdinosaurier und kämpfende Megatiersaurier, die sich gegenseitig kloppen – man konnte es als Kind also nur lieben. Trotzdem hatte das immer einen sehr trashigen Anstrich, den man auch als Kind schon bemerkte…

Für die meisten von uns dürfte das Kennenlernen in den frühen 90ern stattgefunden haben. Allerdings waren die Ranger dort schon alte Hasen. Der Produzent Haim Saban entdeckte die „Super Sentai“ 1984, die zu diesem Zeitpunkt bereits in ihrer 16. Staffel die Gummianzüge über ihre Ärsche zogen. Los ging das Phänomen 1975 in Asien und war dort auch auf anhieb ein Riesen-Hit, nur außerhalb Asiens kannte die „Power Rangers“ damals kein Mensch. Das wollte Saban ändern und besorgte sich die Lizenz, um den Klopper-Trash außerhalb Asiens verbreiten zu dürfen. Der Rest ist mittlerweile Geschichte. Interessant ist dabei, dass die Actionszenen weiterhin einfach aus dem asiatischen Original entliehen und nur die „Schauspielszenen“ fürs amerikanische Publikum gedreht wurden. Nur einer der vielen Punkte, die die Serie zu einer spaßigen Trashgrütze erhoben.

 

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© Studiocanal GmbH Filmverleih

Nach unzähligen Ablegern der Serie sank zunehmend das allgemeine Interesse, so dass es nicht verwunderte, dass es ab Ende der 90er Jahre still um die „Power Rangers“ wurde. Aber aufgrund der aktuellen neuen Masche, alte Jugend- und Kinderserien mit großem TamTam wieder neu aufzufrischen, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis man den Geldkoffer rausholt und wieder 5 Dullis („liebenswerte Trottel“) findet, denen man die bunten Anzüge überstreifen kann.

Wobei ich es persönlich bei dieser Lizenz schon recht mutig finde. Denn die Lizenz hatte bei nüchterner Betrachtung  nie einen Ursprung den man ernsthaft als Qualität anerkennen kann. Gerade wenn man hollywoodmäßig Geld reinbuttern will, ist ja schon der Grundgedanke oder die Essenz des Ganzen pulverisiert. Dazu muss man die heutige Jugend, oder noch besser die Twens, abholen können und das schafft man nicht mit Trash – nicht in diesem Ausmaß. Der erste Trailer hatte mich dann auch nicht besonders angesprochen, allerdings musste ich da schon gestehen, dass es irgendwie was blödes, aber nicht zu Blödes unterhaltsames hatte. Und wenn es dann hier hieß Go …GO!! hatte der mich doch irgendwie. Trotzdem erwartete ich nichts, da ich nicht gerade der Freund ähnlich gelagerter Verwurstungen wie den Turtles (wobei noch ganz ok) oder Transformers (ein Filmfranchise direkt aus der Hölle!!) war.

 

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© Studiocanal GmbH Filmverleih

2 Stunden später musste ich mir jedoch eingestehen, dass ich verdammt viel Spaß hatte. Dieser Spaß lag aber diesmal nicht an Fremdschäm-Momenten oder offensichtlichem Trash. Es ist meines Erachtens ein Beispiel dafür, dass sich jemand Mühe gemacht hat. Angefangen bei den Charakteren, die zwar alle komplett aus der Klischeekiste sind, aber eben trotzdem sympathisch rüberkommen. Keiner der Teens war nervig oder hatte peinliche Szenen und jeder für sich hat seine kleinen Momente, so dass die Truppe mir irgendwie ziemlich cool vorkam. Im Grunde ist generell die erste Stunde eine Art „Breakfast Club“ mit werdenden Superhelden und ich möchte mich fast selber dafür ohrfeigen, dass ich zugeben muss, dass das einfach funktioniert. Selbst der erwähnte Humor, welcher für mich immer der schwierigste Baustein in dem Genre ist, hat fast jedes Mal gesessen. Natürlich kommt der ganze typische „Captain Planet“-artige Kram, von wegen „nur zusammen sind wir stark“ blabla. Aber mal ganz ehrlich, wer sich über Klischees in Filmen aufregt, dürfte im Grunde kaum aus dem Meckern rauskommen, egal was man gerade guckt.

Eine weitere Stärke ist Elisabeth Banks. Gott was hat die anscheinend Lust auf die Rolle gehabt. Ihre Auftritte dürften auch dafür gesorgt haben, dass der Film seine FSK 12-Freigabe bekam. Besonders am Anfang könnte sie eine Ekelhexe direkt aus Mordor sein, die auch in einem Horrorfilm nicht falsch aufgehoben gewesen wäre. Bis zum Ende zieht sie unerwartet böse vom Leder, dicker Pluspunkt dafür.

 

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„Breaking Bad“ Star Bryan Cranston und Bill Hader ergänzen in Nebenrollen und sorgen für das nötige Namensmarketing. Cranston hat übrigens am Beginn seiner Karriere in der ersten Staffel der Rangers vielen Monstern seine Stimme geliehen. Dies ist auch der Grund warum der blaue Ranger Cranston heißt.

Leider geht die 100 Millionen US-$ Produktion genau in dem Moment die Puste aus, als das kommt, worauf der Zuschauer eigentlich wartet. Die Truppe hat ihre Kampfanzüge, ’n kaijugroßes Monster gilt es zu besiegen und die Zords samt Megazord werden ausgepackt. Ab diesem Moment verlässt sich der Streifen leider nicht mehr auf seine minimale Bodenständigkeit, sondern zelebriert den bunten Budenzauber vergangener Serientage. Auf einmal wird eben alles irgendwie trashig. Die Effekte wirken daneben, die Anzüge nur cool, wenn sie in Zeitlupe auf die Kamera zulaufen oder alleine im Bild sind und bei den Kämpfen riecht alles wieder nach Gummi und Latex. Dass das natürlich eigentlich schon wieder passt ist klar, aber zum eigenen Film eckt das irgendwie an.

Ich bin mir daher unschlüssig, ob ich einen zweiten Teil sehen mag, in dem dann wohl die Action im Vordergrund steht und der billige Faktor, durch neue komische Monster, mehr ins Absurde rutscht. Aber darüber brauch ich mir aktuell keine Gedanken machen, erstmal möchte ich mich darüber freuen, dass mich diese Quatschlizenz schlussendlich überrascht und gut unterhalten hat.

 

Power Rangers - Bewertung

Ab dem 03. August 2017 auf Blu-Ray, DVD und VOD erhältlich!

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